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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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dass es ein Fehler war.
    Seine Haut war wie Feuer unter meinen Händen. Meine Finger griffen gierig zu, als hätten sie ihren eigenen Kopf. Erstaunt sah ich, wie er eine Gänsehaut bekam und schauderte. Mit einer Hand aufmeiner Schulter suchte er Halt und seine Finger streiften die bloße Haut an meinem Hals. In meinem Hirn brannten ein paar Sicherungen durch. Ich wollte zurückweichen und weglaufen. Ich wollte meine Hand auf die seine legen und sie für immer festhalten.
    Innerlich zerrissen, wandte ich mich ab. Nadia war der Grund, warum ich hier war. Der einzige Grund. Und doch wollte ich bleiben. Nicht in dieser Höllenstadt und nicht, um zum Allerheiligsten zu gehen, ganz gleich, was es für mich bereithielt. Ich wollte bei Malachi bleiben. Ich fühlte mich bei ihm nicht sicher und doch wusste ich, dass er jede Gefahr von mir fernhalten würde. Wer er war und woher er kam, war mir unklar, aber es kam mir verrückterweise so vor, als würden wir einander verstehen. Und obwohl mir die Vorstellung, dass er mich berührte, Angst machte, sehnte ich mich verzweifelt danach, ihn wenigstens noch einmal selbst zu berühren.
    Außer Kontrolle. Ich kam völlig ins Schleudern. Er war jetzt wach und wurde von Minute zu Minute stärker, also hatte ich keinen Grund mehr zu bleiben und allen Grund zu gehen. Meine Hand lag schon auf dem Knauf der Wohnungstür, als er wieder sprach.
    »Lela, warte. Ich helfe dir. Ich helfe dir, sie zu finden.« Ich rührte mich nicht, war aber nervös, weil ich die Wärme seines Körpers spürte und merkte, wie nah er mir war. »Diese Stadt kenne ich besser als jeder andere. Ich weiß um ihre Gefahren und könnte dich beschützen. Ich helfe dir, sie zu finden, und ich helfe dir, hier rauszukommen.«
    »Warum?«
    Er lachte leise. »Weil es offensichtlich die einzige Möglichkeit ist, dafür zu sorgen, dass du meine schöne Stadt verlässt. Darf ich dir helfen?«
    Ich drehte mich zu ihm um. Normalerweise fällt es mir auf, wenn jemand lügt oder etwas verschweigt. Malachis Miene war ernst und, so weit ich es beurteilen konnte, vollkommen aufrichtig. Ich konnte nicht anders – ich schöpfte Hoffnung. Mit ihm an meiner Seite hatte ich womöglich eine echte Chance.
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Aber du musst tun, was ich sage. Wenn wir das gemeinsam anpacken, musst du meinen Anweisungen folgen oder du bringst uns beide in Gefahr. Du musst mir vertrauen. Bringst du das fertig?«
    Es gab immer einen Haken. Wenn er nur wüsste, was er von mir verlangte. Mit einem traurigen Lächeln schüttelte ich den Kopf. »Immer wenn ich jemandem vertraut habe, ist es schiefgegangen.«
    Er zog die Brauen hoch und biss die Zähne zusammen. »Lela, wer hat dir das angetan?« Die Frage war ihm anscheinend herausgerutscht. Er machte einen Schritt rückwärts und senkte den Blick, wie um die Worte ungesagt zu machen. »Schon gut. Du brauchst mir nichts zu versprechen. Sag einfach, dass du es versuchen willst.«
    Damit konnte ich leben. »Ich versuche es.«

13
    Ich wanderte die Straße entlang und trug Malachis Arm- und Beinschienen. Er ging neben mir mit seinem Lederpanzer in der Hand und in dem lächerlichsten Aufzug, den ich je gesehen hatte. Die gestreifte Hose, die er in der Wohnung gefunden hatte, wäre ihm über die schmalen Hüften gerutscht, wenn er seinen Gürtel nicht gehabt hätte, trotzdem reichte sie ihm nicht einmal bis zu den Knöcheln. Sein Hemd war an den Schultern zu eng und schlabberte um die Taille. Es war das einzige mit richtig langen Ärmeln gewesen und darauf schien es ihm anzukommen.
    Ein junger Mann mit zotteligen Haaren kam uns entgegen. An die Brust gedrückt hielt er etwas, das aussah wie ein ganzes Kilo Koks. Seine Nase blutete.
    »Heiliger Strohsack. Ist es das, was ich glaube, dass es ist?«
    Malachi beobachtete, wie sich der Typ geistesabwesend die Nase mit dem fleckigen Ärmel abwischte und mit seiner Beute die Stufen zu einem Wohnhaus hinaufging. »Falls du glaubst, dass dies ein Mann ist, der ein Kilogramm Kokain zum persönlichen Gebrauch erworben hat, dann ja.«
    »Seid ihr hier nicht die Bullen? Solltest du ihn nicht festnehmen?«
    »Wozu? Er begeht kein Verbrechen. Oder genauer gesagt, das hat er schon und jetzt verbüßt er seine Strafe.«
    »Mit dem Zeug bringt er sich um.«
    Malachi bedachte mich mit einem Seitenblick. »Möglich. Aber damit kommt er hier nicht raus. Und ich würde mir auch keine Sorgen um ihn machen, weil diese Drogen vermutlich nicht besonders stark sind.

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