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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Mal, wenn er mir aufhalf, verweilte seine Hand länger auf meiner und der Blick in seinen Augen wurde immer wärmer. Und das gefiel mir. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    Trotzdem wollte ich mich beweisen. Ich stand auf, biss die Zähne zusammen und umkreiste ihn. Aufmerksam beobachtete er, wie ich näher kam, als würde er mich tatsächlich ernst nehmen. Ich täuschte rechts an, zuckte zurück und rammte mit voller Wucht den Ellbogen in seinen Magen, was sich anfühlte, als würde ich eine Steinmauer malträtieren. Er stöhnte, aber mir blieb keine Zeit, meinen Triumph auszukosten, denn er positionierte sofort sein Bein, nahm meinen Kopf in die Hände und stieß das andere Knie nach oben.
    »Der war gut«, murmelte ich nasal, meine Nase platt gegen seine Kniescheibe gepresst.
    »Mit einem wohlplatzierten Kniestoß liegst du fast nie falsch.« Er nahm das Knie runter und umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. »Alles in Ordnung?«
    Wir waren Brust an Brust und seine Hände lagen immer noch auf meinen Wangen. Er war ohne Deckung. Eine halbe Sekunde erwog ich, ihn in die Eier zu treten, aber als sein Daumen über meine Wange strich, war ich völlig abgelenkt. Ich atmete tief ein, überwältigt von der Hitze seiner Berührung und dem Ausdruck in seinen Augen, mein Herz kam aus dem Takt. Nach ein paar Sekunden des gegenseitigen Anstarrens, blinzelte er und ließ die Hände sinken.
    »Komm«, sagte er unvermittelt. »Ich zeige dir, wie man jemanden mit einem Messer entwaffnet.«
    Und es ging weiter. Und weiter. Und weiter. Ich zählte nicht mehr mit, wie oft ich zu Boden ging, aber komischerweise hatte ich Spaß und fühlte mich gelassener als je zuvor in der dunklen Stadt. Voller Hoffnung freute ich mich darauf, loszuziehen, um Nadia zu suchen. Mit Malachi und Ana an meiner Seite, wie sollte es nicht glücken?
    Dann griff er mich von hinten an.
    Es passierte ganz schnell. Später wurde mir klar, dass ich damit hätte rechnen müssen. Vielleicht war es, weil das Adrenalin schon dick durch meine Adern floss. Vielleicht, weil meine Deckung aussetzte und ich nicht gegen die Erinnerungen gewappnet war. Vielleicht passierte es auch, weil er mich mit einem beängstigend starken Griff am Hals packte und ich mich nicht befreien konnte. Aber als er den anderen Arm um meine Brust schlang und ich seinen Körper hinter mir spürte, flogen alle Sicherungen raus und ich konnte nur noch schreien und kratzen und treten.
    Mit dem Gesicht nach unten und ich kann nicht atmen und er wird mich zerquetschen und liegen lassen, hilflos und leer und wertlos und blutend bis zum nächsten Mal, und niemand hört meine Schreie.
    Als ich die Augen wieder aufmachte, saß ich zusammengekauert in einer Ecke. Meine Lippen zitterten, schwarze Punkte schwammen vor meinen Augen. Meine Arme hatte ich über den Kopf gefaltet und schützte mich vor … nichts. Es war still. Ich hob den Kopf.Malachi saß ein, zwei Meter von mir entfernt, den Ausdruck in seinem Gesicht konnte ich nicht deuten. Rote Striemen zogen sich über eine Backe und seine Handrücken.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er.
    Wütend wischte ich mir die Tränen von den Wangen und bändigte die widerspenstigen Strähnen, die aus dem Zopf entwischt waren. »Nein, mir tut es leid. Das war peinlich. Ich neige dazu, in Panik zu geraten, wenn jemand hinter mir ist.« Ich kam wacklig auf die Beine, den Rücken zur Wand.
    Er atmete hörbar aus, als er aufstand. »Ich wusste es. Ich hab’s gespürt, in der Nacht, in der ich dich verhört habe. Als Sil dich packte, habe ich es in deinen Augen gesehen. Trotzdem hab ich’s getan und das war nicht gut.«
    »Nein, du musstest es tun. Glaubst du, der nächste Mazikin, der mich erwischt, fragt um Erlaubnis, ob er von hinten angreifen darf?«
    »Warum war es dieses Mal so schlimm?« Er sah aus, als wäre er nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte.
    »Ich weiß nicht. Manchmal ist es einfach schlimmer.«
    Er zuckte zusammen.
    Überwältigt von meinem Frust, schüttelte ich den Kopf, gab mich meiner Enttäuschung geschlagen. »Es ist mir zuwider, außer Kontrolle zu geraten«, flüsterte ich. »Ich habe einen Filmriss.«
    »Du bist in Panik geraten. Als ich bemerkte, was los war, hab ich dich losgelassen, aber du hast nicht aufgehört.«
    Ich atmete tief ein und blickte zur Tür. Meine Lippen zitterten nicht mehr und ich konnte wieder klar sehen. Aber der Fluchtimpuls war immer noch da. »Wie lange hat es gedauert?«
    Er sah zu Boden. »Nicht

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