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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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habe es nie böse mit dir gemeint.« Er setzte sich auf, stellte die Füße auf den Boden und zog sich die Decke über den Schoß.
    Ich rückte ein Stückchen von ihm ab, bis meine Schultern die Wand berührten. »Ich muss weg«, sagte ich leise. An der Wand hochrutschend stand ich auf. Er wollte auch aufstehen, musste sich aber gleich wieder setzen und an der Liege festhalten. Er brummtefrustriert. Vermutlich war er es gewohnt, dass sein Körper auf Anhieb spurte. »Nochmal danke, dass du mich von den Mazikin weggeholt hast. Aber ich muss jetzt echt los –«
    Hastig griff er nach meiner Hand und hielt sie mit sanftem Druck fest. »Sag mir eins, bevor du gehst. Ich will es wirklich wissen. Warum hast du deine Chance auf ein glückliches Leben geopfert, um hierher zu kommen, wo du doch wusstest, dass es ein grauenhafter Ort ist? Warum hast du das getan, wo sie sich doch selbst entschieden hat, sich umzubringen? Und dich und alle, die sie lieben, zurückzulassen? Warum bist du ihr gefolgt und in diese Falle getappt, obwohl sie diese Entscheidung getroffen hat?«
    Wenn ich es ihm so erklären konnte, dass er es verstand, würde er mich ja vielleicht kampflos gehen lassen. Ich entzog ihm meine Hand und schaute auf meinen Arm und in Nadias Gesicht. Dann schloss ich die Augen und lehnte den Kopf an die Wand.
    »Ich war auf einer normalen Schule – anstatt Jugendknast. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich ein Außenseiter sein würde. Das war immer so gewesen. Und Nadia … Sie war mehr oder weniger das beliebteste Mädchen. Als wir uns kennenlernten, hab ich ihr aus der Patsche geholfen. Aber ich dachte nicht, dass sie mir etwas schuldig ist. Anschließend hätte sie mich auch ignorieren können. Jeder andere hätte es getan. Aber stattdessen ist sie mit mir zum Unterricht gegangen. Hat sich neben mich gesetzt. Mit mir geredet. Und am nächsten Tag hat sie es wieder getan, und am übernächsten und am überübernächsten. Erst dachte ich, ich wäre für sie die Lachnummer der Woche oder so und dann lässt sie mich fallen, aber sie ist immer wieder gekommen. Es schien ihr sogar Spaß zu machen, mit mir abzuhängen.«
    Ich bekam einen Kloß im Hals, als die Flut der Erinnerungen herandrängte. »Einmal hat eine Freundin von ihr, Tegan, über mich hergezogen, ich wäre eine Null, ein Klammeräffchen, ein Möchtegern-beliebtes-Mädchen. Und Nadia hat kein Wort gesagt. Musste sie auch nicht. Sie hat Tegan nur diesen vielsagenden Blick zugeworfen: Wenn du Lela blöd kommst, zertrete ich dein Leben unter meinen Jimmy Choos.« Ich kicherte. »Sie hat mich davor gerettet,wieder in den Knast zu wandern, weil ich der Zicke einen Arschtritt verpasst hätte.«
    Als ich die Augen aufmachte, sah mich Malachi an, als hätte ich plötzlich angefangen, ein unverständliches Kauderwelsch zu reden. Das leuchtete mir ein, weil ich das ja auch irgendwie getan hatte. Ich setzte noch mal an.
    »Ich bin hier wegen der Art, wie sie mich angesehen hat, Malachi. Sie hätte mich mit Angst ansehen können. Ich hatte ziemlich gruselige Sachen gemacht. Die meisten Leute würden sagen, dass ich Furcht einflößend bin. Aber so hat sie mich nicht gesehen. Es war eher, als hätte sie etwas anderes in meinem Innern gesehen – etwas Wunderbares, etwas, das sich lohnt zu kennen – und sie war der einzige Mensch, der das aus mir rausholen konnte. Sie hat mir Sachen beigebracht. Sachen geschenkt. Erstaunliche Geschenke. Ein Bild von mir selbst, anders als ich gewesen war. Besser, aber immer noch ich, verstehst du? Zukunftsträume, Träume, was ich werden könnte. Wahrscheinlich war ihr gar nicht klar, dass sie mich ins Leben zurückgeholt hat. Es lag ihr im Blut.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Das letzte Geständnis – es tat weh, es laut auszusprechen. »Ich weiß nicht, ob ich dasselbe für sie getan habe. Nachdem wir jetzt hier sind, vermute ich mal, dass es mir nicht gelungen ist. Aber das spielt keine Rolle. Vor Nadia hatte ich noch nie eine Freundin und ich würde alles für sie tun.«
    Er stand auf, hielt die Decke um seine Taille fest. Fast nackt und unbewaffnet sah er immer noch gefährlich aus. Und er brachte mich durcheinander. Ich wappnete mich, fragte mich, ob er vorhatte, mich aufzuhalten. Ich hatte die Tür im Visier.
    »Warte.« Seine Stimme klang ruhig, es war mehr eine Bitte als ein Befehl. Er schwankte. Ich legte die Hände um seine Taille, um ihn aufzufangen, falls er fiel.
    Sobald ich ihn berührte, wusste ich,

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