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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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auf der Autobahn zwischen Wittlich und Trier befänden. Er schlug die Augen auf und sah links einen steilen Berg, der oben im Nebel endete. Rechts war Wasser.
    »Wo sind wir?«
    »An der Mosel.«
    »An der Mosel?«
    »Sieht so der Orinoko aus?« Doris überholte einen Traktor, der einen hoch mit Kelterabfällen beladenen Anhänger zog. »Der bringt die Trauben wieder in den Weinberg zurück. Aber den Saft hat er behalten, würde Jo dazu sagen.«
    Sie kamen in einen Ort, in dem Doris einen großen Parkplatz am Moselufer ansteuerte. »Ich hab’ Hunger!«
    Walde gähnte, reckte sich und realisierte, dass sie sich in Bernkastel-Kues befanden.
    Nach dem Essen musste Walde ans Steuer. Doris behauptete, jetzt auch für den Volvo zu dick geworden zu sein. Zur Abwechslung schlief nun sie, den Kopf seitlich an die Scheibe gelehnt. Wie immer in den letzten Wochen hielt sie ihre Hände über dem Bauch gefaltet. Walde versuchte, jeder Unebenheit auf der Straße auszuweichen. Vor Doris’ Wohnung verabschiedeten sie sich.
    *
    Es dämmerte bereits, als Walde wieder den Spachtel in die Hand nahm. Die Haut seiner Handfläche war rot entzündet. Die am Morgen freigelegte Fläche sah aus, als habe eine Granate in die Wand eingeschlagen. Lustlos schaute er in den Eimer, wo ein Schwamm in einer milchigen Brühe dümpelte. Für heute war keine Hilfe mehr zu erwarten. Jo hatte am Abend eine Weinprobe zu kommentieren und Uli verbrachte wie immer den Dienstag bei seinen Söhnen und der Exfrau.
     
    Walde zog die Jacke an. Das Laub unter den Alleenbäumen war nass. Im Moseltal musste es geregnet haben, während in der Eifel das schönste Wetter gewesen war. In der Pathologie schien Hochbetrieb zu herrschen. Walde wartete eine halbe Stunde in Dr. Hoffmanns Büro, bis dieser endlich Zeit für ihn hatte.
    Hoffmann reichte ihm die wie immer unterkühlte Hand. »Kennen Sie die drei Eigenschaften, die eine Frau haben sollte?«
    Walde bemühte sich, so zu tun, als höre er den Witz zum ersten Mal.
    »Also«, hob Hoffmann an und musste vor lauter Vorfreude ein Lachen unterdrücken. »Sie muss fantastisch kochen können, eine Granate im Bett sein und einen Job mit einem super Gehalt haben.«
    Hoffmann schaute Walde solange an, bis der sich genötigt fand, zu nicken. Erst dann fuhr er fort: »Aber da gibt es ein Problem.« Der Pathologe legte einen Ausdruck der Betroffenheit in seine Miene: »Die drei dürfen sich niemals kennenlernen.«
    Das heisere Lachen hatte in dem mit Akten und Büchern vollgestopften Raum einen anderen Klang, als Walde es von den gekachelten Räumen der Pathologie her kannte. Er grinste höflich und überlegte, solange sich sein Gegenüber vor Lachen bog, ob er sich den Witz für Jo oder Uli merken oder ihn Gabi zurückerzählen sollte.
    Endlich hatte sich Hoffmann wieder im Griff: »Sie müssen entschuldigen, dass ich Sie warten ließ, aber der Sensenmann fährt die Ernte ein.«
    »Ich verstehe nicht?«
    »Im November beginnt die Sterbezeit, dann treten neben den üblichen auch noch diejenigen ab, die sich gerade noch über den Sommer geschleppt haben, und einige davon landen auf meinem Tisch.« Hoffmann deutete mit dem Zeigefinger ein Zeichen in der Luft an. Walde war sich nicht sicher, ob es ein Kreuzzeichen oder ein Ypsilon darstellen sollte.
    »Ich wollte von Ihnen wissen, wie Sie die Todesursache bei Hanna Harras einschätzen. Was könnte es genau gewesen sein?«
    »Sie müssten den Bericht doch längst haben.«
    »Ja, vielen Dank, so schnell wie immer.«
    »Habe ich etwas vergessen?«
    »Nein, das haben Sie nicht. Ich wollte nur Ihre persönliche Einschätzung hören, wie es zum Tod gekommen sein könnte.«
    »Sie wurde sehr grob angefasst. Das steht fest.«
    »Geschah das in der Absicht, sie zu töten?«
    »Das ist natürlich reine Spekulation, aber mein Gefühl sagt mir, dass der Täter sich mit ihr zwar gewalttätig auseinandergesetzt hat, aber ihren Tod eher nicht absichtlich herbeigeführt hat.«
    *
    Schon knapp zwei Wochen hatte Walde den Flur zu seinem neuen Büro im Präsidium nicht mehr betreten. Eine Neonröhre flackerte. Die Umgebung war ihm noch wenig vertraut. Auf dem Weg zum Präsidium hätte er um ein Haar wieder die alte Strecke eingeschlagen. Umso überraschter war er, als er in seinem Büro Gabi, Grabbe und Balzer am Besprechungstisch antraf.
    »Darf ich vorstellen, Herr Balzer, Kommissar Bock«, stellte Gabi vor.
    »Herr Bock«, Balzer war mechanisch aufgestanden und drückte Walde die Hand.
    »Herr

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