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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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war das erste Mal, dass ich sie umarmte, und mir fiel auf, dass sie irgendwie schlapp wirkte. »Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Mir ist klar, was du durchmachst, aber jetzt wird alles gut. Dir passiert nichts.«
    Ich wandte mich wieder um und sah, wie die Weihrauchwolke über dem Tisch zusammenfloss und die Gestalt eines vierbeinigen Wesens mit fassartiger Brust annahm. Ich drückte Nadia an mich.
    »Ich will, dass es aufhört«, wimmerte Nadia. »Sie haben mir gesagt, sie können machen, dass es aufhört.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Die lügen. Aber jetzt kommst du wieder ins Lot. Ich habe Freunde, die uns hier rausholen.«
Falls sie rechtzeitig kommen.
    »Juri!«, rief Sil und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Tisch. Er streckte der wolkenhaften Silhouette die Arme entgegen und sprach in einer Sprache mit vielen Zisch-, Grunz- und Räusperlauten.
    Die rauchige Bestie hing erst reglos in der Luft, dann krümmte sie sich. Entsetzt beobachtete ich, wie sie in den Mann auf demTisch eintauchte. Er brüllte und bog mit aller Macht den Rücken durch. Alles außer seinen Schultern und den Fersen reckte sich empor, seine Muskeln hatten sich völlig verkrampft. Dann sank er zuckend wieder auf den Tisch zurück. Seine Schmerzensschreie währten endlose Sekunden. Dann verstummte er. Die Mazikin rund um den Tisch begannen zu klatschen, die übrigen schlossen sich laut jubelnd und johlend an.
    Schwarzschopf sah geduldig zu, wie seine Familie die Fesseln an Händen und Füßen löste. In seinen Augen glitzerten Schläue und Grausamkeit. Der wiederauferstandene Juri streckte die Arme aus und umarmte Sil. Sil flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Mit schmalen Augen schaute Juri in meine Richtung. Er lächelte, als er mich sah.
    »Gehört mir.«

25
    Nur zwei Worte, aber ich hörte sie trotz der Verwünschungen, die ich in Gedanken ausstieß.
    Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen – was ich besser vor ein paar Minuten getan hätte – und hielt Ausschau nach Waffen. Malachi wäre enttäuscht, wenn er wüsste, wie ich die Mission in den Sand gesetzt hatte. Ich konnte nur auf eine Chance hoffen, ihm das zu erklären. Aber die würde sich wohl nicht so schnell bieten.
    Ein Mann neben mir trug einen Gürtel mit einer schweren Schnalle. Wie lange es wohl dauern würde, ihm den abzunehmen? In der Ecke sah ich zerbrochene Ziegel und eine rostige Blechdose. Ich rechnete mir die Entfernung dahin aus. Dann wandte ich mich den Seilen am Tisch zu, begutachtete die Knoten, mit denen sie festgebunden waren. Im selben Augenblick wusste ich, es war zu spät. Juri und Sil kamen auf mich zu. Ich ließ Nadia los, rutschte ein Stück von ihr weg und stand auf, um mich der Bedrohung zu stellen.
    »Heute Nacht haben wir großes Glück, mein Freund«, kicherte Sil. »Sie ist nicht nur jene, die du wolltest – ich bin mir überdies sicher, dass sie Malachis Freundin ist. Sie trägt seinen Geruch.«
    »Sie gehört ihm nicht!«, rief der neue Juri mit hasserfüllt aufblitzenden Augen.
    Sil hörte auf zu kichern.
    Juri schlang den Arm um meine Taille, bevor ich zurückweichen konnte. Er presste mich an sich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals und strich mit der Nase über meine Schulter bis hinauf zu meinem Kinn, während ich versuchte, mich zu befreien. Leider war er unglaublich stark.
    »Ah, Sil, du hast recht«, sagte er mit kehligem Akzent. »Malachi war hier. Es wird harte Arbeit kosten, seinen Gestank von ihrerHaut zu tilgen.« Ein Röcheln drang tief aus seiner Brust, als würde ihn die Vorstellung erregen. »Schaffen wir sie zum Tisch.«
    Ohne mich.
Als sich sein Griff lockerte, nutzte ich die Gelegenheit und rammte ihm mein Knie in die Eier. Er keuchte, krümmte sich und ließ mich los. Ich stieß ihn weg und machte zwei Schritte auf Nadia zu, ehe er mich am Bein packte. Ich landete zwischen zwei teilnahmslosen Selbstmördern. Sie drehten sich nicht mal zu mir um.
    »Sil! Clarence! Kenzi!«, grölte Juri. »Bringt sie zum Tisch!«
    Die drei Mazikin eilten herbei und packten mich, einer an jeder Seite, der dritte drehte mir die Arme auf den Rücken. Sie schleppten mich zum Tisch, meine Stiefelspitzen schleiften auf dem Boden. Ich zappelte und wehrte mich verzweifelt. Wenn Malachi doch endlich mit seinem Ablenkungsmanöver loslegen würde. Jetzt, wo unser schlimmster Albtraum drohte. Warum zum Teufel brauchte er so lang?
    Juri ragte wieder vor mir auf und drückte mich gegen den Tisch. Dann packte er mich am

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