Innenhafen
wird er noch mal untersucht, und wenn alles gut aussieht, kann er dann schnell nach Hause.« Sie lächelte mir ermutigend zu. »Das Schlimmste ist nun also bald überstanden.«
Ist es das wirklich?, fragte ich mich still, während ich an Max’ Bett saß.
Vorsichtig, ganz vorsichtig, um nur ja die Kanülen nicht zu berühren, die in seinem breiten Handrücken steckten, nahm ich seine Hand in meine beiden Hände. Drehte sie leicht und presste die Lippen auf seinen Puls. Ich werde da sein, wenn du aufwachst, Max.
* * *
»Himmel, Arsch und Zwirn, ein Elefantenschuh!« Misstrauisch begutachtete ich den Smart.
Volker lachte. »Kleinklein. Passend zum Viertel. Außerdem bin ich kein Krösus. Hauptsache, die Karre fährt.«
»Na dann.« Achselzuckend stieg ich ins Auto und stöhnte theatralisch auf. »Wie ein Affe auf dem Schleifstein. Man klebt hier irgendwie sehr ungut hinter der Scheibe.«
»Nichts gegen gut genährte Vorurteile.« Volker grinste. »Aber kleiner Tipp am Rande: Der Sitz ist ganz vorne. Schieb ihn nach hinten, dann hast du Platz genug. So viel wie in jedem anderen Auto auch. Und hör auf zu jammern.«
Ich folgte seiner Anweisung. Überrascht musste ich feststellen, dass der kleine Wagen erstaunlich geräumig war.
»Erst zu Irina, dann zu Behrends«, sagte Volker und schob den Schlüssel ins Zündschloss.
»Wie jetzt? Ich dachte, zu Behrends willst du erst, wenn wir handfeste Beweise in der Hand haben«, wandte ich erstaunt ein.
»Ja, genau. Deshalb will ich jetzt ja hin. Ich habe einen guten Aufhänger für ein Gespräch.« Volker lachte still in sich hinein.
»Kannst du vielleicht mal Klartext reden?«, verlangte ich. »Was hast du denn rausbekommen?«
Er wedelte mit seinem iPhone vor meiner Nase herum. »Die sind echt praktisch, die Teile. Erstens habe ich vorhin meine Mails abgerufen. Mein Freund von der Nachrichtenagentur hat geantwortet. Und das, was er mir geschickt hat, war höchst informativ.«
»Ja?«, fragte ich aufmunternd.
»Also: Es wurde noch nicht veröffentlicht. Fakt ist jedoch, dass der Startschuss für ein weiteres großes Bauprojekt am Duisburger Innenhafen gerade erfolgt ist. Zu diesem Bauprojekt gehört unter anderem der Ruhrcity-Tower. In der Pressemitteilung von Heise ist sowohl von honorigen Investoren als auch von einer Bezuschussung durch die EU die Rede.«
Ich runzelte die Stirn. »Ruhrcity-Tower? Etwa die Bank?«
»Eben die. Sie verlegt damit ihren Hauptsitz nach Duisburg.«
»Ich dachte, Investoren legen nur dann Kohle auf den Tisch, wenn sie sich ein gutes Geschäft versprechen. Warum investieren sie in den Neubau eines Firmensitzes? Und seit wann werden solche Neubauten durch die EUsubventioniert?«
»Das gilt es zu klären. Hier stinkt’s. Ich rieche, rieche …«
»… Behrendsfleisch«, ergänzte ich.
»Ja. Denn es kommt noch besser! Minnie hat mich vorhin angerufen. Sie macht gerade das lettische Netz unsicher.«
»Das World Wide Web?«
»Genau das. Zusammen mit einem russischen Freund. Handelsregister und so. Dabei ist sie auf etwas sehr Interessantes gestoßen.«
»Jaha?«, fragte ich gedehnt.
»Sie hat sich dieses Architekturbüro namens New Look Facility vorgeknöpft. Und sie hat herausbekommen, dass es dort ebenfalls sehr stille Teilhaber gibt.«
»Nein! Du willst damit sagen …«
»Exakt.«
Ich pfiff durch die Zähne. Das war ja mal ein Ding.
»Sie hat noch mehr herausbekommen. Gestern war sie in Venlo.«
»Dort sitzt doch diese andere Firma, die G.A.K.A.«
»Die G.A.K.A GmbH, um genau zu sein.«
»Ist doch egal.«
»Nicht ganz. Mit Firmensitz im Ausland ist die Haftung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung noch beschränkter. Jedenfalls ist die G.A.K.A. die Mutter einer Firma mit Sitz hier in Duisburg, der AKA-Bau. Die Niederlassung befindet sich am Hafen.«
»Am Innenhafen?«
»Nein. Am Ruhrorter Hafen.«
»Lass mich raten: Ebenfalls eine GmbH, oder? Aber das ist ja wohl nichts so Ungewöhnliches.«
»Stimmt. Ungewöhnlich ist jedoch der Name des Inhabers. Gino Zirkow.«
»Nicht dein Ernst, oder? Zirkow?« Als Volker bloß bedeutsam lächelte, hakte ich nach: »Von der Mutter oder der Tochter?«
»Was? Ach so, du meinst den Inhaber. Dem Gino gehört die Mutter.« In Volkers Augen funkelte Begeisterung. »Und erinnerst du dich an meine flapsige Theorie mit der Briefkastenfirma?«
»Klar.« Ich grinste, als ich daran dachte, wie ich sie Behrends um die Ohren geschleudert hatte. »Willst du damit etwa
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