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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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horchte. Ganz nahe sprachen tiefe Stimmen Englisch, wenn auch mit starkem Akzent. Das Scharren ihrer Stiefel auf dem Fußboden, das Scheppern und Ächzen ihrer Rüstungen, ihre schnaubenden und grunzenden Atemzüge und ihr Gelächter … Es waren mindestens zwei. Ganz schlecht.
    Ich blinzelte durch ein Auge – eine Zelle. Auf allen Seiten Steinmauern, nur vorne ein Gitter. Die Wächter saßen direkt davor. Langsam, vorsichtig drehte ich den Kopf. Das war schwieriger als gedacht. Erstens, weil mein Schädel sich anfühlte, als wäre das Innere nach außen gekehrt. Die Beule auf der Stirn brannte wie Feuer. Zweitens, weil etwas um die untere Hälfte meines Gesichts gebunden war.
    Oh. Gott. Ich trug einen verdammten
Maulkorb
.
    Nun versuchte ich meine bebenden Hände zu heben. Aber meine Hände … Sie steckten in Lederfäustlingen, die fest an meine Arme geschnallt waren. Panik kroch in mir hoch, direkt ins Gehirn. Abrupt setzte ich mich auf.
    Was ich eine Sekunde später bereute. Mein Blick trübte sich und in meinem Hirn pochte es. Ich lehnte mich nach vorne und würgte trocken. Zum Glück für mich als Maulkorbträgerin war mein Magen leer. Ich rollte mich zu einer Kugel zusammen und gab vor, wieder bewusstlos zu werden, verdeckte mein Gesicht mit den Lederfäustlingen, beobachtete aber durch einen Spalt die Wächter. Sie saßen an einem grob gezimmerten Holztisch in der Mitte eines Raums, der auf drei Seiten von Zellen gesäumt war. Gaslampenan den Wänden und an der Decke beleuchteten schwach den fensterlosen Saal. Ich erkannte drei Holztüren an der hinteren Wand.
    Einer der Wächter merkte, dass ich mich rührte. Er rammte seinen Kumpan mit seinem fleischigen Ellbogen und schaute mich an.
    Die beiden traten an meinen Käfig. Sie sahen wie Zwillinge aus. Ihre Gesichtszüge waren grob geschnitzt, auffallend war das ausladende viereckige Kinn, der kahlköpfige Schädel und die markante, wulstige Stirn direkt über den juwelenfarbenen Augen. Und anscheinend interessierten sie sich lebhaft für mich.
    »Ich finde, es ist richtig süß, Bilal. Sind wir sicher, dass es ein Mazakin ist?«, sagte der mit den saphirblauen Augen. »Es stinkt nicht so wie die.«
    »Nun ja, Hani«, antwortete Bilal, »das da hat es Amid ganz schön gegeben, was es in meinen Augen weniger süß und eher wie ein Mazikin aussehen lässt.«
    »Wir wissen es genau, wenn Malachi mit ihm fertig ist«, mutmaßte Hani.
    Bilal sah besorgt aus. »Weiß Amid, dass es wach ist?«
    Hani warf einen Blick über die Schulter. »Noch nicht. Ich hatte gehofft, dass es bewusstlos bleibt, bis Malachi hier ist, dann hätte er damit fertig werden müssen.«
    Wir sprangen alle drei vor Schreck auf, als eine der Türen aufkrachte. Noch ein Wächter – der, dem ich ins Knie gestochen hatte. »Ich habe gehört, Malachi wurde herbeordert«, dröhnte er.
    »Amid, so ist der Ablauf. Wenn ein lebender Mazikin gefangen wird, müssen wir den Captain rufen«, entschuldigte sich Bilal.
    »Ich werde es selbst befragen«, knurrte Amid. Er nahm einen Schlüsselbund von einem Haken an der Wand und klimperte daran herum. Als er den richtigen Schlüssel gefunden hatte, rammte er ihn in das Schlüsselloch an der Tür meiner Zelle.
    Bilal legte eine Hand auf Amids Arm. »Verlier nicht die Kontrolle.«
    Amid zog seinen Arm weg. »Ich werde es befragen. Ich wette, ich bringe es dazu, seine Geheimnisse zu beichten, bevor Malachieinen Fuß über unsere bescheidene Türschwelle setzt. Dann wird er sehen, wer hier die Kontrolle hat.«
    Hani blickte zu Bilal und schüttelte den Kopf. »Holen wir uns was zu essen.«
    Bilal wirkte empört, aber er sagte nur: »Malachi wird das nicht gefallen.«
    Mir wurde bange, als sie durch eine der Türen den Raum verließen.
    Amid riss die Tür zu meiner Zelle auf und trat vorsichtig ein. Ich blieb still liegen, aber das hilflose, ängstliche Zittern konnte ich nicht ganz unterdrücken.
    »Gut«, gurrte Amid böse, »du bist wach.« Er kugelte mir fast den Arm aus, als er mich auf die Beine zerrte. »Gehen wir wo hin, wo wir reden können, nur du und ich.«
    Amid zerrte mich aus der Zelle und schob mich vor sich her. Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mein Kopf tat höllisch weh.
    Schraubstockartig umschlossen seine Pranken meine Arme. Erinnerungen quollen wie heißer Teer aus den hintersten Ecken meines Gehirns. Ich schüttelte den Kopf, ich brauchte jetzt jedes bisschen Verstand und Cleverness, um hier

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