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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Kleider gesteckt und wollte dir keinen Gürtel geben. Und deswegen hab ich in diesen Raum auch keinen Schlüssel mitgenommen. Ich hatte das Gefühl, dass du zu allem fähig bist.«
    Ich riss die Augen auf. »Du hast mir diese Klamotten ausgesucht?«
    Er schielte zu mir herüber. »Klar. Ich wollte es dir so schwer wie möglich machen. Außerdem war es lustig, wie du deine Hose hochhalten musstest.«
    Ich schlug ihn auf den Arm. »Das – das war einfach … gemein. Und ich kann es nicht fassen, dass du dir darüber den Kopf zerbrochen hast.«
    »Kannst du nicht? Lela, wenn ich den Schlüssel dabei gehabt hätte, hättest du ihn mir wahrscheinlich abgenommen.« Anscheinend fühlte er sich unwohl in seiner Haut. Er ließ sich tiefer in dasSofa sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. »Möchtest du fernsehen oder so?«
    Oder so.
Ich verpasste mir im Geiste eine Ohrfeige. »Klar, was läuft?«
    Er sah mich aus seinen braunen Augen neugierig an. »Das würde ich auch gern wissen.« In einer fließenden Bewegung stand er auf und drückte den Knopf vorne am Fernseher, dann setzte er sich wieder zu mir. Die Eröffnungssequenz von
Buffy – Im Bann der Dämonen
flimmerte in einem statischen Nebel über den Bildschirm. Das war egal – ich grinste begeistert. Ja, ich hätte beinah vor Freude in die Hände geklatscht. Wie eine Zweijährige.
    Malachi machte ein ratloses Gesicht. »Was in aller Welt ist das?«
    »Das ist
Buffy
! Eine alte Serie, aber ich hab so ungefähr jede Folge online gesehen.«
    Eine Weile schauten wir schweigend auf den Bildschirm. Na klar, eine Episode, die ich nicht so mochte – es ging um Hyänen. Ich hasse Hyänen. Die gruseligsten Tiere überhaupt.
    »Ich glaube, ich weiß, warum das deine Lieblingsserie ist«, sagte Malachi leise. »Buffy ist sehr stark.«
    »Die Vorstellung von einem toughen Mädchen, das dem Bösewicht einen Pflock ins Herz rammen kann, hat mir immer gefallen.«
    »Und diese Vampire zerfallen dann sofort zu Staub. Das wäre schön. Ich wünschte, bei Mazikin wäre es genauso.« Seine Stimme klang wehmütig.
    »Und ich wünschte, bei Pflegevätern wäre es auch so.«
    Malachi blickte starr auf den Fernseher, aber er umklammerte die Polster der Couch und seine Fingerknöchel waren weiß. »Pflegevater«, sagte er langsam. »Nicht dass es dadurch besser würde, aber bitte sag mir, ob das heißt, dass er nicht dein richtiger Vater war.«
    Ich atmete aus. »Ja, das heißt es. Pflegeeltern nehmen Kinder auf, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können oder wollen. Meine Mutter konnte es nicht, sie war psychisch krank. Wer mein Vater war, weiß ich nicht. Sie hat es niemandem verraten.«
    »Also hast du bei diesem ›Pflegevater‹ gelebt?«
    Die Couchpolster taten mir leid. »Er war am Ende einer langen Reihe von Pflegeeltern. Was vor meinem zehnten Lebensjahr gewesen ist, weiß ich nicht mehr genau, aber es waren einige. Danach hatte ich eine ziemliche Pechsträhne. Nichts hat geklappt. Die einen haben mich geschlagen, was nicht erlaubt ist. Die Sozialarbeiterin ist dahinter gekommen, weil jemand in der Schule die Blutergüsse bemerkt hat. Und die übrigen wurden zwangsgeräumt, sind in einen anderen Bundesstaat gezogen oder haben sich scheiden lassen. Eine Mutter hatte ein anderes Kind mit so vielen Problemen, dass sie für mich keine Zeit hatte, eine andere hat beschlossen, dass sie nicht mehr Pflegemutter sein wollte. So wurde ich herumgestoßen, bis ich bei Rick und Debbie gelandet bin.«
    Um mich abzulenken, starrte ich auf den Bildschirm. Es war eine mitleiderregende Geschichte, aber diesen Teil konnte ich einigermaßen sachlich wiedergeben.
    Malachi sah mich an, seine versteinerte Miene war sanft geworden. Er wollte wissen, ob es mir gut ging, so viel war mir klar. Ich machte mich auf die Frage gefasst, was dann passiert war. Die hatte noch jeder gestellt, auch Nadia und Diane. Mir wurde flau im Magen, als ich beobachtete, wie er nach den rechten Worten suchte. Er neigte sich mir zu.
    »Du brauchst nichts weiter zu sagen. Es tut mir leid, dass er dich verletzt hat, dass er dir etwas genommen hat.«
    Ich wartete darauf, dass er mit peinlich berührter Miene wegrückte und das Thema wechselte. Aber er rührte sich nicht, wich meinem Blick nicht aus und wartete einfach, ob ich noch etwas zu sagen hatte. Und erstaunlicherweise hatte ich.
    Ich zog die Knie an die Brust. »Weißt du, was am schlimmsten war? Ich habe fast ein Jahr meines Lebens in einer

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