Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
Vom Netzwerk:
würde mir unheimlich schwerfallen, Abschied zu nehmen, wenn die Zeit gekommen wäre.
    Ich tröstete mich mit Anas Bemerkung, Malachis Zeit in der Stadt würde sich dem Ende zuneigen. Vielleicht würde er mich und Nadiaauf dem Land treffen. Ich überlegte, wie er wohl sein würde, wenn er nicht mehr ständig Kämpfe auf Leben und Tod austragen musste. Das wollte ich herausfinden.
    Ich wandte mich wieder vom Fenster ab, rieb den Schmutz von den Handflächen und bemerkte, dass Ana mich beobachtete. »Du musst vorsichtig sein, Lela. Diese Stadt ist dafür gemacht, dich runterzuziehen. Dazu ist sie da. Sie zieht dich runter, sodass du, wenn du vor dem Gericht stehst, das Urteil akzeptierst – egal welches. Das macht es so gefährlich, sich zu verlieben.«
    »Sich ver…« Ich lachte gezwungen, es klang ziemlich laut und schrill. Vielleicht war ich etwas verknallt. Aber Liebe? Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, wie sich das anfühlen würde. Besonders hier. Besonders, wenn Nadia immer noch irgendwo da draußen war.
    Besonders, weil es sich wirklich,
wirklich
so anfühlte, als würde es außer Kontrolle geraten.
    »Ana, ich glaube, du übertreibst. Ich bin gerade mal seit zwei Wochen hier und verschwinde wieder, sobald ich Nadia gefunden habe. Das muss ich tun und nichts anderes.«
    Ich durchquerte das Wohnzimmer und steuerte auf das Bad zu. Ich musste dringend unter die Dusche und sei es nur, um Anas wissenden Blicken, ihrem traurigen Lächeln, ihrer tragischen Geschichte und all den Lektionen, die ich nicht lernen wollte, zu entkommen.
    »Ja, ich weiß, warum du hier bist. Achte nur auf eins: Verwechsle nicht, was du willst, mit dem, was du brauchst«, sagte Ana, bevor ich die Tür zwischen uns schloss.

20
    Verwechsle nicht, was du willst und was du brauchst.
Die Worte hallten noch Stunden später in meinem Kopf wider. Was hieß das jetzt schon wieder?
    Das Geräusch einer Tür, die ins Schloss fiel, schreckte mich aus unruhigen Träumen auf, von Malachi im Kampf gegen tausend Mazikin, die alle Nadias Gesicht trugen. Ich sprang auf. Voller Scham, wie sehr ich mich sehnte ihn zu sehen, ging ich langsam zur Schlafzimmertür. Ich zog die Tür auf und sah ihn vor mir – die Hand erhoben, um zu klopfen.
    Er machte einen Schritt rückwärts und fuhr sich verlegen übers Haar. »Ana ist auf Patrouille im Westteil der Zone. In ein paar Stunden ist sie wieder da.«
    Er ging ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch und legte seine langen Beine auf den Kaffeetisch. Seine Haare glänzten und standen in wirren Stacheln von seinem Kopf ab, als käme er gerade aus der Dusche. Ich hielt mich am Türrahmen fest, damit ich nicht zu ihm ging und ihm über den Kopf strich.
    Er deutete auf die Küche. »Du brauchst wohl nichts zu essen oder zu trinken?«
    »Nein, eher nicht.« Nun gab ich der Versuchung nach und setzte mich neben ihn.
    Er legte den Arm auf die Rückenlehne und musterte mich. »Wie geht’s dir?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich würde so gern Nadia suchen, fürchte aber, dass wir sie hier nicht finden. Was, wenn sie nicht in der Wohnung geblieben ist?«
    »Wenn nötig, kämmen wir jeden Winkel dieser Zone durch«, versicherte er mir. »Wenn sie hier ist, dann finden wir sie auch. Wenn nicht, suchen wir in der Umgebung. Diese Wohnung hab ich für unsausgesucht, weil sie nur ein paar Blocks von der Gasse entfernt ist, in der sie sich versteckt hat.«
    Ich dachte an die Nacht zurück, in der ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. »Mir war gleich klar, dass du gefährlich bist. Nadia dachte, sie würden dich umbringen. Sie hatten dich umzingelt und du warst verwundet. Aber ich wusste Bescheid.«
    Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Wie konntest du das wissen? In der Nacht dachte ich auch, dass sie mich töten.«
    »Ich sah das an der Art, wie du dich bewegt hast«, gab ich zu.
    »Komisch, dasselbe hab ich von dir gedacht.«
    Ich kicherte. »Hab ich so furchterregend ausgesehen, als ich bewusstlos und blutüberströmt in deinen Armen lag? Warst du eingeschüchtert?«
    Er lächelte so atemberaubend, dass ich ihn am liebsten geküsst hätte. Ich ertappte mich dabei, dass ich mich auf ihn zubewegte, und machte rasch einen Rückzieher.
    »Mir wurde es klar, weil du nicht aufgegeben hast, du hast immer weitergekämpft«, sagte er. »Als du aus der Ohnmacht aufgewacht bist, warst du sofort munter, hast dich auf dieses Laken am Boden gekauert.« Er lachte leise. »Deswegen hab ich dich in diese zeltartigen

Weitere Kostenlose Bücher