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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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er zeigte ihnen einen ärztlichen Befund, »wurde Dejan Kreutzer in den Waschräumen aufgefunden, brutal zusammengeschlagen und nackt … Wer hatte diesen Jungen so verprügelt? Meine Vermutung ist: Primo Ramondi. Und wenn dem wirklich so ist … handelte es sich bei dem Nebenmotiv um Rache. Einverstanden?«
    Max nickte.
    »Also besteht hierin die Verbindung zu Ernst Garcovich …«, sagte Amaldi erregt. »Selbst wenn er nicht sein Lehrer war, hat er ihn bestimmt gekannt und wusste, dass er Primo Ramondi unterrichtete …«
    »Als wir noch Palermo in Verdacht hatten, hast du so etwas verworfen, weil deiner Meinung nach der Täter nicht so weit geht, jemanden zu töten, nur um Primo Ramondi etwas anzuhängen«, warf Frese ein.
    »Ja, stimmt«, erwiderte Amaldi. »Ich spreche hier ja auch von einem Nebenmotiv. Lass mich ausreden … Für den Zahnarzt gilt das Gleiche wie für den Lehrer. Er stand in Verbindung zu Primo Ramondi. Ist Teil des Racheplans …«
    »Und bei Serse Carboni ist es dann wohl genauso …«, sagte Frese.
    »Nein, das glaube ich nicht …«
    »Er war doch auch in diesem Heim«, protestierte Frese.
    »Ja, aber es gibt keine Verbindung zwischen ihm und Primo Ramondi …«, meinte Amaldi. »Serse Carboni wurde getötet, als Primo Ramondi schon eingesperrt war … Primo Ramondi interessiert den Mörder jetzt nicht mehr. Bei Serse Carboni gibt es kein Nebenmotiv. Er ist einzig und allein das dritte Opfer seiner persönlichen Mission. Der Mörder hat sich nur deshalb die Opfer wieder in diesem Heim gesucht, weil das seine Welt ist …«
    »Aber damit entlastet er doch Primo Ramondi wieder … und sein Plan ist beim Teufel«, sagte Frese.
    »Vielleicht wollte er ihn nur bestrafen … Vielleicht genügte ihm das … Vielleicht wollte er ihm nur wehtun …«, antwortete Amaldi. »Oder er kannte den Mann, der Ramondi verhaften würde, gut genug, um zu wissen, dass …« Amaldi schüttelte den Kopf. »Nein, das konnte er nicht vorhersehen. Das war reiner Zufall …«
    »Palermo?«, fragte Max.
    »Jetzt kommen wir auch zu ihm«, meinte Amaldi. »Gehen wir wieder zwölf Jahre zurück. Wer wurde damals bei diesem Blutbad getötet?«
    »Möchtest du die Namen wissen?«, fragte Max und nahm ein Blatt zur Hand.
    »Nein …«, sagte Amaldi. »Mich interessiert etwas anderes, ich möchte wissen, welche … Rollen sie hatten.«
    »Welche Rollen ?«
    »Sicher«, sagte Amaldi, der immer aufgeregter wurde. »Sag mir, was sie so machten.«
    »Zwei waren wegen Pädophilie verurteilt, ein praktischer Arzt und …«
    »Halt, warte mal …«, unterbrach Amaldi ihn und reichte ihm ein zweites Blatt. »Bevor sie wegen Pädophilie vorbestraft waren, was waren sie da?«
    »Sozialarbeiter … der andere Grundschullehrer …«
    »Scheiße!«, rief Frese. »Deshalb hast du also gesagt, er ermordet nicht wirklich sie, sondern jemand anderen.«
    »Nämlich den, den sie darstellen, genau. Einen Lehrer, einen Doktor … oder Zahnarzt … einen Sozialarbeiter und … Papa . Ein illegaler Einwanderer … wahrscheinlich arbeitslos … der nach dem Tod seiner Frau seinen Sohn verkauft …«, folgerte Amaldi weiter. »Er inszeniert noch einmal das Geschehen von vor zwölf Jahren. Mit dem gleichen Personal.«
    »Warum?«, fragte Frese.
    »Ich weiß es nicht, Nicola …«
    »Warum nennt er Boiron Papa ?«
    »Das kann ich nur vermuten …«, meinte Amaldi. »Ein Lehrer, ein Doktor, ein Sozialarbeiter sind Rollen, die man leicht, nennen wir es mal, genau passend besetzen kann … Die Welt ist voll von Lehrern, Ärzten und Sozialarbeitern. Aber Vater gibt es nur einen, also … Was ist denn der Vater? Eine charismatische Figur. Was verkörpert er? Vor allem Macht. Gerechtigkeit. Das Gesetz … Dies könnte vielleicht eine Erklärung sein.«
    »Also so etwas wie ein Richter … ein Polizist …«, sagte Frese.
    »Genau«, stimmte Amaldi zu. »Aber Boiron hat noch etwas …« Er schaute durch Frese hindurch. Dann leuchtete sein Gesicht. »Eine Ehefrau, die noch ein Kind ist, zum Beispiel. Sex verbunden mit Elternschaft … Inzest. Es ist Dejan Kreutzer.«
    »Und warum das alles?«, fragte Frese weiter.
    »Wie oft hast du eine erschöpfende Antwort auf diese Frage gefunden, Nicola?«, erwiderte Amaldi.
    »Bei der Art von menschlichem Abschaum, mit dem wir uns beschäftigen? Nie. Aber ich möchte das trotzdem wissen … warum das alles …«
    »Tut mir leid, Nicola, ich weiß es nicht. Aber einen gibt es wohl, der die ganze Geschichte kennt … Und

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