Inkubus
der die Vergewaltigung gefilmt hatte.
»Bitte nicht …«, hatte der leise gesagt.
»Schau hin!«, hatte ihn Palermo angeschrien und auf den Jungen gezeigt.
Als der Mann sich umdrehte, hatte Palermo ihm den Pistolenlauf in den Nacken gepresst und abgedrückt.
Schreckenstarr hatte ihn der vierte Mann mit weit aufgerissenen Augen und Mund angeblickt. Während Palermo auf ihn zukam, hatte er die Hände geöffnet und ihm das Geld hingestreckt. Da hatte Palermo ihn erkannt. Es war der Vater des Jungen. Der Vater von Luz. Als die beiden Schüsse fielen, trudelten die Geldscheine langsam zu Boden wie Schmetterlinge ohne Flügel. Bevor der Vater, der das Fleisch seines eigenen Kindes verkaufte, sie mit dem Gewicht seines leblosen, blutüberströmten Körpers zerquetschte.
Carboni drehte sich um und konnte gerade noch sehen, dass Luz den Arm hob und einen Knüppel in der Hand hielt, bevor der ihm genau an der Schädelbasis direkt hinter dem linken Ohr einen entschlossenen, trocken klatschenden Schlag versetzte. Er verdrehte die Augen und fiel wie ein Sack zu Boden.
Luz hob den Apfel auf, der in die Bierpfütze gerollt war, und trocknete ihn mit dem Vorhang ab, hinter dem er sich versteckt hatte. Dann holte er sein Instrument hervor, mit dem er das Licht messen konnte, legte es aufs Sofa und begann, Carboni zu entkleiden. Unter seiner Motorradkluft trug der Sozialarbeiter einen dicken Wollpullover und ein enganliegendes Trikot aus atmungsaktivem Synthetikmaterial. Dazwischen einen Rückenprotektor. Die Beine steckten in einer schwarzen Strumpfhose. Darunter trug Carboni keine Unterhose, nur ein Suspensorium, dessen Gummibänder in seine fetten Pobacken einschnitten. Vorne steckte in einer Art Beuteltasche des Suspensoriums, die mit einem dünnen Klettband geschlossen wurde, eine Hartplastikschale, wie bei Boxkämpfern oder Tänzern.
Als Carboni vollständig nackt war, setzte Luz ihn mühelos auf einen Stuhl, den er aus der Küche geholt hatte, und fesselte ihn an Beinen, Armen und Hüfte mit normalem Draht daran. Als er sah, dass sein Opfer wieder zu Bewusstsein kam, stopfte er ihm ein Geschirrtuch in den Mund und verschloss seine Lippen mit dem Klebeband.
Wortlos verließ er die Wohnung und ging wieder in die Garage zu seinem Lieferwagen, aus dem er ein langes Metallgestell und eine blaue Stofftasche holte. Er schulterte die beiden Gegenstände und kehrte in die Wohnung zurück, wobei er die Kirschkerne im Aufzug und vom Vorleger aufsammelte.
Carboni war mittlerweile vollständig bei Bewusstsein und starrte ihn verängstigt und verwirrt an. Bald würden diese dümmlichen Augen vor Schmerz und Angst schreien, dachte Luz.
Dann machte er sich daran, Carbonis Wohnzimmer nach seinen Bedürfnissen umzugestalten. Er nahm eine Zange, einen Bohrer mit einem Verlängerungskabel und eine Stahlöse aus der blauen Stofftasche. Trug einen viereckigen Tisch – mit grüner Resopalplatte, Aluminiumrahmen und dünnen verchromten Metallbeinen – aus der Küche ins Wohnzimmer und schob das Sofa, die Kokosmatte und den dunklen Couchtisch an eine Wand. Dann steckte er den Bohrer in der Steckdose ein, kletterte auf den Tisch und bohrte ein Loch in die Decke, blies den Staub aus dem Loch, steckte einen Dübel hinein und drehte dort die Öse fest, zunächst von Hand, später nahm er die Zange zu Hilfe. Nun stieg er vom Tisch, nahm ein Hanfseil aus seiner Tasche, fädelte es durch die Öse, verknotete die beiden Enden fest und hängte sich daran, um zu überprüfen, ob die Konstruktion hielt.
Während er an dem Seil hin- und herschwang, lachte er wie ein Kind.
Carboni wand sich so heftig auf dem Stuhl, dass er umfiel.
Da lachte der an seinem Seil schaukelnde Luz nur noch lauter. Schließlich stellte er sich wieder auf den Tisch, löste das Seil aus der Öse, stieg herunter und verstaute den Strick wieder in seiner blauen Tasche. Er richtete den Sozialarbeiter wieder auf, strich ihm eine Haarsträhne nach hinten, die ihm in die Stirn gefallen war, dann setzte er sich aufs Sofa und entkleidete sich ebenfalls vollständig.
Er starrte Carboni an.
»Ich räume dir das Privileg ein, mir das Licht zu zeigen«, sagte er ganz ruhig, beinahe zärtlich zu ihm. Wie ein verständnisvoller Richter.
Mit einer knappen Handbewegung riss er ihm das Klebeband vom Mund, zog das Geschirrtuch heraus und blockierte den Kiefer, indem er den Holzkeil zwischen die hinteren Backenzähne schob. Carboni murmelte etwas Unverständliches, und während Luz die
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