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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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gut über Geschäfte plaudern, oder? Über Geschäfte dieser Art beispielsweise.« Ich holte Kurts schwarze Mappe aus meinem Rucksack und schob ihm die Fotokopien über den Tisch. Die über die Firmengründungen und die stillen Teilhaberschaften.
    Dieses Mal war ich mir sicher, dass er weiß um die Nasenspitze wurde.
    »Interessant, dass Sie stiller Teilhaber bei einer lettischen Investmentfirma sind. Oder?«
    »Das ist nicht verboten.« Er hüstelte. »Eine Geldinvestition, mehr nicht.«
    »Immerhin fand Kurt Türauf die Sache so spannend, dass er Informationen darüber gesammelt hat.« Ich lächelte ihn spöttisch an. »Er hat Sie erpresst, nicht wahr? Hat er womöglich mehr von Ihren Geschäften mitbekommen, als gut für Sie ist?«
    »Ich muss schon sehr bitten!« Behrends Augenbrauen bildeten nun einen graden, dicken Balken, der sein Gesicht in zwei Hälften teilte. Empört funkelte er mich an.
    Ich ließ mich davon nicht beirren. »Ich frage mich die ganze Zeit, warum Kurt Türauf diese Firmen näher unter die Lupe genommen hat. Zum Beispiel diese in Venlo hier.« Ich hob die entsprechende Fotokopie hoch und wedelte damit vor seinen Augen herum. »Etwa auch eine Geldinvestition?«, stichelte ich weiter und feuerte einen letzten Schuss ins Blaue: »Oder ist das etwa eine Briefkastenfirma?«
    Behrends sprang so heftig auf, dass sein Chefsessel schwungvoll gegen die Wand hinter ihm rollte. Drohend kam er um den Schreibtisch herum, packte mich am Arm und zerrte mich in die Höhe. Er war groß. Verdammt groß, wie er sich da so vor mir aufbaute, ganz wütendes Gorillamännchen, massig und schwer. »Raus jetzt«, tönte er. »Das ist wirklich unerhört!«
    Mit einem Ruck befreite ich meinen Arm aus seinem Griff. »Danke, ich finde allein hinaus«, sagte ich betont freundlich. »Sie können die Unterlagen behalten. Der Polizei liegen sie bereits vor. Die werden sich bestimmt bald mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Auf einer Bank gegenüber dem gläsernen Eingang des Kreditinstituts machte ich es mir bequem. Ich musste nicht lange warten. Die Visage über dem dunklen Trench, der da so eilig auf die Glastür zuwehte, war auf mehreren der Fotos deutlich erkennbar. Ich schoss hinter ihm her.
    »Gehen Sie ruhig hoch, Herr Matzek«, hörte ich die Frau mit dem Hang zu Pastelltönen am Banktresen flöten.
    Aha. Da hatte einer der Namen nun also ein Gesicht bekommen. So viel zum Thema Doppelkopf. Ich hatte herausbekommen, was ich wissen wollte. Zufrieden verließ ich die Bank und schlenderte über den breiten Boulevard, mit dem sich Duisburg schmückte, seitdem ein amerikanischer Stararchitekt die Stadt der modernen Urbanität hatte zuführen wollen, zurück in Richtung Auto.
    Viel Fußvolk war allerdings nicht unterwegs an diesem kühlen Märztag, an dem ein nasskalter Wind Plastikbecher und Papier vor sich hertrieb. Die Königstraße lag heute erschreckend unbevölkert vor mir. Lediglich das mindestens vier Meter hohe stilisierte Fabelwesen, das, obwohl mit einem Vogelkopf versehen, schwer an eine Nana erinnerte und damit die eindeutige Handschrift von Niki de Saint Phalle trug, drehte sich wasserspeiend inmitten eines großen Brunnens und brachte etwas Farbe in die triste Szenerie.
    Wie neuerdings überall im Ruhrgebiet, waren auch hier auf der Königstraße viele Fahrradwegweiser zu sehen. Kleine Schilder mit roter Schrift, die den Weg zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Reviers wiesen. Das Ruhrgebiet hatte mächtig an seinem Image rumpoliert und ein weit verzweigtes Netz an gut befahrbaren Radwanderwegen eingerichtet. Innenhafen 0,8 km, las ich. Ich dachte an den Lageplan, den wir unter Kurts Sachen gefunden hatten, und an den Kreis, mit dem er das Gelände am Ende des Hafenbeckens markiert hatte. Und wo ich doch schon mal hier war …
    Ich erreichte das Hafenbecken am Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg. Direkt gegenüber befand sich die Baustelle des LZPD2. So weit, so gut. Ich wandte mich ostwärts und folgte dem Hafenbecken, bis ich die beiden wenig mühlenhaften Mühlen erreichte. Vor mir lag nun dieses seltsam unproportioniert wirkende Gebäude mit dem gläsernen Turm an dem den Mühlen zugewandten Ende. Es schien noch unbewohnt zu sein. Eine Art gläserner Drache. Der Korpus wölbte sich nicht seitwärts, sondern in die Höhe, wie bei einem chinesischen Drachen. An zwei Stellen bäumte sich das Glasgebilde zu breiten Durchgängen hoch, die den Weg auf das dahinter liegende Gelände freigaben. Man

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