Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
Vom Netzwerk:
sie ihn gesehen. Aber sie haben sich auf die umstehenden Wohnhäuser konzentriert …«
    »Wo hättest du denn nach jemandem gesucht?«, unterbrach ihn Frese.
    »Auch zwischen den Wohnhäusern«, bestätigte Amaldi. »Also weiter: Die aufgetürmten Bordsteine, gegen die das Auto geknallt ist. Was hat der Baustellenleiter …?«
    »Der meint, dass die Bordsteine zumindest bis fünf Uhr nachmittags, als die Bauarbeiter Feierabend gemacht haben, kreuz und quer durcheinanderlagen.«
    »Klar. Also hat unser Mann sie einen nach dem anderen aufgehoben und sein Hindernis aufgebaut …«
    »Jeder Stein ist 80 Zentimeter lang, 25 Zentimeter hoch und tief. Und 12 Kilo schwer. Vier Reihen aus je vier aneinandergelegten Bordsteinen, macht eine Länge von 3,20 Meter. Sechs Bordsteine übereinander, also 1,50 Meter Höhe. Das sind dann 24 Bordsteine pro Reihe und 96 insgesamt. Es wurde also ein Gewicht von 1152 Kilo bewegt und ordentlich aufgestapelt. Der Kerl muss stark sein.«
    »Stark, ausdauernd … und geduldig, denn er muss ziemlich lange für seine Mauer gebraucht haben …«
    »Meinen Berechnungen nach mindestens eine Stunde. Wenn er keine Pause eingelegt hat.«
    »Also ist er auch geduldig … und dazu muss er noch jede Menge Glück gehabt haben. Es hat ihn doch keiner bemerkt, oder?«, fragte Amaldi nach.
    »Das hier ist eine einzige riesige Baustelle. Wenn die Arbeiter nach Hause gehen, bleibt bloß der Nachtwächter da. Und der ist alt und vertrottelt. Hängt ständig vor der Glotze. Sein Essen bringt er sich im Henkelmann mit, und das Klo, wo er zum Pissen hingeht, hat keine Fenster. Außerdem ist er beinahe taub.« Er schaute zu Amaldi hinüber. »Jaja, ich weiß. Was zum Henker nützt ein alter, vertrottelter Nachtwächter, der nichts mehr hört? Der Bauunternehmer meint, dass er ihn aus Mitleid angestellt hat. Kannst du dir das vorstellen? Ein Bauunternehmer, der etwas aus Mitleid macht? Das wäre ja etwas ganz Neues. Einer meiner Freunde, der im Bauamt arbeitet, meint, dass auf den Baustellen jede Menge geklaut wird … und die Gemeinde dann für die Verluste aufkommt. Ich glaube, dass der Unternehmer nur auf einen Nachtwächter wie ihn gewartet hat. Wenn du willst, lass ich mal überprüfen, wie viel er der Gemeindeverwaltung schon aus den Rippen geleiert hat …«
    »Nein, das interessiert mich nicht. Was hat denn die Spurensicherung zu ihren Untersuchungen oben auf dem Hügel gesagt?«
    »Der Boden war trocken und steinig«, antwortete Frese. »Wenige Abdrücke, und die waren verwischt. Der Schotterweg endet an ein paar Bretterbuden. Obdachlose. Zigeuner. Eben Diebesgesindel und Lumpenpack. Da hat keiner was gesehen. Du weißt doch, wie diese Leute sind. Die reden nicht gerne mit der Polizei. Etwas weiter geht der Schotterweg dann in einen beinahe unbefahrbaren Pfad über. Das Auto wurde also unten vom Platz aus dort hinaufgeschafft. Ein gestohlener Wagen. Der Mörder hat die Windschutzscheibe eingeschlagen, um die Seile in der Fahrgastzelle anzubringen. Allerdings hat er den Motor nicht kurzgeschlossen; das bedeutet, dass er die Kiste mit abgestelltem Motor bis dort hinaufgeschoben hat, was mehr als unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich ist … oder …« Frese breitete die Arme aus.
    »Oder …?«
    »Na ja … oder er hatte einen Zündschlüssel … Aber man hat keine Schlüssel gefunden.«
    »Wissen wir, auf wen das Auto zugelassen ist?«
    »Ja, auf einen völlig normalen Bürger. Er hat ganz offiziell Anzeige erstattet. Ein Angestellter bei irgendeiner Behörde, ein Niemand.«
    »Es wäre bestimmt nicht schlecht, mal mit dem zu reden«, meinte Amaldi.
    »Ich habe Torrisi schon hingeschickt. Der Mann hat zugegeben, dass er vielleicht doch die Schlüssel im Auto vergessen haben könnte … Zunächst hat er das wegen der Versicherung verschwiegen.«
    Amaldi betrachtete das Meer vor ihm.
    »Eventuelle Fluchtwege?«
    »Jede Menge. Der Mörder kann in jede Himmelsrichtung in das unbebaute Gebiet verschwunden sein. Oder er könnte sogar den Schotterweg heruntergekommen und über dieselben Straßen geflüchtet sein, über die unsere Leute eingetroffen sind. Wer hätte schon auf ihn geachtet?«
    Amaldi rieb sich die Augen. »Also, das Auto wurde zwei Tage vor der Tat gestohlen …«, überlegte er. »Ziemlich riskant. Oder er hat ein Versteck, wo er es abstellen konnte … Und er hat die Schlüssel mitgenommen.«
    »Vielleicht hat er sie auch weggeschmissen und wir haben sie bloß nicht gefunden«, wandte Frese

Weitere Kostenlose Bücher