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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Lippen waren zusammengenäht.
    Der Beamte in Zivil erschien im Blickfeld der Kamera, schaute sich um, sah wieder auf den abgetrennten Kopf und lächelte.
    Die Kamera lief noch einige Zeit mit und fing das Geschehen ein: Die beiden uniformierten Beamten stürmten mit gezogenen Waffen den Hügel hinauf, bis man nur noch die Lichter ihrer Taschenlampen sah. Der Beamte in Zivil schüttelte bestürzt den Kopf und lief den fünf Streifenwagen entgegen, die auf den Alarm hin eingetroffen waren. Sie fing auch die Erschütterung ein, die auf den Gesichtern aller, selbst der erfahrenen Polizisten lag. Dann hallten die Sirenen der Krankenwagen durch die Stille. Der Gerichtsmediziner machte sich an die Arbeit und untersuchte zunächst den Körper und dann den Kopf des Opfers, die genau siebzehn Meter und vierundzwanzig Zentimeter voneinander entfernt lagen. Ein junger Beamter stand ein wenig abseits und hielt weinend einen durchsichtigen, großen Plastikbeutel in der Hand. Jemand riss ihm den aus der Hand, steckte den abgetrennten Kopf hinein und übergab ihn einem Sanitäter, der ihn in den schwarzen Sack schob, in dem man schon den Körper des Toten untergebracht hatte, und den Reißverschluss zuzog. Dann kamen weitere Zivil- und Polizeifahrzeuge hinzu. Scheinwerfer blendeten auf. Es dauerte keine zwanzig Minuten, da waren schon zwei Fernsehteams am Tatort aufgetaucht. Ein Commissario gab Interviews. Dann kehrte ein Beamter von der Untersuchung des Geländes zurück. Sie hatten ihn nicht gefunden. Sie hatten dort niemanden gefunden.
    Der Elektrohobel dröhnte ohrenbetäubend. In der Luft breitete sich der Geruch nach frischem, versengtem Harz aus und mischte sich mit dem metallischen des Hobeleisens. Die Holzspäne trudelten schwerfällig durch die Luft, bevor sie die Terrakottafliesen der sonnenüberfluteten Terrasse berührten.
    Giacomo Amaldi schaltete das Gerät ab, zog die Lederhandschuhe aus und strich mit einer Hand über das abgeschliffene Holz, wobei seine Finger die rötlichen Maserungen im Holz verfolgten. Er schaute auf die Uhr und wandte sich nach rechts. Von dort aus konnte man die gewundene steil ansteigende Straße überblicken, die sich seitlich an dem Hügel entlangzog wie eine schwarze Narbe, eine Wunde, die der Mensch erst in den Fels geschlagen hatte, um ihm die Steine zu entreißen, und sie dann mit dunklem Asphalt kauterisiert und so das leise Klagelied der Wellen zerstört hatte, die sich in ihrem ewigen und ebenso oft enttäuschten Wunsch, sich mit dem Himmel zu vereinigen, bis zur Spitze des steilen Felsens aufbäumten.
    Sie musste gleich kommen.
    Er stellte sich an das Begrenzungsmäuerchen der Terrasse. Jetzt hörte er die Kinder schreien. Dieses Jahr waren es zwölf. Hinter der niedrigen Überdachung aus Weinreben konnte er Giudittas lange, sehnige Beine erkennen. Sie schubste gerade eine Schaukel an. Manchmal, wenn die Kinder schon nach Hause gegangen waren, blieb Giuditta noch ein wenig auf der Rutsche im Garten sitzen und betrachtete den Horizont. Irgendwann drehte sie sich um, und ihre Blicke begegneten sich. Dann lachte sie. Seit einiger Zeit konnte sie wieder lachen. Doch manchmal hätte Amaldi gern gewusst, was sie dachte, wenn all die Kinder gegangen waren und sie dort auf der Rutsche saß und den Horizont anstarrte.
    Er schaute noch einmal prüfend auf die Uhr.
    Sie musste gleich kommen.
    Als sie sich zum ersten Mal in diesem kleinen Haus, das sich an diesem Abhang über dem Meer festzuklammern schien, sicher und glücklich gefühlt hatte, hatte Giuditta sich auf den Rand der Rutsche gesetzt, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Sie hatte den Horizont angestarrt und sich in dieser feinen, verschwommenen bläulichen Linie förmlich verloren.
    »Ich wünschte mir, dass eines der Kinder nicht wieder gehen müsste«, hatte sie leise vor sich hin gemurmelt, ohne im Voraus zu wissen, was sie sagen würde. »Ich wünschte mir, dass dieses Haus das Heim eines Kindes wäre.«
    Dann hatte sie sich beinahe erschrocken zur Terrasse umgewandt und dort Giacomo entdeckt, der sich mit den Händen auf die Brüstung stützte und sie beobachtete. Sie hatte gelacht, war ein wenig verlegen gewesen, weil er sie in einem so intimen Moment ertappt hatte, aber von da an wiederholte sie diesen Satz jeden Nachmittag, wenn die Kinder gegangen waren, und drehte sich um, in der Hoffnung, dass Giacomo dort auf der Terrasse stünde.
    Und sie lachte, weil sie wusste, eines Tages würde er sie hören.
    »Hast du dir die

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