Inkubus
rechten Oberschenkels lief Blut herab, rund um die rote Wunde hingen Fetzen ihres Strumpfes, dessen ursprüngliche Farbe nicht mehr zu erkennen war. Amaldi war sich nicht einmal sicher, dass es nur Nylongewebe war.
Hinter ihr stand Primo Ramondi, presste sie mit dem linken Unterarm unter ihrem Kinn an sich, damit sie sich nicht bewegen konnte. Mit der anderen Hand hatte er das Messer gepackt und drückte es gegen den Hals seiner Schwester, es hatte schon ihre Haut angeritzt. Unter der blitzenden Klinge quollen Blutstropfen hervor und bildeten eine dunkle, gezackte Linie.
»Leg das Messer weg«, sagte Palermo, der mit der Waffe auf Ramondi zielte.
»Es ist vorbei … Seien Sie vernünftig … Es ist vorbei«, redete Amaldi ebenfalls auf ihn ein.
»Sag es ihnen!«, meinte Primo grinsend und verstärkte den Druck der Klinge, die sich noch weiter in den Hals der Prostituierten bohrte. »Sag ihnen, dass ich nicht schwach bin!« Seine kindliche Stimme klang schrill und hysterisch.
Palermo leerte das Magazin seiner Waffe und legte sie auf den Boden, dann schob er sie mit dem Fuß zu Primo hin.
»Ganz ruhig …«, sagte Amaldi. »Niemand glaubt, dass du schwach bist …« Mit diesen Worten ging er einen Schritt auf ihn zu.
»Halt!«, fuhr ihn Primo Ramondi an. »Sag es ihnen!«, schrie er seine Schwester an. »Sag ihnen, dass ich nicht schwach bin!«
»Du … bist …«, stammelte die Frau mit erstickter Stimme.
»Du bist schwach«, sagte Palermo plötzlich hart. »Du bist ein Schisser … ein Schwächling … ein Versager … ein Schlappschwanz … Ich habe noch nie einen so kleinen Pimmel gesehen wie deinen … Du bist genauso schwach wie dein lächerlicher Schwanz …«, fuhr er fort und sah Ramondi dabei weiter starr in die Augen. »Du bist so schwach wie eine Schwuchtel!«
»Du bist nicht mein Vater!«, sagte Primo zu Palermo, seine Stimme klang nun weinerlich.
Amaldi las in seinen Augen. In diesem Moment fügten sich die Trümmer seiner Welt wieder zusammen. Er erkannte in Primos Augen, dass er recht hatte. Das Wesen eines Menschen konnte sich selbst nicht widersprechen.
»Bleib stehen!«, sagte Primo zu Palermo.
Die Frau stöhnte auf, als das Messer noch tiefer in ihr Fleisch schnitt.
»Du kotzt mich an …«, erwiderte Palermo darauf und machte noch einen Schritt auf ihn zu. »Deine Schwäche kotzt mich an …«
»Palermo …«, flüsterte Amaldi und versuchte, ihn mit einer Hand aufzuhalten.
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, schüttelte Palermo sie wütend ab, blickte nur Primo starr in die Augen. Auch er sah etwas, das niemand außer ihm wahrnehmen konnte, dachte Amaldi.
»Bleib stehen oder ich bringe sie um …«
»Wen? Diese Nutte da?«, lachte Palermo und machte noch einen Schritt vorwärts. »Siehst du nicht, wie schwach du bist? Was zum Henker schert mich diese beschissene Hure …« Noch ein Schritt.
»Sie ist deine Tochter!«, schrie Primo, doch sein Blick wirkte verstört.
»Ach, die habe ich doch mittlerweile viel zu oft gefickt …« Wieder ein langsamer Schritt vorwärts. »Sie ist alt, genau wie diese andere Hure, deine Mutter … Die kotzt mich fast so sehr an wie du … Und du bist noch schwächer als eine Hure …«
Amaldi rührte sich nicht vom Fleck und beobachtete, wie sich Palermo weiter Schritt für Schritt vorwärtsschob.
»Sag es ihnen! Sag ihnen, dass ich nicht mehr schwach bin!«, herrschte Primo Ramondi seine Schwester an und brach in Tränen aus. Sie stöhnte erneut auf, inzwischen lief ihr das Blut die Brust herab.
Palermo streckte einen Arm aus. Er hätte das Messer zu fassen bekommen können, dachte Amaldi. Stattdessen packte Palermo die Brust der Frau und quetschte sie voller Verachtung. Dann fuhr er sich mit der gleichen Hand lachend in den Schritt.
»Möchtest du spüren, wie stark dein Vater ist, du miese Schwuchtel?«, sagte er.
Mit einem Aufschrei stieß Primo Ramondi überraschend seine Schwester zur Seite und stach mit der Klinge nach Palermo, doch sein Angriff ging ins Leere. Primo Ramondi sank daraufhin kraftlos zu Boden und ließ das Messer fallen. Er weinte. Sofort war Palermo über ihm, stieß ihm das Knie ins Gesicht, hob seine Pistole auf und setzte sich dann rittlings auf seine Brust. Der andere wehrte sich nicht. Er weinte, sein hässliches unbehaartes Gesicht hatte einen kindlich naiven Gesichtsausdruck angenommen. Palermo hob die Waffe, die er am Lauf gepackt hatte, und hieb Ramondi mehrmals heftig mit dem Griff auf den Mund, bis er ihm
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