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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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gelle?« Er grinste mich an. »Dort bist du in der EDV-Abteilung tätig, oder?«
    »Also, Abteilung ist etwas untertrieben. Eigentlich haben die eher eine riesige IT-Struktur, die in mehrere Bereiche mit vielfältigen Aufgabengebieten untergliedert ist. Worauf willst du hinaus?«
    »Na, dann sitzt du doch an der Quelle. Erzähl mir mal was über die Software, die dort eingesetzt wird.«
    »Bei der Polizei? Das ist ganz unterschiedlich. Deshalb sind ja schon seit Jahren, mittlerweile sogar Jahrzehnten, so viele damit beschäftigt, die Sache neu zu strukturieren. Aber willst du das wirklich wissen?«
    »Ja klar. Das interessiert mich brennend. Allerdings nicht ohne Hintergedanken.«
    Ich runzelte die Stirn. »Jedes Bundesland hat eine eigene Lösung. Nein, das stimmt nicht ganz. Einige Bundesländer arbeiten mit der gleichen Software – zumindest in Teilbereichen. Man unterscheidet Fahndungssysteme, Vorgangsbearbeitungssysteme und Auskunftssysteme. Letztere sind Klumpatsch-Töpfe, in die alles reingestopft wird, was mit dem Sammeln von Informationen zu tun hat. Gerade dort herrscht absoluter Wildwuchs. Was da softwaretechnisch eingesetzt wird, variiert sogar innerhalb eines Bundeslandes bei den unterschiedlichen Behörden.«
    »Was ist so schlimm daran?«, fragte Volker neugierig.
    »Das Problem ist die Vergleichbarkeit der Daten. Wenn die Datenbasis eine andere ist, gleiche Sachverhalte also durch unterschiedliche Software unterschiedlich erfasst werden, ist das schwer auswertbar. Und das ist gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Verbrechensbekämpfung ein großes Problem. Allerdings gibt es auch absolute Gegner der Zentralisierung dieser Bereiche.«
    »Wieso das?«
    Ich biss in mein Brötchen. »Der gläserne Mensch«, sagte ich kauend. »Datenschützer sehen die Sache äußerst skeptisch, weil Polizei und Verfassungsschutz dann problemlos und ohne irgendwelche nachprüfbaren Anfragen in den Datenbeständen sämtlicher Bundesländer und Behören rumschnüffeln können. Und ich kann diese Bedenken sogar verstehen.«
    Volker nickte. »Ich glaube, ich auch. Bei diesen Auskunftssystemen muss es doch auch irgendwas geben, womit man Telefongespräche auswerten kann, oder?«
    »Sprichst du jetzt von Abhören?« Ich klaubte ein paar Brotkrümel von meinem T-Shirt. »Das hat mit Software nicht mehr unbedingt was zu tun.«
    »Nein, ich meine Telefondaten, Gesprächsnachweise oder Ähnliches. Wäre doch hochinteressant, zu wissen, was Dr. Behrends in den letzten Wochen alles an Telefonaten geführt hat, oder? Kannst du nicht hinfahren und das prüfen?«
    »Ach, darauf willst du hinaus. Aber da muss ich dich enttäuschen. Es gibt zwei Hindernisse. Erstens ist meine Abteilung nur für die Überarbeitung des Auskunftssystems zuständig. Wir haben also keinen Zugang zu dem Tool, mit dem man die Gesprächsnachweise auswerten kann. Und zweitens: Selbst wenn ich Zugriff zu KOYOTE bekäme, hätte ich damit noch lange nicht die Berechtigung, von den Telefongesellschaften Einzelverbindungsnachweise anzufordern. Das würde auffallen.«
    »Och«, sagte Volker enttäuscht. »Das ist aber schade. Und was bekommt man über dieses Auskunftssystem Hübsches raus?«
    »Tja, das ist eine lange Geschichte. Und wenn ich sie in einer deiner Reportagen finden sollte, box ich dich um!«
    Volker sah mich scharf an. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass ich dir nichts, aber rein gar nichts erzähle, wenn ich Gefahr laufe, dass du das prompt in einem deiner Artikel verarbeitest. Ist das klar?«
    »IT ist nicht mein Thema.«
    »Aber Skandale«, sagte ich böse.
    »He. Ich bin doch kein Klatschreporter!«
    »Ja klar. Du bist einer von den Guten, die sich an brisante Themen machen, um die Bevölkerung aufzuklären. Ein kleiner Robin Hood der Feder.«
    »Den Spott kannst du dir ruhig schenken. Worüber ich schreibe, entscheide ich selbst. Und wenn ich einem Umweltskandal auf der Spur bin, finde ich schon, dass das veröffentlicht gehört.«
    »Ja. Das finde ich auch.« Ich seufzte. Überlegte flüchtig, was ohnehin schon alles durch Presse und Internet geisterte. Und entschied, dass ich absolut nichts Neues verraten würde, wenn ich ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern würde. »Das Auskunftssystem ist eine bundesweite Fahndungssoftware, um die es in den letzten zehn Jahren immens viel Diskussion gegeben hat. Die Entwicklung von INPOL-neu hat Unsummen gekostet, und die Software läuft trotzdem nicht so, wie sie

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