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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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lange.«
Zu lange
, schrien seine hängenden Schultern und seine geballten Fäuste.
    »Du musst mir zeigen, was ich tun kann«, sagte ich mit Nachdruck.
    Ohne zu antworten betrachtete er seine Stiefel.
    »Du musst. Du kannst mir zeigen, wie ich mich wehren kann, und vielleicht lerne ich, ruhig zu bleiben. Nicht auszurasten. Bei Bewusstsein zu bleiben. Wenn es dir so ein Anliegen ist, dass ichmich wehren kann, dann solltest du das für mich tun.« Die Stille war bleiern. »
Malachi.
«
    Sobald ich seinen Namen sagte, sah er mir in die Augen. Seine waren vor Kummer getrübt. »Ich will nicht derjenige sein, der es dir in Erinnerung ruft, Lela. Ich will nicht, dass du ihn siehst, wer auch immer er war, wenn du
mich
anschaust.«
    Fast hätte ich nachgegeben, weil er so traurig klang. Aber ich hasste dieses überwältigende Gefühl der Hilflosigkeit. Ich hatte Angst vor den Folgen, wenn der Kontrollverlust mich das nächste Mal im Griff eines Feindes überkommen würde. »Es tut mir leid. Das ist der Grund, warum du das für mich tun
musst

    Er drehte sich weg. »Okay. Jetzt?«
    »Ja.«
    »Zuerst langsam. Das letzte Mal war ich zu schnell.«
    »In Ordnung.«
    »Geh in die Mitte des Zimmers. Schließ die Augen.«
    Ich gehorchte, gegen die Übelkeit ankämpfend. Aber diesmal gab er ständig Anweisungen, als er sich von hinten näherte. Ich klammerte mich an die Stimme und folgte ihr blind. Er zeigte mir, wie ich die instinktiven Bewegungen meines Körpers nutzen konnte, die Schwäche des Handgelenks nutzen und präzise die verwundbarsten Stellen des Gegners bestimmen konnte, um mich zu befreien. Er lehrte mich auch, wie ich mich drehen und zuschlagen musste, sobald ich dem Klammergriff entkommen war. Immer wieder ließ er mich das üben. Schließlich pirschte er sich lautlos heran und griff an, und ich flippte nicht aus, als ich ihm auswich.
    Es war nicht perfekt, nicht endgültig. Aber für mich war es ein Sieg. Malachi sah nicht so überzeugt aus, als er sich den Schweiß vom Gesicht wischte und aufräumte. Immer wieder strich er sich über den Nacken, als würde es wirklich wehtun. Aber ich war ziemlich sicher, dass er keine körperlichen Schmerzen litt.
    Ich hatte genau das bekommen, was ich brauchte, aber plötzlich fühlte ich mich schuldig. Als hätte ich etwas von ihm genommen. Und ich wusste nicht, wie ich es zurückgeben konnte, wie ich ihnwieder aufrichten konnte. Erst jetzt ging mir auf, dass ich ihn überhaupt nicht kannte. Ich hatte nur das Gefühl, ihn zu kennen.
    Er machte die Lampen aus, ging zur Tür und schaute, ob ich ihm folgte. Dieses zittrige, unbehagliche Gefühl war wieder da, aber jetzt lag es daran, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich in Ordnung bringen sollte, was in der letzten Stunde passiert war. Dabei wollte ich es unbedingt versuchen.
    »Hey, Malachi, ich weiß, es ist spät und wir müssen morgen früh los. Bevor wir gehen …« Ich holte tief Luft und sprach schnell weiter. »Bevor wir gehen, hab ich mir überlegt … ob du mir zeigen könntest, was ihr hier so in eurer Freizeit macht.«
    Das war das Romantischste, was ich je zu einem Jungen gesagt hatte. Aber als ich die Worte laut aussprach, hörte ich, wie dumm sie klangen. Wenn ich das früher zu irgendeinem Typen gesagt hätte, dann hätte der gekichert und das Schlimmstmögliche hineininterpretiert. Gut möglich, dass ich dann ausgerastet wäre.
    Malachi starrte mich an, als würde er sich meine Worte gründlich durch den Kopf gehen lassen. »Gut«, sagte er schließlich. »Komm mit.« Er zog die Tür auf und stieg die Treppe rauf. Ich folgte ihm, meine Erleichterung war süß wie ein Bonbon.
    Als wir das Erdgeschoss erreichten, führte er mich weiter die Treppe hinauf. Bald gelangten wir zu einer sich in die Höhe schraubenden Wendeltreppe und kletterten hinauf in den Turm, der über der Station aufragte. Nach dem mörderischen Training, das wir hinter uns hatten, beschwerten sich meine Oberschenkel bitterlich, aber ich stapfte ohne zu jammern hinter Malachi her, der ein stetiges Tempo beibehielt. Ich rang mit mir, ob ich zusammenbrechen und nach einer Pause fragen sollte oder nicht, als ich hörte, wie sich direkt über mir eine Tür öffnete. Mir zitterten die Beine. Als ich aufblickte, sah ich, dass Malachi hindurchkletterte. Wind blies mir durch die Haare und trocknete meinen Schweiß, als er mir die Hände entgegenstreckte. Dankbar ergriff ich sie und er zog mich nach draußen.
    Wir waren ganz oben auf der Spitze des

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