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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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ab.
    »Was machst du da?« Bevor ich ihn hindern konnte, fuhr er mir mit flinken Fingern durchs Haar und löste den Zopf. »Hey! Hör auf!« Ich versuchte, seine Hände wegzustoßen, aber er achtete nicht darauf. »Was hast du für ein Problem?«
    Er ließ die Hände sinken und machte ein paar Schritte rückwärts. »So wirst du ihnen besser gefallen«, sagte er mit emotionsloser Stimme.
    Ich streifte eine Strähne hinters Ohr. »Pass auf, Ana hat mir erzählt, was du mit Takeshi tun musstest.« Ein Muskel an seinem Kiefer begann zu zucken. »Ich möchte dir sagen, dass ich über das Risiko Bescheid weiß. Ich begreife, was du womöglich tun musst.«
    Er ballte die Fäuste. »Du begreifst gar nichts. Glaubst du etwa, wenn du mir die Erlaubnis gibst, dir die Kehle durchzuschneiden, wird es leichter?«
    »Ich dachte schon. Ich möchte nicht, dass irgendeine Mazikin in meiner Haut steckt. Ich will, dass du dem ein Ende machst, wenn es so weit kommen sollte.«
    Er lachte verächtlich. »Das ist wirklich großzügig von dir, Lela, weil
du
ja dann längst weg bist. Aber überleg dir mal Folgendes, wenn du mir so beiläufig deinen Segen gibst: Die Mazikin, von der du besessen bist, wird mich aus deinen Augen ansehen, wenn ich sie in die Enge treibe. Ihre Haut wird so weich sein wie deine, wennich sie anfasse. Wenn ich in ihr Fleisch schneide, wird sie mit deiner Stimme schreien. Und wenn ich über ihrer Leiche stehe und sehe, wie Blut das schöne Haar durchtränkt, das sich genau wie deines anfühlt, glaubst du, ich werde mich dann nicht fühlen, als hätte ich dich getötet?« Seine Stimme versagte und er wandte sich ab.
    Ich schluckte schwer und legte die Hände auf seinen Rücken, weil ich meinte, die Berührung würde uns beide trösten.
    Ich täuschte mich.
    »Fass mich nicht an.«
    Ich ließ die Hände sinken. »Tut mir leid. Ich …«
    Er drehte sich um. »Was, Lela? Was glaubst du wohl, dass es bewirken könnte, wenn du mich anfasst? Weißt du eigentlich, dass es für mich jedes Mal schlimmer wird, wenn du das tust?«
    Er hätte mich genauso gut ohrfeigen können. Ich schaute auf meine Füße und wünschte, es würde tatsächlich jemand anderer in meiner Haut stecken. »Wenn du nicht willst, dass ich dich anfasse, warum hast mich dann nie daran gehindert?«
    Er kam auf mich zu und hob frustriert die Arme. »Ich hab nie behauptet, dass ich nicht will, dass du mich anfasst! Das ist ja genau das Problem. Jedes Mal, wenn du mich berührst, will ich, dass du mich nicht mehr loslässt … Und wenn du mich jetzt anfasst, werde ich dich nicht mehr loslassen«, fuhr er sanfter fort. »Ich werde dich nicht zu ihr lassen. Das bringe ich dann nicht über mich. Bitte, bring mich nicht in diese Lage. Bring mich nicht dazu, mein Versprechen zu brechen. Mach es mir nicht noch schwerer …« Hilflos schlang er die Arme um seine Brust.
    Ich wollte seine Bitte respektieren und Distanz halten. Aber meine Angst machte mich egoistisch und sein Geständnis, dass er mich wollte, machte mich kühn.
    »Ich muss zu Nadia. Das weißt du genau. Dir ist klar, dass es ihre einzige Chance ist, und du weißt, dass es auch für Ana besser ist. Selbst wenn dir deine eigene Sicherheit nicht wichtig ist, Ana ist dir nicht egal, so viel steht fest. Aber ich würde mich am liebsten drücken, weil ich solche Angst habe. Und ich kann das nicht durchziehen, wenn ich dich
nicht
anfasse. Nur so fühle ich mich beschützt.«
    Ich ging das Risiko ein, zurückgestoßen zu werden, und streckte die Hände nach ihm aus.
    »Lela«, stöhnte er, machte einen Schritt rückwärts und stieß gegen die Umgrenzungsmauer. »Verlang das nicht von mir.«
    Ich umschlang seine Taille. Er zitterte, als ich ihn berührte. Dann drückte ich meine Wange an seine Brust, spürte die Wärme seiner Haut durch sein Hemd, atmete ganz tief ein, füllte meine Lunge mit seinem Geruch, weil ich nie vergessen wollte, wie er roch. »Halt mich nur für ein paar Minuten, bevor ich gehe.«
    Wie in der Nacht im Wächterturm breitete er die Arme aus und ließ zu, dass ich ihn umarmte, so wie ich es wollte. Seine Finger schlossen sich um die Ziegel, die aussahen, als würden sie gleich unter seinen Händen zerbröseln. Er blickte zu dem Schleier der Finsternis auf, der über uns hing.
    Ich berührte sein Gesicht, strich mit zitternden Fingern über seine Wangen. Zuckend schlossen sich seine Augenlider. Ich rückte näher heran, bis ich spürte, wie sich sein Brustkorb hob und senkte, bis sein

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