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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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noch nie einen Jungen geküsst. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, wollte ich nie jemanden so nah an mich ranlassen, vor allem nicht seit Rick …
    Ich biss die Zähne aufeinander und schob die Erinnerung weg. Sie sollte diesen Augenblick nicht verderben. Meinen Augenblick. Unbeobachtet, allein mit Malachi war ich so neugierig, wie es sich anfühlen würde. War es so großartig, wie alle behaupteten? Wie würde es sein? Wie würde es mit
Malachi
sein?
    Einer Anwandlung folgend streifte ich sachte mit meinen Lippen seinen Mund. Meine Haut prickelte, wo sie die seine berührte. Ich leckte mir die Lippen, versuchte es noch einmal, diesmal etwas länger,die Augen geschlossen, und machte weiter, bis sich die Grenzen zwischen uns auflösten.
    Wow. Hör auf.
Mit pochendem Herzen riss ich mich los. Ich schämte mich zutiefst.
    »Was zum Teufel ist los mit mir?« Gerade ich, die ich wusste, wie es ist, wenn man zu etwas gezwungen wird – warum tat gerade ich ihm das an?
    »Es tut mir leid, Malachi«, flüsterte ich und zog mich zurück. »Kommt nicht wieder vor.«
    Ich wünschte, ich wüsste, warum es überhaupt passiert ist.
    Ich nahm seine Hand, strich über die Tätowierung an seinem Arm und lehnte den Kopf gegen die Kante der Liege.
    »Wach auf, bitte. Wach einfach auf. Ich muss mich bei dir bedanken und dann muss ich los.« Darum bat ich ihn, seine Hand in der meinen, minutenlang, oder Stunden, oder Tage, bis mich die Erschöpfung wieder übermannte.

12
    »Lela?« Der Klang seiner heiseren Stimme riss mich aus dem Halbschlaf wie ein Stromschlag.
    Er machte ein finsteres Gesicht. »Wie kommst du hierher?«
    Ich zwinkerte Freudentränen weg. »Schön, dass du wieder da bist. Wie geht’s dir?«
    Er holte Luft und zuckte zusammen. »Als hätte ich mich tagelang nicht gerührt. Und hätte die nächsten paar Tage keine Lust, mich zu rühren.«
    »Brauchst du etwas? Wasser?«
    »Nein. Das Zeug trinke ich nicht.« Er schloss die Augen, legte die Hand an den Hals und betastete die wirbelförmige Narbe. »Wie lang war ich ohnmächtig?«
    Ich beobachtete, wie sich seine Brust mit dem nächsten Atemzug hob und senkte. »Keine Ahnung, wie hier die Zeit vergeht. Alles, was ich sehe, sind sämtliche Schattierungen von Dämmerlicht. Du warst ziemlich lang ohnmächtig.«
Zu lang.
    »Wo ist Raphael?«
    »Er hat dich geheilt und ist dann gegangen … Das ist schon eine Weile her.«
    Malachi machte die Augen nicht auf, aber die unterschwellige Spannung seines Körpers verriet mir, dass seine Sinne jetzt hellwach waren. Ob er es wohl auf seiner Haut spürte, wo ich ihn berührt hatte, fragte ich mich unbehaglich.
    »Hat er dich geheilt, bevor er gegangen ist?«, fragte er.
    »Ja.«
    Immer noch mit geschlossenen Augen sagte er ganz langsam: »Und du bist hiergeblieben. Bei mir.«
    Ich sagte nichts, beobachtete nur wie gelähmt, dass er seinen Mund berührte und mit der Zunge über seine Lippen fuhr. Beinahwäre ich mit einer Entschuldigung herausgeplatzt, aber damit hätte ich etwas zugegeben, was ich unbedingt verbergen wollte. Mir wurde ganz heiß vor schlechtem Gewissen. Unfähig, ihn noch länger anzusehen, machte ich die Augen zu.
    Er seufzte. Jetzt kam bestimmt die Anklage. Aber er sagte nur: »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich wiedersehe.« Meine Muskeln zuckten, als die Spannung von mir abfiel.
    In dem Moment merkte ich, dass ich immer noch seine Hand hielt.
    Ich ließ sie abrupt los, als hätte sie mich gebissen, und riskierte einen Blick auf sein Gesicht, während ich mir eine Erklärung zurechtlegte. »Ich wollte nur sicher sein, dass es dir gut geht. Ich konnte dich nicht einfach allein hier lassen. Und ich wollte dir danken, dass du mir nach dem, was ich getan hatte, trotzdem gefolgt bist.«
    Er schaute auf seine Hand, die jetzt einsam an seiner Seite lag, dann auf meine, die ich schuldbewusst auf meinem Schoß barg. »Du hast getan, was du tun musstest. Wenn ich nachgedacht hätte, wäre mir klar gewesen, dass du dich so und nicht anders verhalten würdest. Es war unbesonnen, dich wieder in die Zelle zu sperren.«
    Ich sah ihn aus schmalen Augen an. »Du wirkst nicht gerade wie der unbesonnene Typ.«
    Er neigte den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. »Bin ich normalerweise auch nicht.«
    »Ich dachte, du würdest mich umbringen für das, was ich getan habe.«
    Jetzt machte er ein gequältes Gesicht. »Nein. Was du auch von mir denken magst, bitte denk das nicht. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich

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