Innenhafen
was eigentlich nichts zu bedeuten hat. Volker ist nicht ›mein Volker‹ und soll es auch nicht werden. Das war alles nur wegen früher … irgendwie. Wir haben dadurch endgültig miteinander abgeschlossen.«
»Komische Art, mit jemandem abzuschließen«, kommentierte Bea trocken. »Aber du musst wissen, was du tust. Und nun komm mit. Ich brauche deine DNA.«
Artig stand ich auf und folgte ihr in einen Raum im Erdgeschoss, wo sie mir in Gegenwart eines weiteren Beamten die geforderte Probe abnahm. Zehn Minuten später war ich draußen.
Komische Art, ja. Ich seufzte. Wo Bea recht hatte, hatte sie recht. Aber es hatte funktioniert, komisch hin, komisch her. Ich hatte zwar nicht mit dem Menschen Volker, dafür aber mit meiner seltsamen Jugendsehnsucht nach ihm abgeschlossen. Glaubte ich jedenfalls. Doch das Bea zu erklären, war mir entschieden zu kompliziert.
* * *
Kaum war ich zu Hause, rief ich Volker an.
»Und? Wie geht’s?«, fragte er.
»Ich war bei der Polizei. Sie wollen eine Speichelprobe und Fingerabdrücke von dir haben. Wegen der Spuren in der Hütte«, sagte ich böse.
»Aha. Na, da kann man wohl nichts machen.« Seine Stimme klang gelassen, mit einem leisen Hauch von Spott darin. »Dann werde ich mich da schleunigst blicken lassen müssen. Soll ich danach bei dir vorbeikommen? Oder was hast du für heute geplant?«
»Ich wollte wegen dieser Firmenneugründungen recherchieren. Und das mache ich lieber allein.«
»Das habe ich heute früh schon getan.«
»Und warum sagst du dann nichts?«, fragte ich grantig.
Volker seufzte. »Mache ich doch gerade. Sehr ergiebig war es außerdem leider nicht. Bei der Investment Trust Novum GmbH in Riga geht es um Geldverleih, zu Neudeutsch Investitionen, wie der Name aber eigentlich schon verrät. Über die Venloer Firma konnte ich nichts rausbekommen, lediglich das Gründungsdatum. 2003 war das. Und auch in den gängigen Pressearchiven habe ich nichts weiter gefunden, keine Artikel, die näheren Aufschluss darüber geben könnten, womit genau sich diese Firmen beschäftigt haben, und Hinweise auf eine Briefkastenfirma schon gar nicht.«
»Hm. Also eine tote Spur?«
»Das kann man so noch nicht sagen. Ich habe ein paar Dinge angeleiert. Erstens habe ich einen Kumpel bei Heise.«
»Bei der Nachrichtenagentur?«
»Ja. Genau der. Dem habe ich die Rohdaten durchgegeben und ihn gebeten, mal zu gucken, ob er was findet. Vielleicht etwas, was nicht veröffentlicht wurde.«
»Und das macht er?«
»Klar. Wenn er Zeit hat, macht er das. Kostet ihn doch nur ein paar Suchanfragen im System. Außerdem gibt es da noch Minnie. Sie arbeitet mir manchmal zu. Eine Art freie Mitarbeiterin …«
Schon wieder hörte ich Spott in seiner Stimme.
»Hartz IV, wenn du es genau wissen willst, mit einem gerüttelten Maß an freier Zeit. Ich setzte sie manchmal auf Recherchen an, da ist sie verdammt gut drin. Sie soll mal versuchen, an das lettische und das niederländische Handelsregister dranzukommen und dort auch im Netz zu recherchieren. Beiden habe ich außerdem ein Foto unseres Quartetts geschickt. Vielleicht kriegen sie ja raus, wer der unbekannte Vierte ist. Außerdem hätte ich gerne eine Bestätigung, dass es sich bei den beiden anderen wirklich um Zirkow und Matzek handelt. Aber wie gesagt: Gerade erst angeleiert. Hier können wir nur abwarten.«
Ich legte mich auf mein rotes Sofa. Verschränkte die Arme im Nacken und dachte nach. Zwei Firmen in Riga. Eine, die Investitionen tätigte, sprich: Geld verlieh und dafür mehr zurückbekam, als sie reingesteckt hatte. Eine andere, die ihr Geld mit Architektur machte. Ein Artikel über ein Bauvorhaben am Duisburger Innenhafen sowie ein Lageplan des Hafenbeckens mit einem roten Kreis an einer bestimmten Stelle, einer der wenigen noch brachliegenden Flächen dort. Vier Personen. Behrends, Matzek, Zirkow und ein Unbekannter, von dem ich mir sicher war, ihn schon mal irgendwo zu Gesicht bekommen zu haben. Sie alle hatten was damit zu tun. Und eine Firma in Venlo, über die wir nichts wussten. Warum hatte Kurt sich mit ihr beschäftigt?
Bonnie machte es sich auf meinem Bauch bequem und fing an zu schnurren. Ich streichelte sie, während ich weitergrübelte.
Worum ging es hier? Um Geld, das konnte ich riechen. Das zog sich wie ein roter Faden durch die ganze verdammte Geschichte. Kurt hatte Geld gehabt. Viel Geld. Deutlich mehr, als ein kleiner Bankangestellter in einem ganzen Leben ansparen konnte. Seinem Freund Schiller
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