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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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für dich empfindet.« Ana schnallte sich Wurfmesser an die Beine und sah aus, als würde sie sich nur darauf konzentrieren, aber ich sah die Tränenspuren auf ihren Wangen.
    »Wie kann das schlimmer sein? Takeshi war sein Mentor. Sie haben jahrelang zusammengearbeitet. Du hast gesagt, dass er Malachi viel bedeutet hat. Malachi … Malachi kennt mich kaum.« Meine Stimme versagte.
    Ana warf mir einen entrüsteten Blick zu und fuhr fort, sich bis an die Zähne zu bewaffnen. »Dieser Junge liegt vor dir auf den Knien. Und ich weiß, dass du ihn auch sehr gern hast. Klar, du hast andere Prioritäten, aber ich sehe es auf deinem Gesicht, wenn du ihn anschaust.«
    Ana zog ein Messer, stieß es in die Tür und sah mich mit ihren wilden Katzenaugen an. »In diesem Augenblick stirbt er tausend Tode, weil er dich in dieses Nest schicken muss. Du hast doch gesehen, dass er entschlossen war, das zu verhindern? Ihm ist klar, dass es für Nadia am ungefährlichsten ist, wenn du reingehst, also wird er es zulassen. Er macht das für dich, weil er dich respektiert und es dir recht machen will. Weil er dir ein Versprechen gegeben hat. Aber in Wirklichkeit will er dich einfach nur hier rausschaffen, dich weit wegbringen, sodass keiner von denen dich jemals anrühren kann.«
    Ich holte tief Luft und straffte die Schultern. Dasselbe wollte ich auch, dass er mich hier wegbrachte, aber ich musste das durchziehen. Deshalb war ich hergekommen. »Ich muss Nadia helfen. Ich kann nicht zulassen, dass sie eine Besessene wird.«
    Ana nickte. »Gut, wir tun unser Bestes, damit es klappt. Aber sei realistisch. Nachdem sie jetzt drinnen ist, stehen die Chancenschlecht. Im Moment hilft uns nur, dass Ibram und Sil nicht da sind. Aber da drinnen wimmelt es von Mazikin und wir müssen blind reingehen, ohne Verstärkung. Wir haben keine Zeit zum Auskundschaften, um rauszufinden, womit wir es zu tun haben. Mir ist klar, dass es der am wenigsten riskante Plan ist, aber man kann nicht ausschließen, dass keiner von uns da lebend rauskommt.«
    Sie öffnete eine der Schachteln, die sie aus dem Schrank geholt hatte und leerte sie vorsichtig aus – sie enthielt sieben schwarze Kugeln, so groß wie Golfbälle. Sie packte sie in eine Umhängetasche. Als sie merkte, dass ich sie beobachtete, hielt sie eine in die Höhe.
    »Michaels praktische neue Erfindung. Der einzige Sprengstoff in dieser Stadt. Du gehst rein und schnappst dir Nadia, während wir draußen ein größeres Ablenkungsmanöver veranstalten und dir Deckung geben, wenn du sie rausbringst.«
    Es fühlte sich an, als hätte gerade ein Kleinlaster auf meiner Brust geparkt. Natürlich konnte ich mir einreden, dass Malachi und Ana weniger riskierten, wenn ich reinging, aber sie würden auf jeden Fall für mich und Nadia den Kopf hinhalten, ganz egal, nach welchem Plan wir vorgingen. Ich hatte eine Wahnsinnsangst um uns alle. Und bei der Erinnerung an meine Zeit bei den Mazikin – der Geruch nach Weihrauch und Fäulnis, die Fingernägel auf meiner Haut, der tierhafte Galopp – wollte ich mich am liebsten in einer Ecke verkriechen und mich nie wieder rauswagen. Nur eins konnte mich aufbauen, seit ich in dieser Stadt war, nur eins war ein Lichtblick gewesen, nur eins hatte mich in dieser Hölle getröstet, hatte mir Kraft gegeben und das Gefühl, ich könnte mich all dem stellen … aber er war gerade hinausgestürmt.
    »Bestimmt ist er auf dem Dach. Er geht immer nach oben, wenn er einen klaren Kopf bekommen will«, sagte Ana leise. »Aber mach schnell. Wir können es uns nicht leisten, noch länger zu warten. Ich geh auf Beobachterposten. Wenn sich irgendetwas verändert, hole ich euch.«
    Mehr Ermunterung brauchte ich nicht. Ein paar Sekunden später war ich im Treppenhaus. Auf dem letzten Treppenabsatz atmete ichschwer. Die Metalltür, die aufs Dach führte, quietschte, aber Malachi drehte sich nicht um.
    Er stand am Rand, lehnte sich an die halbhohe Mauer, die das Dach begrenzte, und blickte auf die Stadt hinaus. Langsam ging ich auf ihn zu, damit er Zeit hatte, sich mir zuzuwenden, was er aber nicht tat. Ich wollte ihn schon fragen, ob er wieder über die Mauern geflohen war, als er das Schweigen brach.
    »Warum bist du hier? Ich dachte, du machst dich fertig.«
    »Ich bin fertig.«
    Er wirbelte so schnell herum, dass ich nicht mehr zurückweichen konnte. Dann griff er nach meinem Zopf, den Ana heute Morgen vor unserer Suche so sorgfältig geflochten hatte, und riss das Gummiband

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