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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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persönliche Ritual, um sich auf seine Rolle vorzubereiten, obwohl er fürchtete, nach fast einem Jahr Pause noch nicht für sie bereit zu sein. In diesen Monaten hatte er gelernt, die eigenen Ängste zuzulassen. Und als er das Siegel, mit dem die gelbe Akte verschlossen war, erbrochen hatte, hatte er Angst verspürt, Angst und Erregung. Sie standen sich wieder gegenüber. Nur sie beide. Er, Auge in Auge mit dem Mörder.
    Die Männer von der Spurensicherung hatten den Tathergang äußerst genau rekonstruiert, obwohl der Film an sich schon mehr als genug sagte und keine Zweifel offenließ. Amaldi überflog schnell den Bericht und konzentrierte sich nur auf die technischen Details. Der Lehrer war an den Knöcheln mit zwei Hanfstricken gefesselt worden, die durch die zerbrochene Windschutzscheibe geführt und dann an den Führungsschienen der Vordersitze festgebunden waren. Zwei weitere Seile führten von den Knien nach vorn zur Stoßstange. So konnte der Lehrer weder nach vorne noch nach hinten wegrutschen. Eine einzige Schnur wand sich um Oberschenkel und Unterschenkel, sodass der Lehrer in einer knienden Position fixiert wurde, mit dem Gesäß auf den Fersen. Die letzten beiden Stricke – abgesehen von den Schnüren, mit denen seine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren – zogen den einen Schenkel nach rechts und den anderen nach links, sodass er sich auch nicht seitlich bewegen konnte; diese Seile waren hinter den Vorderrädern an den Stoßdämpfern des Autos befestigt. Mit ganz normalen Knoten, die keinerlei Rückschlüsse auf besondere Fachkenntnisse zuließen. Sie erfüllten ausschließlich ihren Zweck. Der Mörder wollte so eine Art stabiler Plattform schaffen. Er hatte den Oberkörper des Opfers nicht weiter befestigt, damit dieser in alle Richtungen schwingen konnte, wobei die Lendenwirbel als natürlicher Angelpunkt dienten. Dennoch sollte der Aufprall so heftig sein, dass er keine Chance hatte. Nicht einmal ein junger durchtrainierter und kräftiger Mann – und das war der Lehrer bestimmt nicht gewesen – hätte den enormen Rückstoß abfedern können, der durch das Auftreffen des Wagens auf das vom Mörder errichtete Hindernis hervorgerufen wurde. Ein massiver Block aus Travertinstein, der exakt eine Tonne plus einen Doppelzentner und zweiundfünfzig Kilo wog. Keiner hätte dieser Katapult -Wirkung etwas entgegensetzen können. Außerdem war die tödliche Konstruktion genau durchdacht: Der Lehrer hätte den Kopf nicht zwischen die Knie stecken können, während er auf den Aufprall wartete. Ein Stahlseil um den Hals des Opfers verlief zu der hinteren Stoßstange des Autos. Es war nicht gespannt, der Mörder hatte ihm ein wenig Spiel gelassen – sechzig Zentimeter, um genau zu sein –, damit der Oberkörper nach vorn geschleudert werden konnte und das Stahlseil ihn so abrupt auf der Motorhaube festhielt, dass der Kopf des Lehrers Garcovich vom übrigen Körper getrennt wurde. Ein ganz normales Stahlseil ohne besondere Kennzeichen. Dünn und widerstandsfähig, wie diese Seile nun einmal sind. Die Schlingen um den Hals und an der hinteren Stoßstange waren mit Klemmen befestigt. Eine Doppelklemme an der Schlinge um den Hals. Eine Doppelklemme an der Schlinge um die Stoßstange. Der Mörder wollte kein Risiko eingehen.
    »Du bist ziemlich intelligent …«, sagte Amaldi leise zu sich und begann so das Zwiegespräch mit dem Fremden, den er im Laufe der Ermittlungen immer besser und eingehender kennen lernen würde, bis er schließlich so dachte wie er. »Intelligent und einfallsreich …« Dann betrachtete er das Foto von dem Hindernis aus ordentlich aufgestapelten Travertinsteinen, die für die Bordsteinkante bestimmt waren. Es hatte dem Aufprall hundertprozentig standgehalten. Warum hatte der Mörder Zeit damit verschwendet, die Steine ordentlich aufzutürmen, wenn sie nur als Hindernis dienen sollten, um die Fahrt des Wagens zu stoppen? Weil er keine Unordnung ertrug, überlegte Amaldi. Aber das war nur die offensichtlichste Antwort. Der Mörder war obsessiv und manisch. Der typische Psychopath. »Du hast ein Schauspiel inszeniert, hast uns dazu eingeladen, deshalb sollte das Umfeld für die Vorstellung perfekt sein. Weil du … ein Ästhet bist. Nicht nur ein simpler Handwerker mit Ideen … der seine Sache ordentlich macht. Du bist ein Regisseur, der weiß, was … schön ist«, sagte er. »Hast du dir diesen Ort nur ausgesucht, weil es hier einen Abhang gibt, der den Wagen ausreichend

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