Innerste Sphaere
und zerrte mich über ein paar Unglückliche hinweg, bis ich vor Sil stand.
Ich fing Sils neugierigen Blick auf, achtete aber darauf, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. »Ach. Hallo. Kennen wir uns?«
Sil grinste und verdrehte die Augen. »Lela, oder? Ich werde nie das Mädchen vergessen, das mir geholfen hat, dem sicheren Tod zu entrinnen, und ich bezweifle, dass du mich vergessen hast. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, hast du versucht, meine liebe Lacey mit Malachis Stab zu schlagen. Er war gekommen, um dich zu holen, und brachte seine streitlustige Freundin mit. Es sah ganz so aus, als wärst du auf ihrer Seite.«
»Bin ich nicht. Ich weiß nicht, warum er mich holen wollte. Aber er … wurde im Kampf mit Juri verwundet und ich bin ihm entkommen, als er versucht hat, mich wieder in die Station zu bringen.«
Sil kicherte so schrill, dass ich schauderte. »Du bist Malachi entkommen? Tut mir leid, Kind, das ist ein bisschen unglaubwürdig.«
»Unter normalen Umständen vielleicht, aber nach allem was ich weiß, ist Malachi womöglich schon tot. Als ich gegangen bin, war er bewusstlos und konnte sich nicht bewegen – dein Freund Juri hatte ihn gebissen.«
Sil wickelte sich ein paar meiner Locken um die Finger. Mit einem Ruck führte er sie an seine Nase. »Hmm. Ich glaube, ich rieche ihn an dir.« Seine Hand schoss vor und packte mich am Hals. Im nächsten Moment drückte er seine Nase an meine Wange.
»Jaaa«, wisperte er und atmete ein. »Sein übler Geruch ist überall an dir dran. Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
Innerlich fluchend holte ich tief Luft. Klar roch ich nach Malachi – vor einer Stunde noch hatte er mich in den Armen gehalten. Und ich hätte liebend gern die Zeit zurückgedreht. Ich schluckte, stand stocksteif da und versuchte den Brechreiz zu unterdrücken, als Sils widerlicher Atem über mein Gesicht strich.
»Vor ein paar Tagen, als er in einer leeren Wohnung südlich der Innenstadt auf einer Pritsche lag. Ich bin so schnell wie möglich abgehauen.« Hastig atmete ich durch den Mund ein. »Ich hoffe, der Dreckskerl ist tot. Und ihr ward doch so nett zu mir, da hab ich mir gedacht, vielleicht finde ich euch ja wieder.«
Sil drückte seine Nase auf meine, seine Zähne waren nur Zentimeter von meinem Kinn entfernt. Seine Finger um meinen Nacken packten härter zu und sein eben noch grinsendes Gesicht wurde bösartig.
»Ich glaube dir kein Wort. Offensichtlich gehörst du nicht in diese Stadt. Du kannst behaupten, was du willst, aber ich wusste das seit dem Augenblick, in dem ich dich gesehen habe. Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, dich mitzunehmen, statt dich an dem Abend bei der Station zu töten. Du bist viel stärker als die anderen. Deshalb wirst du einen hervorragenden Wirt für ein Mitglied unserer Familie abgeben. Aber im Moment verdirbst du uns einen ganz besonderen Abend. Zum ersten Mal seit fünfhundert Jahren sind wir sind wir ganz nah daran, freizukommen … Und ich gerate in Versuchung, dir auf der Stelle die Kehle rauszureißen.«
Wir sind wir ganz nah daran, freizukommen …?
Was, wenn die Mazikin einen Weg hinaus aufs Land gefunden hatten? Was würde das bedeuten?
Mir blieb nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, weil Sil zurücktrat und mich forschend beäugte.
»Wundert mich, dass er dich als Lockvogel benutzt, so wie er dich angesehen hat. Aber wenn das eine Falle sein sollte, kümmere ich mich lieber um dich. Mal sehen, wie er dich ansieht, wenn du unseren Duft trägst.« Sein schrilles Kichern bohrte sich wieder in mein Trommelfell. »Ich frage mich, ob er zögern wird, wenn er in die Verlegenheit käme, dich zu töten. Vielleicht reicht das, damit sich einer von uns anschleichen und ihm den Kopf abschlagen kann! Clarence, behalt sie im Auge. Sie ist als zweite an der Reihe und es dauert nicht mehr lange. Wenn sie sich von der Stelle rührt, beiß sie. Da bin ich dir nicht böse.«
Clarence zog einen Flunsch. »Die ist perfekt«, jammerte er. »Willst du, dass ich sie beschädige?«
»Das wird nicht passieren. Sie ist stark genug, um zu überleben, bis sie eine unserer Schwestern aufnimmt und gegen das Gift immun wird. Wenn sie Ärger macht, beiß rein.«
Sil schubste mich weg, sodass ich rückwärts auf den beduselten Selbstmördern landete. Ohne eine Miene zu verziehen, machten sie mir Platz. Ich hockte mich hin und ließ Sil nicht aus den Augen. Ruckartig drehte er sich um, ging zu einem der Liebespaare und schlug auf sie ein,
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