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Inkasso Mosel

Titel: Inkasso Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gleich ein Meeting«, Stiermann eilte vorbei. »Schon wieder im Dienst?«
    »Nur Stand-by, Chef.«
    »Was wollten Sie eigentlich von Hoss?« Der Präsident verlangsamte seine Schritte.
    Walde war auf die Frage nicht vorbereitet.
    »Sie haben mich doch vor ein paar Tagen angerufen und sich nach Holger Schaffreck, dem OLG-Richter aus Koblenz erkundigt.«
    »Ach so«, wiegelte Walde ab. »Den haben wir bei Harras getroffen, scheint ein Freund von ihm zu sein.«
     
    In seinem Büro widmete sich Walde der Akte. Er fand einen Stapel Papiere und Fotos von Meiers Geiselfall. Es gab noch einen dritten Täter, der mit dem Ehemann zur Bank gefahren war, während die beiden anderen die Ehefrau als Geisel in der Wohnung gefangen gehalten hatten. Unterwegs war der Mann an einer roten Ampel aus dem Auto gesprungen und geflüchtet. Anschließend hatte er eine der größten Polizeiaktionen ausgelöst, die Trier jemals erlebt hatte. Die Straßen um die Wohnung, in denen die Geiselnehmer die Frau gefangen hielten, wurden abgesperrt. Kurz bevor eine Spezialeinheit zur Stürmung des Hauses eingesetzt worden war, gaben die beiden Gangster auf. Von dem dritten Mann fehlte bis heute jede Spur. Die Gangster hatten der Frau mit einer Spritze gedroht, in der sich angeblich AIDS-Viren befanden. Später stellte sich heraus, dass es sich bei der Flüssigkeit lediglich um Wasser gehandelt hatte. Walde betrachtete nacheinander die Fotos. Eines zeigte eine Spritze, ein anderes das Haus.
    Meier erschien in der Tür: »Nicht gerade das, was die ängstliche Mutter sich zum Schwiegersohn wünscht«, kommentierte er die Fotos der beiden Erpresser, die Walde in der Hand hielt. »Weißt du, ich hab’ mal überlegt, was der Prozess, die Haft und die anschließende Abschiebung gekostet hätten. Da hat der Harras dem Staat ein ganz schönes Sümmchen erspart.«
    »Du meinst, die erscheinen nicht zum Prozess?«
    »Sag’ mal, die sind längst über alle Berge. Sie kamen aus Russland und hatten einen deutschen Vorfahren im weitverzweigten Stammbaum aufzuweisen. Ich vermute, die waren beim Militär oder irgendwelchen Geheimdiensten beschäftigt und haben dann hier im Westen als sogenannte Sicherheitsleute das gemacht, was sie drüben gelernt haben.«
    »Und das war?«
    »Na eben Leute überwachen, Menschen Angst einjagen, sie unter Druck setzen und was sonst noch bei der Firma anstand, für die sie gearbeitet haben.«
    »Ich habe nicht so ganz kapiert, was die überhaupt bei der Geiselnahme im Sinn hatten«, sagte Walde.
    »Im Prinzip nur Schulden eintreiben für eine illegal arbeitende Inkassofirma, die in keinem Handelsregister verzeichnet war.«
    »Was waren das für Schulden?«
    »Ein ziemlich hoher Betrag aus einem Immobiliengeschäft, den die Opfer einem Geschäftsmann aus dem Hunsrück schuldeten.« Meier klopfte auf die Akten. »Wenn du mich fragst, ist keiner von denen ganz sauber, ob sie hier Opfer oder Täter heißen.«
    »Was ist mit dem dritten Mann?«, fragte Walde.
    »Hat sich in Luft aufgelöst. Die beiden feinen Herren, die du da siehst«, Meier zeigte auf die Fotos, »haben zwar ein Geständnis abgelegt, behaupten aber, den dritten Mann nicht gekannt zu haben. Sie haben ihn angeblich erst am Tattag kennen gelernt.«
    »Dann ist es für den dritten Mann auch gut, wenn die beiden anderen nicht mehr gegen ihn aussagen können«, sagte Walde.
    »Das ist der Punkt.« Meier sprach lauter. Für Walde ein Zeichen, dass er die Panne des Landgerichts immer noch nicht verwunden hatte. »Der dritte Mann war der Kopf des Kommandos. Wir haben alles durchkämmt, wo man nur nach Russen suchen konnte. Danach haben wir die Fahndung auf Verdächtige aus dem gesamten osteuropäischen Raum ausgeweitet.«
    »Ohne Ergebnis, wie man sieht.«
    Meier senkte seine Stimme, als wolle er vermeiden, dass außer Walde jemand hörte, was er jetzt sagte: »Ich habe auf die Verhandlung gesetzt. Spätestens da hätten die ausgepackt. Die Staatsanwaltschaft wollte sich auf einen Deal einlassen. Wenn sie Entgegenkommen gezeigt hätten, wäre eine deutliche Strafverkürzung drin gewesen.«
    »Mit anderen Worten«, interpretierte Walde, »wenn sie den Chef ans Messer geliefert hätten.«
    »So ähnlich.«
     
    Unterwegs zur Treppe wurde Walde am Ärmel festgehalten: »Gut, dass du noch da bist!« Gabi sprach so gedämpft, dass er ihre Stimme nicht gleich erkannte.
    »Was ist denn?«
    »Komm’ mal bitte mit, du warst ja auch dabei.«
    »Wobei?« Walde folgte ihr zögernd über den

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