Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
Vom Netzwerk:
Jedenfalls bringen sie ihm keine große Linderung. Die kriegt er nirgends.«
    Ich dachte an Nadia und die Pillen, die sie so dringend schlucken musste. Ob es hier wohl auch »Drogenläden« gab, so wie »Lebensmittelläden«,wo man einfach reingehen und sich so viel holen konnte, wie man wollte? »Wieso ist dann alles frei erhältlich?«
    »Hier können die Leute haben, was sie wollen. Essen. Pornografie – alles unbegrenzt«. Er nickte zu dem Gebäude hinüber, in dem der junge Mann gerade verschwunden war. »Unbegrenzt Drogen. Unbegrenzt Wohnungen. Was sie auch wollen oder sich vorstellen. Aber nichts hilft. Man kann nicht raus, bis man das alles loslässt. Bis man anfängt, das zu suchen, was man braucht, und nicht das, was man will.«
    »Das ist alles, was man tun muss?«
    Er lachte laut auf. »Das ist schwerer, als es sich anhört. Den Richter kann man nicht täuschen.«
    »Ich kapiere nicht, wie das hier funktioniert. Der einzige Ausgang führt durch das Allerheiligste, aber was passiert, wenn du stirbst?«
    »Wenn du stirbst, erscheinst du am Tor des Ortes, wo du hingehörst, und du wirst hineingeführt.« Er zog die Brauen hoch. »Diese Stadt ist für Selbstmörder, aber es gibt andere Orte, hab ich gehört. Für Leute mit anderen … Problemen.«
    Eine Weile ließ ich mir durch den Kopf gehen, wie schrecklich der Ort wohl sein musste, an dem jemand wie Rick landen würde. Mir ging es besser, wenn ich mir vorstellte, dass er bekam, was er verdiente. »Das leuchtet irgendwie ein. Und das Land ist …«
    »Auch ein Ort. Ein Ort, an den die meisten von uns gerne kommen würden.« Sein Blick wanderte in die Ferne, wo sich jenseits der Stadtmauer matt die schneebedeckten Gipfel abzeichneten, die sich über der schönen Landschaft erhoben. »Wenn wir nach dem Urteil dafür bereit sind.«
    »Warum lässt du dann nicht einfach zu, dass dich einer von den Mazikin tötet? Warum hast du dich nicht entschieden zu sterben, als Juri dich gebissen hat? Nicht dass ich zu ihm halten würde, aber das wäre doch ein heroischer Tod gewesen. Hättest du dir damit nicht ein paar Pluspunkte verdient?«
    Er zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht und ich möchte es nicht riskieren. Wenn du stirbst, bevor du so weit bist, diese Stadt zuverlassen, musst du noch mal von vorn anfangen. Wenigstens hat man mir das so gesagt.« Auf seinem Gesicht spiegelte sich ein heimlicher Schmerz. »Und ich möchte so bald wie möglich hier weg.«
    Mir wurde seltsam warm ums Herz. Er hatte gewusst, dass es schreckliche Folgen haben konnte, wenn er starb, aber das Risiko war er eingegangen, um mir zu helfen. Mein Blick fiel auf die wirbelförmige Narbe an seinem Hals und ich dachte daran, wie meine Finger über seine sonst so glatte Haut geglitten waren. Bei der Erinnerung wurde mir heiß – und bei dem Gedanken, dass ich es ohne seine Erlaubnis getan hatte. Und doch verrieten mir sein eigentümliches Lächeln und die Neugier in seinen Augen, dass er es mir vielleicht erlaubt hätte, wenn ich gefragt hätte.
    Ich schlug eine schnellere Gangart an, um diese wirren Gedanken abzuschütteln. »Weihst du mich in deinen Plan ein, wie wir meine Freundin finden sollen?«
    »Sicher«, erwiderte er, holte auf und zog sich zum fünfzigsten Mal die Hose hoch. »Wir gehen zurück zur Station und ziehen etwas Anständiges an. Dann sehen wir uns den Stadtplan an. Und wir besorgen dir eine Ausrüstung.«
    »Kann ich nicht draußen warten, während du reingehst?«
    Er blieb stehen und schaute finster drein. »Was haben sie dir getan, als du Raphael geholt hast?«
    »Nichts. Jedenfalls nichts furchtbar Schlimmes. Ich bin nur … Ich glaube, dass mich die meisten von ihnen hassen.«
    Er zog die Brauen hoch. »Hab ich die falsche Frage gestellt? Hätte ich fragen sollen, was du ihnen getan hast?«
    »Pass auf«, verteidigte ich mich, »sie haben mir nicht zugehört. Du warst schwer verletzt und sie haben einfach herumgestanden. Kann sein, dass ich Hani … da getroffen habe, wo es besonders wehtut.«
    Lachend schüttelte er den Kopf. »Du bist unglaublich.« Als er meine ratlose Miene sah, lächelte er gequält. »Das meine ich als höchstes Kompliment, Lela. Danke, dass du in die Station zurückgekehrt bist, nach allem, was dir dort passiert ist. Hättest du es nicht getan, würde ich nicht mehr leben.«
    »Das war ich dir schuldig.«
    »Du warst mir nichts schuldig.«
    Ich wich seinem Blick aus und setzte mich wieder in Bewegung. »In dieser Frage werden

Weitere Kostenlose Bücher