Innenhafen
dem heftigen Brand. Aber so oder so ist das ja wohl ein Unterschied.«
»Vom Ergebnis her nicht«, wandte Volker ein.
»Nein. Aber vom Tathergang ist es das schon. Und deshalb denken sie ja auch, dass es so gewesen sein muss. Aber wenn Kurti mittels ferngezündetem Sprengstoff starb, warum hat sein Mörder dann mein Auto durch eine Handgranate explodieren lassen? Warum?«
»Eine Handgranate muss von jemandem geworfen werden, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. Auf der Autobahn funktioniert das nicht, das Tempo ist zu hoch. Für einen Fernzünder muss man nur einen Knopf drücken.«
»Warte mal, nicht so schnell«, unterbrach ich Volker. »Irgendwas irritiert mich.« Ein Gedanke begann, sich in meinem Hirn zu formen. Leise regte er sich, ohne dass ich ihn konkret zu fassen bekam.
Volker wartete geduldig.
»Ich komm nicht drauf«, sagte ich resigniert. »Mach weiter.«
»Dass eine Handgranate benutzt wurde, sagt uns also einiges über den Tathergang«, nahm Volker den Faden wieder auf. »Jemand muss deinem Wagen gefolgt sein. Er hat gewartet, bis sich eine geeignete Gelegenheit ergab, und hat sie auf dem Parkplatz beim Schopf ergriffen.«
»Max war aber nicht mehr im Auto. Die Granate ist explodiert, als er bereits ausgestiegen war. Warum also wurde sie erst dann gezündet? Außerdem hätte der dann ja wohl auch erkennen müssen, dass er den Falschen am Wickel hatte. Oder er wollte in die Geschichte als dümmster Verbrecher der Welt eingehen!«
»Die Dinger brauchen eine Weile, bis sie hochgehen. Das erklärt womöglich auch, warum derjenige nicht gesehen hat, dass nicht du das Fahrzeug gesteuert hast. Bis Max ausstieg, hatte er die Handgranate schon gezündet und unter das Auto geworfen«, überlegte Volker.
»Klingt halbwegs logisch. Aber ein fehlgeschlagener Versuch? Das kann ich nicht glauben.«
Eine Weile schwiegen wir beide. Diverse Möglichkeiten ratterten in Windeseile durch meinen Kopf. Aber sie ergaben keinen Sinn.
»Lass uns doch mal logisch vorgehen. Noch mal ganz von vorne«, bat ich.
»Gut«, sagte Volker.
»Bei Kurti vermutet die Polizei eine Autobombe, Sprengstoff, welcher genau, ist unklar. Und einen Zeitzünder.«
»Wieso eigentlich vermutet?«
»Was?«
»Du hast gesagt, die Polizei vermutet, dass es sich um eine Bombe mit Zeitzünder gehandelt hat. Warum wissen sie das nicht genau?«
»Viele Spuren waren nicht mehr übrig. Schließlich hat es durch das ausgelaufene Benzin aus dem Lkw stundenlang gebrannt … Ich habe die Fotos gesehen. Muss ein ziemliches Inferno gewesen sein.«
»Also hing der Lkw-Fahrer auch mit drin?«
»Der Lkw-Fahrer? Quatsch. Der war selbst schwer verletzt. Der hat Glück gehabt, dass er sich retten konnte.«
»Dann hat jemand anderes die Bombe gezündet.«
»Ja. Aber warum stand der dann ausgerechnet dort an dieser Stelle? Und wieso hat Kurti die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, bevor die Bombe explodiert ist? Das macht doch alles keinen Sinn!«
»Vielleicht hat er Kurt schon länger beobachtet und wusste, dass er auf dem Weg zu Irina dort langfahren würde. Und vielleicht hat er auf der Autobahnbrücke mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf ihn gewartet und in den Reifen geschossen, sodass Kurti ins Schleudern kam und gegen den Brückenpfeiler fuhr.«
»Und dann hat er in aller Seelenruhe den Zeitzünder ausgelöst? Kommt mir ein bisschen sehr agententhrillermäßig vor. Am besten verdächtigen wir doch noch den Lkw-Fahrer, der hat seine Ladung vielleicht mit Absicht verloren!«
»Genau. Alle gemeinsam gegen Kurti. Na, ich gebe zu, das klingt arg konstruiert.«
Ich verdrehte die Augen und nickte, sparte mir jedoch einen weiteren Kommentar.
»Dann noch mal zu Fall zwei: Wenn der Anschlag kein fehlgeschlagener Mordversuch war, warum wartet der Täter dann, bis Max aussteigt, und zündet dann erst die Handgranate? Er muss doch spätestens in dem Moment gesehen haben, dass nicht du das Auto gefahren hast?«
»Weil er ursprünglich Plan A ausführen und mich mitsamt dem Auto in die Luft jagen wollte, dann aber gesehen hat, dass ich nicht drinsaß, und deshalb zu Plan B gegriffen hat, um mir zumindest eine Warnung zu verpassen«, schlug ich vor. »Oder weil mir ohnehin nur ein gehöriger Schreck eingejagt werden sollte.«
»Du bist ihm zu nahe gekommen.«
»Womit denn, zum Teufel?«, fragte ich aufgebracht. »Zu dem Zeitpunkt bin ich doch selbst ziemlich im Dunkeln herumgetappt!«
Wir schwiegen erneut. Meine Finger trommelten ein
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