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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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aufrecht zu halten. Es war mir zuwider mit anzusehen, wie Malachi stark und unabhängig davonzog, während ich dämlich und nutzlos zurückblieb. Wieder mal war alles meine Schuld.
    »Lela, du musst lernen, dass du nicht die Lösung für alle Probleme bist«, sagte Raphael leise, aber seine Worte trafen mich wie ein Schlag in den Magen. Die Lösung für alle Probleme? Ich war die verdammte
Ursache
aller Probleme.
    Er legte mir den Arm um die Schultern. Ich war so müde und bedrückt, dass ich es zuließ. Er führte mich in mein Zimmer, woich mich hinlegte. »Malachi findet sie bestimmt. Leute aufzuspüren fällt ihm nicht schwer. Es ist das vierte Mal, dass Nadia einen Fluchtversuch unternimmt, also kann er sich wohl vorstellen, wo sie hingeht.«
    »Warum? Warum macht sie das? Hier ist sie in Sicherheit. Sie hatte solche Angst, als sie allein in der Stadt unterwegs war.«
    Seufzend breitete Raphael die Decke über mir aus. »Aber da draußen musste sie nicht hinnehmen, dass andere sie gern haben.«
    »Wie bitte?«
    »Deine Freundin ist überzeugt, nicht liebenswert zu sein, und lässt niemanden an sich heran. Die Depression kann Menschen so weit bringen. Sie glaubt, dass niemand sie versteht. Alle Beweise des Gegenteils ignoriert sie und so ist es gekommen, dass sie einige sehr tragische Entscheidungen getroffen hat.« Raphael nahm meine Hand. Die seine war warm, fast heiß.
    »Ich bin hergekommen, um sie zu holen. Für sie hab ich alles aufgegeben. Wenn ich nur ein bisschen mehr Zeit hätte, könnte ich sie rausholen.« Eine andere Möglichkeit gab es für mich nicht. Sobald wir aus der Stadt raus waren, draußen im strahlenden Sonnenschein, würde Nadia sich besser fühlen. Wie sollte es einem gut gehen in einer Stadt, die in ewiger Dunkelheit erstickte?
    Raphael tätschelte meine Hand. »Lela, jeder hat Lektionen zu lernen.« Sein Lächeln verblüffte mich wieder mal, so seltsam schön war es. »Willst du schlafen?«
    Ich barg mein Gesicht im Kopfkissen. Mein Schädel tat weh. Die Gedanken, die mir durchs Hirn wirbelten, ertrug ich nicht mehr. »Ja.«
    Ohne ein weiteres Wort legte mir Raphael die Hand auf die Stirn und alles wurde schwarz.

29
    Als ich aufwachte, hockte Malachi auf dem Stuhl an meinem Feldbett, sein Kopf lag neben meinem. Es sah unglaublich unbequem aus, aber er schlief.
    Eine Weile sah ich ihn nur an. Mir fiel ein, wie er bewusstlos gewesen war und ich mich danach gesehnt hatte, dass er aufwachte. Jetzt wollte ich, dass er schlief. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, unter dem Halbrund seiner schwarzen Wimpern. Wahrscheinlich hatte er keine Nacht vernünftig geschlafen, seit ich in sein Leben getreten war. Seine Wangenknochen traten stärker hervor und obwohl seine Wangen eine gesunde Farbe hatten, waren sie jetzt eingefallen im Vergleich zu unserer ersten Begegnung. Ich fragte mich, ob er wohl abgenommen hatte. Ob sein Körper ihm sagte, dass es an der Zeit war, die Stadt zu verlassen. Ob er allmählich seine Kraft verlor. Mir war er immer unzerstörbar erschienen, aber als ich ihn so schlafen sah, erkannte ich, dass er nur ein Mensch war, genau wie ich.
    Ich fuhr mit den Fingern durch sein schwarzes Haar und küsste ihn auf die Nasenspitze.
    Malachi schlug die Augen auf. »Du bist wach«, flüsterte er.
    »Hast du sie gefunden?«
    Er nickte. »Gerade noch rechtzeitig.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. »Was heißt ›rechtzeitig‹?«
    Er setzte sich auf und sah mich mit diesem vorsichtigen Blick an, dessen Bedeutung ich inzwischen kannte. »Ich hab sie auf dem Dach eines Hochhauses ein paar Blocks von hier gefunden. Es war das Naheliegende.«
    Unbeholfen setzte ich mich auf. »Heißt das womöglich, sie wollte es noch mal versuchen? Willst du das etwa behaupten?«
    Zögernd nickte er.
    Meine Freundin hatte sich umgebracht. Ich war durch die Höllegegangen, um sie zu retten. Hatte jemanden getötet, war beinah selbst ums Leben gekommen. Ein sehr guter Mensch war bei der Rettungsaktion gestorben. Und nach all dem versuchte meine Freundin
noch einmal
, sich umzubringen.
    Ich fuchtelte in der Luft herum wie ein Idiot. »Das fasse ich nicht! Welche Schraube ist eigentlich bei ihr locker? Ich begreife nicht, wie sie das tun kann. Ihretwegen bin ich hier. Alles hab ich für sie getan und sie ist vor mir weggelaufen.
    Und du«, kreischte ich und deutete auf Malachi, der regungslos dasaß, während ich durchdrehte, »du hast mir gesagt, es ginge ihr besser. Warum hast du das gesagt?«
    Er richtete

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