Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
Vom Netzwerk:
ernsthaften Überblick über die ganzen Anträge und Gelder.«
    »Stimmt«, sagte Volker nachdenklich. »Die Diskussion um die immensen Kosten, die beim Bau des Landesarchivs entstanden sind, zeigt deutlich, dass da eine ganze Menge sehr schieflaufen muss, bevor jemand ernsthaft hellhörig wird. Und da geht es um wirklich exorbitante Differenzen von knapp fünfundzwanzig Millionen.«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Erstaunlich, dass so etwas jahrelang laufen kann, ohne dass jemand auf die Notbremse tritt. Ich nehme mal an, dass Behrends und Schönlein sich nicht ganz so offensichtlich bedient haben.«
    »Nun, zumindest sind ihre Bauvorhaben nicht ganz koscher. Ich habe mir mal die Bebauungspläne des LogPort-Geländes angesehen. Kann man alles hübsch über die entsprechenden Seiten der Stadt Duisburg einsehen. Man muss sich nur durchklicken.«
    »Und was hast du herausgefunden?«
    »Die Gebäudekomplexe LogPort1 und LogPort2 ähneln beide riesigen Drachen. Drache1 ist fertig, Drache2 ist in der Planung. Die ineinander verhakten Schwänze bilden einen Halbkreis. Das wird der Garten der Kulturen. Auch ein separates Projekt übrigens. Die Köpfe der Drachen sind die jeweiligen Tower-Projekte. LogPort-Tower1 heißt der eine Kopf.«
    »Und Ruhrcity-Tower der andere«, sagte ich. »Das wissen wir doch schon.«
    »In den Bebauungsplänen heißt das Ding aber LogPort-Tower2.«
    »Derselbe Turm?«
    »Derselbe Turm.«
    »Soll das etwa heißen, dass der Turm zweimal subventioniert wird? Einmal als Ruhrcity-Tower, einmal als LogPort-Tower2?«
    »Könnte ich mir gut vorstellen. Du hast es ja selbst gesagt – je weiter sich die Gremien verdichten, desto schwerer wird es, durch diesen Wust durchzublicken.«
    »Ich finde, wir sollten unser Wissen an die Polizei weitergeben«, sagte ich düster.
    »Kommt nicht in Frage«, erwiderte Volker grob. »Ich lasse mir jetzt nicht in die Suppe spucken, so kurz vor dem Ziel. Gib mir noch ein paar Tage, dann ist der Artikel fertig. Dann kannst du tun und lassen, was du willst.«
    »In Ordnung«, lenkte ich ein. »Hast du mittlerweile Irina erreicht?«
    »Nein. Gestern habe ich es dreimal versucht, heute früh einmal. Alles unverändert. Der Vogel ist ausgeflogen.«
    »Oder er wurde eingefangen«, murmelte ich und legte auf.
    Am liebsten wäre ich selbst hingefahren. Aber wenn sie nun mal nicht da war, machte das wenig Sinn. Vielleicht lag sie ja in der Wohnung, hilflos oder … tot? Aber ich konnte ja schlecht die Tür aufbrechen. Der Name Matzek geisterte durch meinen Kopf, die lettische Mafia, explodierende Autos …
    Das war mein Stichwort. Ich hatte die Dateien auf meinem Stick noch nicht ganz ausgewertet.
    Schnell öffnete ich den Vorgang »Kurt Türauf«. Eine ganze Reihe von Fotos war am Unfallort gemacht worden. Ziemlich verheerend, das Ganze. Der Tanklastzug quer auf der Fahrbahn. Glassplitter. Das Fahrerhaus ausgebrannt. Überall weißer Löschschaum. Die Fahrbahn deformiert. Dann der Brückenpfeiler, angeschwärzt. Rudimente eines Pkw. Schwarz verkohlte Wrackteile, mit Fähnchen markiert. Andersfarbige Fähnchen kennzeichneten die Fundstellen menschlicher Überreste. Die Explosion hatte Fahrer und Wagen ziemlich auseinandergenommen. Und das Benzin des Tanklastwagens war direkt in den Explosionsherd hineingelaufen und hatte für ein infernalisches Feuer gesorgt. Kein Wunder, dass die Autobahn fast einen Tag lang gesperrt gewesen war. Ich überflog den Bericht eines Brandexperten. Der des Rechtsmediziners war noch nicht hinterlegt. Überhaupt war die Akte noch nicht sehr umfangreich. Wahrscheinlich befanden sich die meisten Unterlagen noch nicht im System.
    Noch weniger war zum versuchten Totschlag Max Schulze zu finden. Der Bericht der Spurensicherung war in Stichworten zusammengefasst, aber noch nicht im Detail eingescannt. Kein Wunder. War ja auch erst drei Tage her. Dennoch brachte mich das, was ich da las, ziemlich in Rage. Erneut griff ich zum Telefon.
    »Es war eine Handgranate, mit der mein Auto in die Luft gejagt wurde!«, brüllte ich in den Hörer hinein.
    »Was?«, fragte Volker überrascht.
    »Ich sagte, es war eine Handgranate, durch die der Wagen so explodiert ist, wie er explodiert ist.«
    »Handgranate, Bombe. Was spielt das für eine Rolle?«
    »Bei Kurts Fahrzeug weiß man letztendlich nicht ganz genau, was die Explosion verursacht hat. Die Spurensicherung nimmt an, dass da vielleicht ein Fernzünder mit im Spiel war. Genau lässt sich das nicht mehr feststellen wegen

Weitere Kostenlose Bücher