Innere Werte
Fingerabdrücke sind auf der Spritze, mit der Susanne vergiftet wurde.«
»Ich habe sie nicht umgebracht. Da spielt irgendjemand ein schlechtes Spiel.«
»Eine Idee, wer das sein könnte?«
»Was ist mit Steffen oder Delia? Und Karola, die mochte ihre Schwester überhaupt nicht. Die haben alle ein Motiv, wenn Sie mich fragen.«
»Aber auch, zumindest teilweise, ein Alibi.«
»Ich war es nicht, fertig!«
»Sie machen es sich verdammt einfach, Herr Stadler. Sie werden in Untersuchungshaft überstellt.«
Paul reichte ihm den Haftbefehl, den Dieter inzwischen hereingereicht hatte. Dann brachte ihn Martin zu einem Kollegen, der ihn abführte.
76
Inzwischen war es Abend geworden und Karla hatte angerufen, um zu hören, ob er zur gemeinsamen Silvesterfeier kommen würde. Erst da fiel Martin wieder ein, dass heute der einunddreißigste Dezember war und dass sie Freunde eingeladen hatten.
»In dem Job verliert man manchmal alles andere aus den Augen«, stöhnte er, als er aufgelegt hatte. »Also, lasst uns nur noch das Nötigste veranlassen und dann geht’s auf zum Feiern.«
»Wir haben doppelt Grund dazu«, sagte Paul gut gelaunt.
Als Martin nicht antwortete und stattdessen nachdenklich aus dem Fenster blickte, fragte er: »Glaubst du, was wir haben, wird reichen, um Stadler festzunageln?«
»Ich hoffe es. Aber ich habe irgendwie noch Zweifel an seiner alleinigen Schuld. Ich frage mich, ob wir es nicht mit mehreren Tätern zu tun haben. Vielleicht hat Susanne Wellner die Sache mit dem Organgeschäft herausgefunden und wollte es aufdecken. Dann könnte das gesamte Trio doch beschlossen haben, sie zu beseitigen. Außerdem stört mich die Tatsache, dass Stadlers Fingerabdrücke auf der Spritze sind, aber nicht auf der Ampulle. Das ist doch merkwürdig. Hat er einmal Handschuhe benutzt und dann wieder nicht?«
Michael und Dieter kamen gemeinsam ins Zimmer, als Martin fortfuhr: »Und dann geht mir Anja Schulte nicht aus dem Kopf. Und in dem Zusammenhang denke ich immer wieder über Katrin Buhr nach. Dieser Zufall mit diesem Schriftzug im Wald. Ich weiß nicht. Sie hatte doch ein viel stärkeres Motiv als Stadler oder einer aus dieser Organbande.«
»Lass uns doch mal eine Nacht drüber schlafen«, schlug Paul vor.
»Du meinst drüber feiern«, sagte Michael und hielt eine Sektflasche hoch. »Kommt, wir stoßen zusammen an. Schließlich haben wir doch ziemlich viel erreicht heute. Und außerdem geht das Jahr zu Ende. Und ich fand, es war ein gutes Jahr.«
Dieter besorgte Gläser und schenkte ein, während Michael von einem weiteren Ergebnis aus dem Labor berichtete. Das Sperma bei Susanne Wellner stammte wirklich von Stadler.
Delia Wolff und Steffen Wellner hatten in ihren Verhören hartnäckig daran festgehalten, nichts mit dem Organgeschäft zu tun zu haben. Trotzdem hatte der Richter den vom Staatsanwalt beantragten Haftbefehl erlassen, so dass die beiden ebenfalls in Untersuchungshaft saßen. Dort mussten sie zumindest die Silvesternacht verbringen, ehe sie bei einem erneuten Haftprüfungstermin die Möglichkeit hatten, eventuell auf Kaution freizukommen.
»Ich trinke auf unser erfolgreiches Jahr«, sagte Michael und hielt den Kollegen das Glas entgegen. Alle prosteten sich zu.
»Ich möchte mich bei euch bedanken«, sagte Martin und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ihr seid ein tolles Team und ich kann mir kein besseres wünschen. Kommt also bloß nicht auf die Idee, euch irgendwohin versetzen zu lassen.«
Kurz darauf verließen sie das Präsidium und gingen zusammen zum Parkplatz. Jeder erzählte, was er heute Abend vorhatte. Paul würde mit Freunden von einer Bar zur nächsten tingeln und Dieter hatte ein romantisches Dinner mit seiner Frau geplant. Noch bevor Michael von seinen Plänen berichten konnte, kam ihm auf dem Parkplatz eine Frau entgegen. Er hob die Hand zum Gruß und winkte ihr zu.
»Die kenn ich doch«, stellte Martin erstaunt fest.
»Dann erübrigt sich ja das Vorstellen«, grinste Michael.
»Ist das die Freundin, von der du bei Wellner gesprochen hast?«
Michael antwortete nicht, er grinste nur und drückte Georgia Galanis einen Kuss auf den Mund, als sie die Männer erreicht hatte. Nacheinander begrüßte sie jeden einzelnen.
»So gesehen«, flüsterte Michael Martin zu, während Georgia ein paar Worte mit Paul und Dieter wechselte, »müsste ich Stadler dankbar sein, dass er Bielmann durch den Kanal gejagt hat.«
Jetzt war es Martin, der grinste.
»Was macht ihr
Weitere Kostenlose Bücher