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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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gemacht, Delia«, lobte Steffen Wellner seine Geliebte und zog mit Hilfe von Theo Stadler den schlafenden Norbert Arens vom Beifahrersitz. »Dich kann man gebrauchen.«
    »Es war ganz schön schwierig, ihn zum Mitkommen zu überreden.« Delia stieg aus und zog sich die Perücke vom Kopf. »Er wollte unbedingt von Anja abgeholt werden.«
    »Offensichtlich hast du ihn überzeugen können. Und das zeigt mir, dass du für den Job sehr gut geeignet bist.«
    »Ich habe nicht vor, das jetzt ständig zu machen.«
    »Wir werden sehen.« Steffen ging nicht weiter darauf ein, denn er wusste, dass Delia letztlich das tat, was er sagte.
    Gemeinsam mit Theo Stadler beförderten sie den Patienten in den vorbereiteten OP, entkleideten ihn und hoben ihn auf den Operationstisch. Dann schlüpften sie in ihre OP-Kleidung und desinfizierten sich die Hände. Sie hielten sie einen Moment in die Luft, bevor Delia ihnen die sterilen Handschuhe überstreifte. Während Steffen die Arme des Patienten seitlich auslagerte und einen Venenzugang legte, schnallte Delia seine Arme und Beine fest. Norbert Arens ließ ein Grunzen hören und bewegte sich.
    »Los Beeilung, er wird gleich wach.«
    Stadler hatte bereits eine Spritze mit Tracrium aufgezogen und injizierte das Muskelrelaxans.
    »Wie schwer ist er?«
    »Gut siebzig Kilo«, antwortete Delia.
    »Dann mach mir hundert Milligramm Propofol fertig.«
    Delia reichte ihm das Gewünschte und Theo drückte auch das Schlafmittel in die Vene. Ein leises Stöhnen kam aus Arens’ Mund. Sicher spürte er, wie das Narkosemittel ihm in der Vene brannte. Es dauerte nur Sekunden und Stadler nickte als Zeichen, dass die Narkose eingeleitet war. Sie warteten noch eine weitere Minute, dann wurde intubiert. Nachdem das Schmerzmittel Fentanyl verabreicht und der Bauch desinfiziert war, setzte Steffen das Skalpell an der linken Flanke an und durchtrennte über zehn Zentimeter die obersten Hautschichten. Für das Unterhautgewebe reichte Delia ihm die bipolare Schere, die den Blutverlust durch Veröden minimierte. Kurz darauf konnte Steffen die Organfolie einsetzen, um die Wundränder auseinanderzuhalten.
    »Das wird für dieses Jahr unser letztes Goldstück sein«, sagte er, während er den Darm zur Seite schob.
    Theo blickte vom Monitor auf. »Wir müssen uns was einfallen lassen. Vielleicht lässt sich ein geldgeiler Bankkollege von der Schulte für ihren Job erwärmen.«
    »Das ist viel zu gefährlich.« Delia machte ein besorgtes Gesicht.
    »Klemme«, kommandierte Steffen.
    »Wir haben doch alle genug Geld damit verdient«, sprach Delia weiter. »Vielleicht ist das jetzt der richtige Zeitpunkt, aufzuhören.«
    »Ausgerechnet wenn’s am Schönsten ist?« Theo schüttelte den Kopf. »Das wäre ganz schön blöde. Das Geld läuft uns doch praktisch vor der Nase rum. Warum sollten wir nicht zugreifen?«
    »Jedenfalls«, erklärte Steffen, »stochert die Polizei überall wegen Anjas Tod herum. Die waren heute Morgen schon bei mir.«
    »Wie kommen die denn auf dich?«, fragte Delia erschrocken.
    »Keine Sorge«, versuchte er sie zu beruhigen. »Das war nur, weil Tobias bei uns Patient war. Wenn sich alles wieder normalisiert hat, sehen wir weiter. Zunächst müssen wir die Finger aber ruhig halten.«
    Ein Piepsen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Monitor.
    »Blutdruckabfall!«, rief Theo. »Du kannst deine Finger jetzt schon mal ruhig halten.«
    »Oh, nein«, jammerte Delia. »Das darf doch jetzt nicht schon wieder passieren.«
    »Tücher! Los!« Steffen legte die Instrumente zur Seite und die grünen Tücher in den Bauchraum des Patienten, während Theo Akrinor spritzte. Jetzt hieß es warten, bis sich der Kreislauf stabilisierte.
    »Und?« Steffen trat ungeduldig von einem Bein aufs andere.
    »Er kommt langsam wieder«, sagte Theo, den Blick auf den Monitor gerichtet. »Neunzig zu fünfzig. Ihr könnt weitermachen.«
    Die Tücher wurden wieder entfernt und Steffen machte sich erneut an die Arbeit.
    »Geht’s ihm gut?«, fragte Delia in Theos Richtung.
    »Bisschen labil, aber es geht noch.«
    »Gib ihm noch eine Ampulle Atropin«, sagte Steffen und nahm die elektrische Schere zur Hand. Nur noch wenige Handgriffe und die Niere war freigelegt. »Da ist ja unser Goldbarren.«
    Er löste das Organ aus seiner Fettkapsel heraus und klemmte es mit Gefäßklemmen ab. Gerade hatte er Nierenarterie und Nierenvene präpariert, als beim Durchtrennen des Harnleiters der Blutdruck wieder in den Keller fiel. Theo versuchte, den

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