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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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ich denke darüber nach, ob ich Ihnen mehr verraten will.«
    »Weiter«, sagte Bach.
    Brik nickte. »Meine Ausbildung sagt mir, daß es sehr gefährlich ist, eine bestimmte Art von Fragen zu stellen, weil sie zu viel von meinem eigenen Wissen verrät. Trotzdem muß ich die Frage jemandem stellen, dem ich vertrauen kann, weil ich sonst nie eine Antwort erhalte. Selbst das Eingeständnis gegenüber einem anderen, daß ich in dieser Hinsicht unwissend bin, kann schon gefährlich werden. Es könnte als Schwäche ausgelegt werden. Als Verwundbarkeit. Und dennoch muß ich mich in die Position des Fragenden begeben. Ich kann mir nicht erlauben, nicht zu fragen, weil das eine noch größere Verwundbarkeit hervorruft. Können Sie die… philosophische Falle sehen, die eine solche Logik produziert?«
    Bach mußte unwillkürlich lächeln. »Ihr Typen habt die Paranoia wirklich zu einer Kunstform erhoben, was?«
    »Ja, wahrscheinlich haben Sie recht. Vielleicht ist das der Grund, aus dem die morthanische Spezies in so kurzer Zeit so erfolgreich geworden ist.«
    »Wenn Sie das Erfolg nennen wollen… Paranoia ist schon Strafe genug.« Bach schüttelte den Gedanken ab. Er war ihr zuwider. »Und wollen Sie jetzt über diese andere Sache reden?«
    Brik nickte steif. »Leutnant, ich möchte nicht, daß Sie glauben, ich wäre verwundbar oder hätte Schwächen, die Sie ausnutzen könnten.«
    Bach musterte den Morthaner von oben bis unten. Mehr oben als unten. »Eins können Sie mir glauben, Mister Brik«, erwiderte sie schließlich, »Verwundbarkeit ist nicht gerade der Begriff, der mir bei Ihrem Anblick in den Sinn kommt.«
    »Danke«, sagte er. Brik überlegte sich die nächsten Worte sehr sorgfältig. Dann sagte er: »Ich bin jetzt lange genug an Bord dieses Schiffs, um zu verstehen, wie es funktioniert. Das heißt, ich sollte eigentlich verstehen, wie es funktioniert. Als ich noch unter Kapitän Hardesty diente, da hatte ich diese Schwierigkeiten nicht. Er gab Befehle, ich führte sie aus. Ich gab Befehle, andere führten sie aus. Aber hier, an Bord der Sternenwolf… hier scheint alles anders zu sein, und… so ungern ich es auch zugebe, ich denke, es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder das Schiff ist verrückt, oder… oder ich verstehe den richtigen Zusammenhang verschiedener menschlicher Beziehungen nicht.«
    »Und das ist Ihnen wichtig.« Es klang wie eine Feststellung.
    »Sie haben die Geduld mit mir verloren, weil Sie dachten, wir würden uns nicht auf der gleichen Ebene unterhalten«, erwiderte Brik.
    »Ich habe nicht die Geduld verloren«, widersprach sie. »Ich war nur frustriert. Na ja, vielleicht auch ein wenig wütend«, korrigierte sie sich.
    »Sehen Sie?« fuhr er fort. »Und das ist der Punkt. Wenn Sie sich mit mir über militärische Angelegenheiten egal welcher Art unterhalten, dann haben wir keine Schwierigkeiten, uns zu verstehen. Aber wenn wir über Angelegenheiten… ich weiß noch nicht einmal das Wort dafür. Wenn es überhaupt ein Wort dafür gibt. Aber wenn wir zum Beispiel über Nacktheit sprechen, dann weiß ich nicht einmal genau, was damit eigentlich gemeint ist.«
    »Ahhh«, sagte sie und nickte wissend. Sie erlaubte sich ein schwaches Lächeln. »Allmählich beginne ich zu verstehen.«
    »Würden Sie es mir erklären?«
    »Hmmm.« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich werd’s versuchen.«
    »Nicht nur versuchen. Erklären Sie’s mir.«
    »Nun…«, sie nahm einen Schluck Kaffee. »Sie kennen doch sicher Beziehungen, die auf Macht basieren, nicht wahr?«
    »Natürlich«, entgegnete er. »In diesen Beziehungen gibt es immer eine Form von Bedrohung. Wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage, dann werde ich Sie auf irgendeine Art bestrafen. Das Militär beruht zum Beispiel auf dieser Form von Beziehungen. Sowohl bei der Morthan-Solidarität als auch bei der Allianz. Es gibt keine Unsicherheit bezüglich Autorität, weil sie klar abgesteckt ist.«
    »Genau so war es auch, als Sie für Hardesty gearbeitet haben, nicht wahr? Und deshalb hatten Sie auch keine Probleme, oder?«
    »Das ist korrekt.«
    »Aha«, fuhr Bach fort. »Und was Ihnen jetzt Schwierigkeiten bereitet, das sind die Augenblicke, in denen es keine offensichtliche Autorität gibt, habe ich recht?«
    Brik zögerte, bevor er antwortete. »Ja«, gestand er schließlich leise.
    »Gut. Versuchen Sie, es einmal so zu sehen«, schlug sie vor. »Menschen haben einen anderen Autoritätsbegriff. Den meisten von ihnen ist er angeboren, selbst wenn sie

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