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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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beiden Halbmonde seines Werkzeugs oben und unten an den Schneidezähnen ansetzte, begann der Sozialarbeiter zu weinen und starrte in das beinahe leere Regal rechts neben sich.
    Luz folgte seinem Blick und entdeckte zwischen Büchern über Motorräder einen Bilderrahmen aus Keramik, in dem ein altes Schwarzweißfoto steckte. Darauf sah man eine kleine, rundliche, schwarz gekleidete Frau mit einer altmodischen Frisur. Sie hatte eine Küchenschürze umgebunden und hielt eine weiße Kochmütze in der Hand. Hinter ihr war eine große Küche zu erkennen, die wahrscheinlich zu einem Restaurant gehörte. Die Frau hatte ihren Mund lauthals lachend geöffnet.
    Luz nahm das Foto aus dem Rahmen und führte es an Carbonis Stirn, dazu schnalzte er mit den Lippen, dass es wie ein Kuss klang. Dann legte er das Foto umgedreht auf den Unterleib seines Opfers, sodass das Bild auf dem Penis zu liegen kam.
    »Ma…ma«, flüsterte er und starrte durch den dichten Tränenfilm in die geweiteten Pupillen des Sozialarbeiters Serse Carboni.
    Er nahm wieder sein Werkzeug zur Hand und begann an der Schraube zu drehen. Einen Moment lang glich Carboni mit seinem weit aufgerissenen Mund seiner lachenden Mutter, der Köchin. Dann verzerrte sich sein Gesicht vor Schmerzen, kurz bevor die Bänder rissen und das Werkzeug den Kiefer ausrenkte. Carbonis Nasenflügel bebten heftig, während ihm Luz den ersten grünen Apfel in den Mund schob, den Holzkeil herausnahm und ihn mit dem Geschirrtuch abwischte. Mit diesem Tuch trocknete er Carboni auch die Tränen ab. Die schlaffen Wangen des Sozialarbeiters spannten sich nun gezwungenermaßen über der Kugelform des Apfels.
    Doch das Licht zeigte sich nicht.
    Der Lehrer hatte eine Zunge, die rau, gierig und schuppig war wie die eines fetten Katers. Eine Zunge, die verletzen konnte, die lüstern über die Zähne fuhr.
    Der Doktor dagegen führte zischelnde Worte im Mund. Worte, die den Jungen erdrückten, ihn an Händen und Füßen fesselten. Die ihn nicht entkommen ließen und ihm keine Möglichkeit ließen, sich zu verteidigen. Worte so schneidend wie Eisendraht.
    Der Sozialarbeiter hatte Augen, die noch größere Schmerzen zufügen konnten als die Zunge des Lehrers und die glänzenden Instrumente, mit denen der Doktor ihn untersuchte. Es waren lüsterne, zudringliche Augen. Augen, die bewirkten, dass er sich schmutzig vorkam, bösartige Spiegel, die ihm das Bild all seiner Sünden zeigten.
    Als Drittes fiel der Sozialarbeiter. Er brach über der Videokamera zusammen, mit der er alles aufzeichnete.
    Der Scheinwerfer verlosch zischend auf dem Boden.
    Bevor der Scheinwerfer in einem hellen Blitz seinen Geist aufgegeben hatte, beleuchtete er eine weiß-rote Kugel.
    Luz ging in die Küche und kehrte mit einem Suppenlöffel zurück. Er breitete die Kirschen auf dem dunklen Couchtisch aus und aß sie eine nach der anderen auf. Die Kerne spuckte er in seine Hand, danach warf er sie in die leere Papiertüte. Er ließ nur zwei Kirschen übrig, die größer waren als die anderen und an den Stielen zusammengewachsen waren. Lächelnd hängte er sie über das rechte Ohr des Sozialarbeiters, wie er es bei Kindern gesehen hatte, die im Spiel so taten, als wären es Ohrringe.
    Er nahm den Löffel in die rechte Hand und schob mit dem Zeigefinger und dem Daumen seiner linken Hand das linke Auge des Sozialarbeiters auf. Nun führte er zwischen Lid und Augapfel den Löffel ein, mit der Wölbung nach hinten, schob den Löffel immer weiter an der Wand der Augenhöhle entlang ins Innere. Der Sozialarbeiter stöhnte laut und wand sich.
    Ganz leicht, es floss kaum Blut, glitt der Augapfel im Ganzen aus der Höhle.
    Luz nahm ihn zwischen zwei Finger und hielt ihn vor das rechte Auge des Sozialarbeiters, damit auch er sehen konnte, dass in dieser trüben Kugel kein Licht war.
    Serse Carboni wandte den Kopf ab. Aus seinem einen Auge quollen heiße Tränen, aus der leeren Höhle unter dem schlaffen Lid drangen einige rötliche Tropfen hervor.
    Luz schob den Mann in die Mitte des Zimmers, kletterte auf den Tisch, befestigte den scharfkantigen Draht mit einer Klemme in der Öse und formte am anderen Ende eine Schlinge.
    Eine Schlinge wie die, die vor zwölf Jahren seine magere Kehle abgeschnürt hatte.
    Er stieg vom Tisch herunter und wuchtete Carboni zusammen mit dem Stuhl dort hinauf. Der Kirschohrring baumelte hin und her, blieb aber an seinem Platz hängen. Das Foto der Mutter mit der Kochschürze segelte durch die Luft und landete auf

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