Innerste Sphaere
lebendig rauszukommen. Sofort stellte ich fest, dass es eine bescheuerte Idee war, den Kopf zu schütteln, wenn man sich gerade eine Gehirnerschütterung zugezogen hat. Als die Wellen der Übelkeit über mir zusammenschlugen, wäre ich beinah umgekippt.
Amid dirigierte mich grob zu der Tür links von uns, beim Öffnen legte er mir einen Arm um den Hals. Ein paar dieser zähflüssigen, klebrigen Erinnerungsblasen platzten und als er von hinten immer näher an mich herankam, schlug ich zu. Er trat hart gegen mein Steißbein. Ich landete auf dem rauen Betonboden, stand wieder auf, aber meine Wirbelsäule war völlig lädiert, gerade aufrichten konnte ich mich nicht. Der Boden sah plötzlich sehr einladend aus.
Ich wich bis an die hintere Wand zurück, während Amid auf mich zukam. »Wie gesagt, ich will nur mit dir reden«, erklärte erund streckte die Hand aus. »Ich nehme dir den Maulkorb und die Handschuhe ab und du bist ein liebes kleines Monster, okay? Entspann dich, Mazikin – ich gebe dir etwas, das du willst.«
Ich blieb ruhig stehen, während er meine Fesseln löste. Sobald ich frei war, wich ich zurück. »Danke«, nuschelte ich, als ich so viel Abstand wie möglich zwischen uns brachte. Der Raum war groß, aber nicht annähernd so groß, wie ich es mir gewünscht hätte.
»Wie geht’s deinem Bein?«, fragte ich und ließ den Blick über die Wände schweifen. Der einzige Ausweg war die Tür, durch die wir gerade gekommen waren. Amid grunzte anstelle einer Antwort und beobachtete mich halb amüsiert, halb hasserfüllt. »Und ganz nebenbei«, fügte ich hinzu, während ich mich zentimeterweise auf die Tür zu bewegte, »nur um das zu klären, ich heiße nicht Mazikin. Ich heiße Lela.«
Die meergrünen Augen verengten sich, er kniete sich hin, um das Jagdmesser aus der Scheide zu ziehen. »Nenn dich, wie du willst.« Sein Blick durchbohrte mich, als er das Messer über den Boden zu mir schob. »Also – versuch noch einmal nach mir zu stechen.«
Okay, scheiße.
Weil ich keine Wahl hatte, schnappte ich das Messer vom Boden. Ich fragte mich, ob es mich in den nächsten Minuten durchbohren würde. Das kam mir sehr wahrscheinlich vor.
»Ich dachte, wir wollten nur reden«, sagte ich mit einer, wie ich hoffte, freundlichen Stimme. »Es tut mir
wirklich
leid mit deinem Bein. Du hast mich überrascht. Überlebensinstinkt, weißt du. War nicht persönlich gemeint.«
Ich schob mich seitwärts voran, versuchte einen Weg zur Tür zu finden, der mich gleichzeitig nicht in Amids Reichweite brachte. Grunzlaute ausstoßend kam er näher. Verdammt. Dieser Typ wollte mich abschlachten und ich hatte keine Ahnung warum, außer vielleicht der Tatsache, dass ich ihm bei seinem ersten Mordversuch entwischt war. Es musste sich um eine Verwechslung handeln – er nannte mich Mazikin und ich hatte nichts mit diesen schwertschwingenden Fuzzis zu tun, die der andere Wächter getötethatte. Ich duckte mich (teilweise weil ich gar nicht aufrecht stehen konnte) und mir wurde klar, dass es keinen Fluchtweg gab. Er war jetzt zwischen mir und der Tür.
Einen verrückten Augenblick lang überlegte ich, ob es ein Jenseits nach dem Jenseits gab. Wenn er mich tötete, wo würde ich dann sein? Ich war schon tot. War einmal sterben nicht genug? Was mich betraf, auf jeden Fall. Um meinen scheinbar unausweichlichen zweiten Tod etwas aufzuschieben, warf ich das Messer mit der Kraft der Verzweiflung.
Amid hatte meine tapfere Tat offensichtlich nicht vorhergesehen. Blöde verwundert sah er an sich hinunter auf das Messer in seinem Bauch.
Ich brauchte keine Sekunde, um zu sehen, dass die Wunde nicht tief genug war, um das verdammte Rhinozeros zu bremsen. Bevor er die Klinge herauszog, hinkte ich an der Wand entlang. Jeden Augenblick konnte die Klinge zwischen meinen Rippen stecken, aber mein Überlebenstrieb ließ sich nicht unterdrücken.
Er lachte. »Guter Trick, Mazikin. Aber ich hoffe, du hast etwas Besseres auf Lager.«
Wie ein mitleiderregender Krebs krabbelte ich an der Wand entlang. »Nö. Du glaubst mir wohl nicht, dass ich kein Mazikin bin?«
»Nö«, äffte er mich nach. Er versperrte mir mit zwei langen Schritten den Weg zur Tür und schleuderte das Messer in die entfernteste Ecke des Raums. »Wie wär’s, noch ein Versuch?«
»Nein.« Das kam nicht infrage.
»Zu schade.« Er boxte mich in die Seite und ich ging zu Boden. Verkrümmt lag ich da, all meine schlauen Worte waren vergessen. Unfähig zu atmen fragte mich, ob
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