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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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schob ich Nadia durch den Eingang ins Treppenhaus. Aber ich hatte noch keine zwei Schritte gemacht, da packte Juri mich am Fußgelenk.
    Ich hakte mich mit dem Arm am Treppengeländer ein und versuchte, ihn abzuschütteln, aber das war unmöglich.
    »Nadia«, schrie ich. »Geh weiter. Geh rauf. Geh raus. Sie werden dich erkennen. Geh!«
    Nadia drehte sich um und sah mich mit diesem teilnahmslosen Blick an. Aber sie tat, was ich sagte. Für Erleichterung blieb mir keine Zeit. Die Augen lodernd, das Gesicht voller Blut und Brandblasen, die Miene wutverzerrt, packte Juri mich an den Schultern und riss mich herum.
    »Dieser neue Körper wird anscheinend nicht lange halten«, zischte er, »da kann ich mir in den letzten Momenten doch noch einen Spaß gönnen.«
    Er zerrte mich an den Haaren zurück in den Keller, der mit Leichen und Schutt übersät war. Am anderen Ende des Raums lag Sil reglos an der Wand. Außer fünf Selbstmördern, die in der Ecke hockten, war das Kellergeschoss fast leer. Von draußen drangen Schreie und das Dröhnen kleinerer Explosionen in die dumpfe Stille hier unten. Malachi rief immer noch meinen Namen.
    Juri schleuderte mich auf den Boden und war sofort über mir. »Ich höre draußen den werten Captain der Garde. Er ruft nach dir. Sei ein braves Mädchen und antworte ihm.«
    Ich presste die Lippen aufeinander – diesen Gefallen würde ich ihm nicht tun. Da packte er meine verbrannten Finger und ich schrie auf.
    Erregt von meinen Schmerzen grinste er mich an. »Sehr gut.«
    Ich stieß mit dem Knie zu, aber diesmal war er vorbereitet und wich aus. Ein Fausthieb traf mich seitlich, mir blieb die Luft weg. »Sieh an, du bist genauso garstig wie er. Wie wird es ihm wohl gefallen, deine Leiche zu finden, Lela? Sieht aus, als könnte ich dich heute Nacht nicht mehr umwandeln, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mein Mal auf dir zu hinterlassen, damit er es findet.« Er riss an meiner Jogginghose, schob sie nach unten.
    »Hilfe!«, schrie ich und wandte mich den Selbstmördern zu. »Lasst nicht zu, dass er das tut!«
    Sie sahen mich nicht an. Helfen würden die mir nicht. Sie konnten sich nicht einmal selbst helfen. Heute Nacht würden sie hier sterben. Vielleicht landeten sie dann wieder vor dem Tor, marschierten in die Stadt, um die unerledigte Arbeit zu tun, deretwegen man sie hergeschickt hatte. Wenn ich Nadia nicht rausgeholt hätte, wäre sie wahrscheinlich bei ihnen und würde darauf warten, dass der Tod sie noch einmal holte.
    Juris Fingernägel fuhren über meine Haut, genau über die Striemen, die Sil hinterlassen hatte, sodass ich mich aufbäumte und schrie, während er mir die Hose über die Hüften hinunterzog. Ich wand mich unter ihm, tastete nach irgendetwas, irgendeinem Gegenstand, der als Waffe taugte. Das durfte nicht passieren, auf keinen Fall. Ich hielt die Luft an, als grauenhafte Erinnerungen inmir aufstiegen, mich zu ersticken drohten, mich aus der Gegenwart zurückzogen in ein muffiges Bett mit rosa Laken.
    »Lela!«
    Ich verdrängte die Erinnerungen. Malachi rief nach mir, holte mich ins Jetzt zurück. Als Juri seine Hose aufgeknöpft hatte, stieß ich mit der Hüfte zu. Das brachte ihn aus dem Gleichgewicht, ich drehte mich und traf ihn mit dem Ellbogen am Hals. Mit meiner unverletzten Hand bekam ich einen Betonbrocken zu fassen und den schlug ich Juri ins Gesicht.
    Er heulte auf, seine Faust schnellte vor, streifte mein Kinn. Ich schlug noch einmal zu, diesmal brach ihm der Beton das Nasenbein. Aber er ließ nicht locker, boxte, versuchte mich zu beißen, mir die Hose herunterzureißen.
    Schwarze Flecken schoben sich vor mein Blickfeld, als ich noch mal mit dem Betonbrocken zuschlug.
    Und noch mal.
    Und noch mal.
    Hände schlossen sich um meine Schultern. »Lela, hör auf.« Jemand nahm mir den Betonklotz aus der tauben Hand, aber ich schrie immer noch. Wann hatte ich damit angefangen?
    »Hör auf«, sagte Malachi. »Du kannst aufhören. Er rührt sich nicht mehr. Mach die Augen auf.«
    Sein grimmiges Gesicht war direkt vor mir. Es war der schönste Anblick meines Lebens. Er hielt mein Gesicht mit beiden Händen, sodass ich nichts sah außer ihm. »Wir müssen hier raus. Das Gebäude stürzt gleich ein. Kannst du laufen?«
    Ich blinzelte ein paar Mal, versuchte mich zu erinnern, was passiert war. »Klar«, sagte ich heiser. »Kein Problem.«
    »Komm.« Er nahm mich an der Hand, ließ aber gleich wieder los, als ich wimmerte. »Was ist mit deiner Hand?«
    »Hab

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