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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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frech zu sein.
    Malachi schnappte meine Hand und schleifte mich durch die Gänge. »Ermutige ihn bitte nicht auch noch«, brummte er.

17
    Wir würden das Stadtzentrum gegen Mittag erreichen, teilte mir Malachi mit. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Wie immer war es einfach düster, nichts als betrübte Gesichter und ein Block nicht zusammenpassender Häuser nach dem anderen.
    Wächter patrouillierten paarweise, mit glühenden Augen wachten sie über die Menschenmassen und suchten nach ungewöhnlichem Verhalten. Immer wenn wir an ihnen vorbeikamen, standen sie stramm und warteten auf Malachis Gruß. Für mich sahen sie alle gleich aus, aber er kannte jeden beim Namen. Er nickte oder gab ein paar Anweisungen, bevor er sie weiterschickte. Einer sah mich schräg an und sagte an Malachi gewandt: »Die nimmst du wohl in die Mangel, Captain?«
    Als der Wächter Malachis Gesichtsausdruck sah, machte er einen Schritt rückwärts und stand stramm. Ich warf Ana einen fragenden Blick zu, aber sie starrte den Wächter mit derselben grimmigen Miene an.
    Als ich fragte, weshalb wir nicht ein paar Wächter mitnehmen konnten, antwortete Ana: »Weil das keine offizielle Mission ist. Stimmt’s, Captain?«
    Malachi ignorierte sie und ging weiter.
    Um die Zeit totzuschlagen und mich ein bisschen abzulenken, stellte ich Fragen, die sich in den letzten Tagen in meinem Kopf angestaut hatten. »Wie kommt es, dass ihr hier keine Telefone oder so habt?«
    »Sie wurden uns nicht gegeben«, erwiderte Malachi. »Die Wächter werden von Michael ausgestattet und das Lebensnotwendige bekommen wir von Raphael. Telefone hat man uns nicht bereitgestellt.«
    Lächelnd malte ich mir aus, wie Malachi versuchte, ein Handy zu bedienen.
    »Aber du hast gesagt, die Leute können sich hier ganze Gebäude wachsen lassen – also warum kannst du kein winzig kleines Telefon entstehen lassen?« Ich überlegte, ob ich es nicht einfach ausprobieren sollte.
    »Wächter lassen nichts wachsen«, erklärte Ana. »Das würde als Pflichtverletzung angesehen. Wir haben zwar Sonderrechte, zum Beispiel können wir belegte Wohnungen betreten, aber wir haben auch Gesetze.«
    »Aber seid ihr nie in Versuchung gekommen?«
    Malachi räusperte sich genervt. »Die Entscheidung zwischen einem Telefon und früher raus aufs Land zu dürfen ist leicht.« Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. »Wenn es Zeit für dich ist, die Stadt zu verlassen, möchte ich, dass es dir freisteht zu gehen.«
    »
Ernsthaft?
Ich rede nicht von einem luxuriösen Angeberpalast. Ich spreche von einem Telefon. Würde es das Leben nicht leichter machen?«
    Ana schubste mich mit der Schulter. »Wenn du glaubst, dass einem irgendetwas leicht gemacht wird, dann bist du vielleicht doch noch nicht bereit zu gehen.«
    »Genug, Ana«, sagte Malachi, drehte sich um die eigene Achse und setzte den Marsch fort. »Und Lela, ein Telefon wäre durchaus machbar, würden sich die Leute in der Stadt dazu entschließen, miteinander zu kommunizieren. Aber selbst wenn sie es täten, wen würden sie anrufen?«
    Das konnte ich im Moment schlecht beantworten, denn wir drängten uns gerade durch einen nicht enden wollenden Strom von Menschen, die mit glasigen Augen auf den Boden schauten. Eine Dame saß auf dem Randstein, umringt von haufenweise Schuhen. Während ich sie beobachtete, wuchs ein schleimiges Paar Stilettos auf ihren zuvor nackten Füßen. Sie zog sie aus legte sie auf einen Haufen und starrte wieder ihre Füße an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Was ist mit Autos? Computern? Fernsehern?«
    »Och, Fernseher gibt es. In jeder Wohnung«, sagte Ana. »Die Leute gieren nach Fernsehen genau wie nach Essen. Ich selbst habmir das auch manchmal gegönnt. Hier gibt’s nicht viel zu tun. Die Buchhandlungen sind zum Kotzen. Die Schrift ist zu klein und ich hasse Vampire.«
    Malachi nickte. »Und was Autos angeht … Ich schätze, die sind hier nicht wichtig. Die Menschen laufen rum, wenn sie angekommen sind, wie deine Freundin, aber wenn sie sich eingelebt haben, neigen sie dazu, an einem Ort zu bleiben. Alles, was sie wollen, gibt es ja auch in der Nähe. Manche verlassen ihre Wohnung nie. Abgesehen von den Wächtern bewegen sich nur die Mazikin regelmäßig durch die Stadt, aber sie gehören eigentlich nicht in die Stadt, also wächst für sie Gott sei Dank auch nichts. Und entschuldige bitte, was ist ein Computer?«
    Ana lachte und rempelte Malachi scherzhaft an. »Die sind wie riesige Rechenmaschinen,

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