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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Enttäuschungen erlebt und fast keinen Versuch gemacht, sich aus dem trüben Sumpf seiner Einsamkeit zu ziehen.
    »Willst du es tun?«, hatte der Junge ihn gefragt, als er ihm gesagt hatte, dass er sich hinlegen solle. Einen Augenblick, bevor er ihm einen Streifschuss an der Schläfe beibrachte. Über und über bedeckt von dem Blut seiner Peiniger und seines eigenen Vaters. Und hatte ihn dabei mit diesen kindlich unreifen und doch so alten, erfahrenen Augen angesehen, in denen zu lesen war, dass er sich bereits damit abgefunden hatte, ein weiteres Mal verraten zu werden.
    In dieser Nacht, als Palermo ziellos durch die Stadt fuhr und die aufpeitschende Wirkung der Amphetamine allmählich nachließ, hatte er zum ersten Mal einen Transvestiten mitgenommen und ihn mit der Drohung, ihn zu verhaften, wenn er ihm nicht zu Willen wäre, mit unmenschlicher Brutalität zum Sex gezwungen.
    Dann war er nach Hause zurückgekehrt und nach zahllosen durchwachten Tagen für die folgenden vierundzwanzig Stunden in einen komatösen, traumlosen Schlaf gesunken, in dem es keine Albträume, keine Gedanken, keine Farben und kein Licht gab.
    Als er erwachte, war er nicht mehr derselbe.
    Ferrante Palermo war jetzt ein Mörder.
    Amaldi glitt zwischen die Laken und umarmte Giuditta. Er weinte.
    »Was ist los?«, fragte sie ihn leise. »Ist es wegen der Suspendierung?«
    Amaldi schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus.
    »Giacomo.« Giuditta wischte sanft seine Tränen fort. »Was ist los? Erzähl es mir bitte …«
    »Heute Abend habe ich mich in einem anderen Mann wiedererkannt …«, sagte Amaldi. »Ich habe gesehen, was aus mir hätte werden können …« Er nahm sie wieder in die Arme und drückte sie noch fester an sich. »Ich liebe dich …«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Ich liebe dich auch«, sagte Giuditta, und dann schwieg sie, streichelte ihn nur zärtlich in der Dunkelheit ihres Schlafzimmers.
    Wenige Augenblicke später musste sie lächeln, als sie den regelmäßigen Atem Amaldis vernahm. Er war eingeschlafen.
    Er hatte ihn gefunden.
    Ta ta ta … ta ta ta … ta ta ta …
    Er hatte beobachtet, wie er sehr spät in der Nacht nach Hause kam, in Jackett und mit Krawatte.
    Er wusste nicht, wo er gewesen war.
    Luz hatte noch nie Jackett und Krawatte getragen.
    Er wusste nicht, wo er gewesen war, und er wollte es auch gar nicht wissen.
    Ta ta ta … ta ta ta … ta ta ta …
    Seit drei Tagen schlief Palermo nicht mehr. Er hatte Angst einzuschlafen. Er hatte Angst, wieder von diesen winzigen nackten Jungen zu träumen, die in seinen Körper eingedrungen waren und ständig diesen Satz wiederholten, den er immer noch nicht verstanden hatte, den er auch gar nicht verstehen wollte.
    Ta tar ta … ta tar ta … ta tar ta …
    Doch inzwischen hallte diese schreckliche unvermeidliche Wahrheit durch seinen ganzen Körper und seine Seele – noch unbekannt, aber doch schon enthüllt von diesen Kindern. Kindern, geboren aus den Wunden von Männern, die vor zwölf Jahren gestorben waren.
    Tas tar u … tas tar u … tas tar u …
    Bald würde er es mit Bestimmtheit wissen.
    Er hatte gesehen, wie er das Licht in der Kellerwohnung eingeschaltet hatte, in der er lebte. Am liebsten hätte er an der Tür geklingelt, ihn umarmt, fest an sich gedrückt und fortgebracht.
    Es tar lu … es tar lu … es tar lu …
    Palermo presste die Hände auf die Ohren. Er wollte es nicht hören. Er wollte sie nicht hören. Aber die Jungen in seinem Inneren schrien diesen Satz laut heraus. Die Wahrheit.
    Es war Lu … es war Lu … es war Lu …
    Bald würde er es mit Bestimmtheit wissen.
    Er wusste es bereits
    »Nein!«, schrie er. »Ich war es!«
    Amaldi wurde mitten in der Nacht vom unerbittlichen Klingeln des Telefons aus dem Schlaf gerissen.
    »Es sieht so aus, als müssten wir uns bei Ihnen entschuldigen«, krächzte die Stimme des Polizeipräsidenten verschlafen aus dem Hörer. Er sprach schnell und nannte ihm eine Adresse. »Das ist immer noch Ihr Fall. Wissen Sie, wo Sie Ispettore Capo Frese erreichen können?«
    »Ja …«, sagte Amaldi.
    »Das dachte ich mir. Machen Sie sich beide unverzüglich auf den Weg«, mit diesen Worten beendete der Polizeipräsident das Telefonat.
    Amaldi stand auf, küsste Giuditta auf den Mund und ging in das Zimmer, wo Frese und Max schliefen. Die rote Katze erhob sich von ihrem Kissen und strich maunzend um Amaldis nackte Beine.
    »Wer ist da?«, schreckte Frese hoch.
    Amaldi schaltete das Licht an. In dem Zimmer roch

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