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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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sollte. Sie wird zwar mittlerweile von den meisten Bundesländern eingesetzt, und wenn nicht, dann doch zumindest eine fast identische Software namens POLAS auf gleicher Datenbasis. POLAS ist die Muttersoftware von INPOL-neu, um es mal lapidar zu formulieren.«
    »Und der Skandal dabei?«
    »Weil der Zustand so kritisch ist, arbeitet jedes Bundesland, ebenso wie der Bund, selbst an Lösungswegen.«
    »Das macht doch keinen Sinn.«
    »Macht es ja auch nicht. Trotzdem ist es so. Die Länder haben schon so viel Geld in ihre Strukturen, Software und auch Eigenentwicklungen gesteckt, dass keines von seinem Baby lassen will. Außerdem geht es mittlerweile nicht mehr nur um eine zentrale deutschlandweite Datenbasis, sondern um eine europaweite. Und spätestens da ist der Datenschutz ein großes Thema, natürlich zu Recht. Allerdings laufen die Datenschützer auch schon bei einer zentralisierten innerdeutschen Datenbasis Sturm.« Ich nahm noch einen Schluck Kaffee. Er war kalt und bitter. »Damit habe ich dir übrigens absolut nichts Neues erzählt«, sagte ich spöttisch. »Das kann jeder rauskriegen, der im Umgang mit der Maus fit ist. Aber zurück zum Ausgangspunkt. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass über unseren Dr. Behrends irgendein Eintrag in unserem Auskunftssystem zu finden sein wird.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Bin ich ja eigentlich auch gar nicht, wenn ich so drüber nachdenke. Die Ordnungskräfte sollte man wirklich nicht unterschätzen.«
    »Dann guck nach. Jetzt gleich«, drängelte Volker.
    »Das kann ich nicht. Unmöglich. Schon mal was von Zugangskontrollen gehört? Das wird alles gespeichert. Außerdem habe ich noch Urlaub.«
    »Schade.« Er wirkte enttäuscht wie ein kleiner Junge, dem man seine Playstation weggenommen hat. »Wie lange denn noch?«
    Gute Frage. Ich überlegte. Schob die Ereignisse der letzten Tage hin und her. Hielt mich schließlich an dem Essen mit Bea und Schütte fest. Ein Ereignis, das ich eindeutig zuordnen konnte. Das war am vergangenen Freitag gewesen. Was für ein Wochentag war heute? Wie viele Tage waren seitdem vergangen? Ich zählte nach. Der erste Besuch bei Irina Kruzsca, Onkel Gerhard, diese verrückte Nacht in der Eifel, ein Abend in der Badewanne …
    Volker beobachtete mich amüsiert.
    Schließlich gab ich auf. »Welches Datum haben wir heute?«
    »Den einunddreißigsten März.«
    »Das gibt’s doch nicht«, sagte ich verblüfft. »Morgen muss ich wieder hin!«
    »Na also. Dann lass dir was einfallen. Und heute sollten wir Irina noch mal einen Besuch abstatten. Vielleicht hat sie es sich überlegt und ist inzwischen so weit, zuzugeben, dass sie Matzek und Zirkow kennt. Vielleicht erzählt sie uns dann ja sogar, wie sie zu dem Schnitt in der Wange gekommen ist. Wenn sie was über die beiden weiß, wäre das sehr gut.«
    »Etwas umständlich ohne Auto. Aber irgendwie wird’s schon auch mit den Öffentlichen gehen.«
    »Ich besorge mir jetzt ohnehin einen Leihwagen. Selbst wenn meine Karre heute wieder freigegeben ist, möchte ich erst mal lieber nicht damit herumfahren.«
    Wie wolltest du eigentlich gestern Abend nach Hause kommen?, fragte ich mich still. Ich musterte ihn. Ausgiebig. Er merkte es. Eine leise Röte überzog plötzlich sein Gesicht. Du hattest gar nicht ernsthaft vorgehabt, zurück nach Duisburg zu fahren, oder? Du kleines Schlitzohr! Langsam hob ich eine Augenbraue.
    »Ich wollte ein Taxi nehmen«, wand er sich aus der Situation.
    Klar doch. Nachtfahrt mit der Taxe. Von Essen nach Duisburg. Haha!
    »Zum Hauptbahnhof«, schob er nach. »Irgendwas wäre schon noch nach Duisburg gefahren.«
    Während Volker mit den Öffentlichen zum Hauptbahnhof fuhr, um sich dort einen Leihwagen zu organisieren, lief ich durch das an die Margarethenhöhe angrenzende Waldstück hinüber zum Klinikum. Auf mein Klingeln hin öffnete mir die gleiche Schwester wie am Vortag.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich leise.
    »Den Umständen entsprechend.« Sie räusperte sich. »Wir lassen ihn noch eine Zeit lang im künstlichen Koma, bis die Schwellungen im Gehirn weitestgehend abgeklungen sind. So hat er wenigstens keine Schmerzen.«
    »Wie lange, schätzen Sie?«, fragte ich drängend.
    Sie bedachte mich mit einem nachdenklichen Blick. »Ohne dem Arzt vorgreifen zu wollen: Er kommt morgen noch mal in die Röhre, dann wird man weitersehen. Erfahrungsgemäß werden wir ihn spätestens in ein paar Tagen aufwachen lassen. Dann

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