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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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verdammte Rhinozeros dahin treten, wo es am meisten wehtat. »Sieh mal, sie ist meine Freundin und sie kriegt richtig Angst, wenn sie rauskommt und dich sieht. Wie wär’s, wenn du Pause machst und in den Speisesaal gehst? Ich gebe dir keine Befehle. Ich sage dir nur, dass du keinen Ärger bekommst, wenn du eine Pause einlegst.«
    Er grunzte, ging ein paar Schritte und schaute um die Ecke. Dann marschierte er, sicherlich schreckliche Beleidigungen murmelnd, davon.
    Ich lehnte mich an die Tür und stieß sie auf, nicht vorbereitet auf den Duft nach Leder und Zimt, der mich empfing. Ana. Ich wischte mir eine Träne von der Wange. Wo war Ana hingegangen, als sie starb? Hatte sie Takeshi gefunden? Waren sie endlich zusammen draußen auf dem Land? Ich hoffte es für sie. Über die anderen Möglichkeiten wollte ich lieber nicht nachdenken.
    Nadia saß an Anas Tisch und schrieb.
    »Hey«, rief ich. »Wie geht’s?«
    Sie wirbelte herum und machte große Augen. Wie Malachi gesagt hatte, sah sie besser aus. Ihr Haar glänzte und ihre Kleider saßen zwar schlecht, waren aber sauber.
    »Lela? Malachi hat gesagt, dass du noch schläfst.«
    Mit unsicheren Schritten ging ich auf sie zu, blinzelte die Tränen weg. Ihr Gesicht, ihre Stimme … Es war wieder die Nadia, wie ich sie in Erinnerung hatte. »Ich bin aufgewacht«, wisperte ich. »Was hast du so gemacht?«
    Nadia drehte die Seite um, die sie vollgeschrieben hatte, und lächelte. Das Lächeln drang nicht ganz bis zu ihren Augen vor, aber das war ich gewohnt. »Mir geht’s allmählich besser«, sagte sie. »Malachi ist super.«
    »Hast du was gegessen?«
    Sie nickte. »Er hat gemeint, das wäre das Erste, was du fragen würdest. Er bringt mir immer Essen und entschuldigt sich jedes Mal, weil es so ekelhaft ist. Er ist unheimlich nett dafür, dass er so scharf ist. Die scharfen Typen sind meistens Vollidioten.«
    Meine schöne Freundin fand meinen schönen Freund scharf. Super.
    »Malachi ist einmalig«, erwiderte ich fröhlich. Und laut.
    Nadia legte den Kopf schräg und schaute mich mit diesem allwissenden Blick an, von dem ich befürchtet hatte, dass ich ihn nie wiedersehe. Mir kamen die Tränen. Ich hatte sie so vermisst.
    »Lela, er ist vollkommen verrückt nach dir. Hör auf, so unsicher zu sein. Da klingt deine Stimme komisch.«
    Jetzt fing ich echt an zu weinen. Meine Nadia. Wie sie leibt und lebt.
    Sie stand auf und streckte die Arme aus, wartete aber, dass ich zu ihr kam. Sie sah ein bisschen verunsichert aus, war aber zu einem Versuch bereit, und ich würde sie auf keinen Fall enttäuschen. Ich ging auf sie zu und umarmte sie wie wild. »Ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben.«
    »Du hast dir doch nichts angetan, um hierher zu kommen?«, fragte sie.
    »Nein, nein, ich hatte nur … einen Unfall. Aber als ich hier aufgewacht bin, beschloss ich, dich zu suchen. Ich wusste ja über die Stadt Bescheid – es tut mir so leid, dass ich dich nicht vorher gewarnt habe. Jedenfalls bin ich hergekommen, um dich zu finden. Glaub mir, ich weiß genau, was du jetzt durchmachst. Aber es wird alles anders, wenn wir raus aufs Land kommen. Wart ab, bis du es siehst …«
    Ich musste aufhören zu sprechen, weil sie mich so fest drückte, dass ich keine Luft mehr bekam. Ich lehnte mich zurück, damit ich ihr Gesicht sehen konnte, aber es war irgendwie verschwommen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie, als ich schwankte. »Du bist ganz blass geworden.«
    Unfähig noch länger zu stehen, ließ ich mich von ihr zu Anas Feldbett führen und setzte mich. Schwarze Flecken tanzten vor meinenAugen. »Mir ist ein bisschen schwindlig. Wahrscheinlich hab ich meine ganze Energie vertan, als ich Amid weggeschickt habe.« Ich rieb mir die Augen, damit der Raum aufhörte, sich zu drehen.
    »Amid? War das der Wächter?« Nadia ging zur Tür und spähte hinaus. Zwischen den schwarzen Flecken nahm ich sie nur undeutlich wahr.
    »Ja«, flüsterte ich.
    Nadia beugte sich über mich, ihr Gesicht war nah bei mir. »Vielleicht solltest du dich hinlegen.« Ihrem sanften Druck nachgebend sank ich auf das Bett.
    Sie streichelte meine Wange und sah mich voller Sorge an. »Ich hole dir diesen Arzt. Wie heißt er gleich?«
    Das war ein gutes Zeichen – Nadia machte sich um jemand anderen Sorgen statt nur um sich. Es ging ihr viel besser. Alles würde gut werden.
    »Raphael.« Ich legte meine Hände aufs Gesicht und wünschte, ich hätte mir noch ein paar Stunden Ruhe gegönnt, bevor ich in der

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