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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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bis sie sich trennten. Zwar hörte ich nicht, was er sagte, aber seine Körpersprache verriet, was ich wissen wollte. Er schickte sie raus, um Wache zu schieben. Oder den immer noch fehlenden Ibram zu holen.
    Beides nicht gut.
    Am liebsten wäre ich losgerannt, nichts wie raus, um Malachi und Ana zu warnen, dass die Mazikin hinter ihnen her waren. Aber dann wandte ich mich wieder Nadia zu. Mit einem Seitenblick auf Clarence, der mich mit erneuter Aufmerksamkeit bedachte, rückte ich ein bisschen näher an meine Freundin heran.
    »He – was machst du da? Hast du nicht gehört, was Sil eben gesagt hat? Willst du, dass ich dich beiße?«
    Bevor ich mich bremsen konnte, blaffte ich ihn an: »Alter! Hast du überhaupt Zähne?«
    Sofort bereute ich meine Klugschwätzerei, denn er ging in die Hocke und offenbarte mit einem breiten Grinsen, dass er genau vier besaß.
    Vier messerscharfe Eckzähne. Sie waren spitz zugefeilt.
    »Ich hab, was ich brauche, um dich aufzuhalten, Fräulein, also bleib, wo du bist. Mir ist es lieber, wenn ich dich nicht beschädige.«
    Ich sah zu Nadia, die immer noch unerreichbar war. Dann richtete ich den Blick wieder auf Clarence, der mich nach wie vor ärgerlich anstarrte. Verdammt. Ich saß in der Klemme und hatte keine Ahnung, wann Malachi und Ana zuschlagen würden. Womöglich wurden sie ja aufgehalten, weil die Mazikin Verdacht geschöpft hatten.
    Sil eilte aufgeregt durch den Raum. Er versammelte mehrere Mazikin um den Konferenztisch, wo sie leise sprachen und immer wieder in meine Richtung schauten.
    Eine Mazikin drehte sich um und gestikulierte. Sil nickte. Sie traten auf unsere Gruppe zu und blieben vor einem gut gebauten Mann mit schwarzen Haaren stehen, der Ende zwanzig sein mochte.
    Die Frau, eine ältere Asiatin, ging vor dem jungen Mann in die Hocke. »Komm mit, Bruder. Wir kümmern uns um dich.« Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn in die Höhe.
    »Warte«, sagte Sil und legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. »Es sollte ein bestimmter Typ sein. Juri bevorzugt Osteuropäer.«
    Juri? Ich schloss die Augen und flehte Malachi und Ana in Gedanken an, schnell zu machen. Als ich sie wieder aufmachte, sah ich, wie Sil mit dem Schwarzhaarigen in einer Sprache redete, die ich nicht verstand. Schwarzschopf zeigte keine Reaktion. Sil versuchte es noch einmal, diesmal gab er eher kehlige Laute von sich. Schwarzschopf starrte nur vor sich hin. Bei Sils drittem Versuch hätte ich schwören können, dass es dieselbe Sprache war, mit der Juri Malachi in der Gasse angeredet hatte. Jetzt zuckte Schwarzschopfs Gesicht, in seinen Augen funkelte es matt.
    »Hervorragend«, krähte Sil. »Er ist Slawe. Absolut perfekt. Juri wird diesen Körper lieben.« Er nahm die andere Hand des jungen Mannes und führte ihn zum Konferenztisch.
    Sie zogen alle Blicke auf sich, auch den von Clarence. Ich nutzte die Gelegenheit, näher an Nadia heranzurutschen. Zwischen uns waren nur noch wenige Personen. Sil und seine Gefährtin zogen Schwarzschopf das Hemd aus und halfen ihm auf den Tisch. Er wehrte sich nicht, machte einfach, was die ihm sagten. Anscheinend war er voll und ganz mit seinen inneren Qualen beschäftigt und merkte gar nicht, in welch schlimmer Lage er sich befand. Andere Mazikin fesselten flink Arme und Beine des Mannes an den Tisch. Gemeinsam fachten sie den Weihrauch in den Gefäßen an, bis eine dichte Wolke ekelhaft süßlichen Rauchs unter der Decke hing. Die Mazikin stellten sich rund um den Tisch auf, fassten sich an den Händen und neigten den Kopf.
    Allmählich ging mir auf, wie grauenhaft die Szene war, die sich da abspielte. Sie holten Juri zurück. Und. Zwar. Jetzt. Mein Herz setzte aus.
    Der Singsang der Mazikin rund um den Tisch wurde immer lauter und weckte die Aufmerksamkeit ihrer balgenden Freunde. Bald hatten die anwesenden Mazikin nur noch Augen für das Geschehen in der Mitte des Raums. Ich nutzte die Gunst des Augenblicks, drängelte mich zu Nadia durch und war genau in dem Augenblick dort, als der Gesang fiebrige Höhen erreichte.
    Ich packte sie an den Schultern. »Nadia!« Sie sah mich mit ausdrucksloser Miene an, aber ich bemerkte einen Schatten von Wiedererkennen in ihren Augen. Nicht, was ich mir erhofft hatte, aber es war ein Anfang. »Nadia? Hörst du mich?«
    Nadia zog fragend die Brauen hoch. »Lela?«, fragte sie mit erstickter Stimme.
    Mannomann. Mir fiel ein Riesenfelsbrocken vom Herzen. »Ja, ich bin’s. Alles wird gut.« Ich drückte sie mit aller Kraft. Es

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