Innswich Horror (German Edition)
Ihnen gleich viel besser, das versichere ich Ihnen.« Er übernahm eine Spritze von der Schwester und injizierte sie schließlich in eine Vene. »Das Morphinsulfat ist ziemlich wirksam und wird Ihnen regelmäßig so lange verabreicht, wie es nötig ist – nur eine Frage von Tagen, ehrlich.« Dann zog er Garret mit einer Pinzette die Watte aus dem Mund. »Und wie Sie bereits gefolgert haben, habe ich Ihnen sämtliche Zähne gezogen.«
Garret sah den Arzt mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an. »W… W… Warum?«
»Mit der Zeit werden Sie es verstehen. Oh, und ich freue mich, berichten zu können, dass ich Ihren Samen unter dem Mikroskop untersucht und eine beeindruckende Spermienanzahl und exzellente Motilität vorgefunden habe. Sie sind ein hervorragender Kandidat für die Erzeugerschaft.«
Garret starrte nur, als blickte er in einen unberechenbaren kosmischen Abgrund.
Anstruther drehte sich der Krankenschwester zu, während er fix etwas auf einer Tafel notierte. »Lucy, der Herr in Bett Nummer zwei ist leider verstorben. Er muss ebenso wie Mr. Garrets Gliedmaßen entsorgt werden.«
»Ja, Doktor.«
»In wenigen Tagen wird es Ihnen sehr viel besser gehen«, sprach der Arzt wieder Garret an. »Und wie Lucy bereits gesagt hat, werden Sie zukünftig für geraume Zeit die Gesellschaft vieler, vieler Frauen genießen können, die größtenteils sehr begehrenswert sind. Das ist das Los eines Erzeugers, Mr. Garret. Tun Sie sich einen Gefallen und bewahren Sie sich Ihre mentale Gesundheit. Solange Sie viril sind, bleiben Sie am Leben, und ich rate Ihnen, in Ihren Ruhezeiten zu Ihrem Gott zu beten, an welchen auch immer Sie glauben.«
Der von der Operation erschütterte und jetzt zahnlose William Garret brabbelte: »Sehen Sie, was Sie mir angetan haben! Sie … Sie … Sie sind ein Monster!«
Anstruther lächelte ruhig. »Nein, Mr. Garret. Sie haben das Glück, dass Sie die wahren Monster niemals sehen müssen …«
Als ich mich zwang, den Blick von diesem Tartarosloch in der Wand abzuwenden, fühlte ich mich wie ein 100 Jahre alter Mann. Mit geweiteten Augen taumelte ich den Weg zurück, den ich gekommen war, zu der Leiter; mit der unbedingten Absicht, hinauf zurück in mein Zimmer zu gelangen, meine Sachen zu packen und diesen von Gott verlassenen Ort schnellstmöglich hinter mir zu lassen. Aber als ich zu der Öffnung kam, hinter der sich die Leiter befand …
Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust.
Ich hörte Schritte. Die nach oben kamen.
Dem Eindringling zuvorkommen und unentdeckt mein Zimmer erreichen zu können, hielt ich für gänzlich unwahrscheinlich. Eine unterbewusste Direktive brachte mich stattdessen zurück in den fast lichtlosen Gang und hindurch bis ans gegenüberliegende Ende; ich vermutete – und betete –, dass es dort einen identischen Aufgang geben würde. Bitte, Gott, flehte ich innerlich.
Entweder war mein Gebet erhört worden oder ich hatte einfach Glück gehabt, denn ja, dort befand sich ebenfalls eine Leiter. Ich trat hinaus und packte die Sprossen, doch bevor ich nach oben klettern konnte …
»Sie da«, rief eine Stimme vom anderen Ende.
Ich drehte mich nicht um, um nachzusehen, sondern versuchte stattdessen, mich in der Dunkelheit des Aufgangs zu verstecken.
»Wer ist da? Nowry? Peters?«
Ich vergeudete keine Zeit, um darüber nachzudenken, warum die männliche Stimme den Namen eines Toten rief, allerdings war leicht vorstellbar, dass Nowry Verwandte in der Stadt besessen hatte. Stattdessen schritt ich zur Tat. Ich kletterte nicht nach oben, sondern nach unten, denn in die oberen Stockwerke zurückzukehren mochte jede Chance zur Flucht zunichtemachen. Ein ähnlicher versteckter Gang zweigte im Erdgeschoss; ich wusste, dass ich die Gucklöcher dort nicht überprüfen musste. Aber es muss einen Ausgang geben, und ich muss ihn finden!
Doch im Licht meiner Taschenlampe waren weder eine Tür noch ein anderer Gang zu sehen …
Dann hörte ich, wie die Schritte die Leiter herunterkamen, die ich soeben verlassen hatte.
Ich hastete zum anderen Ende des Ganges, wo hätte ich sonst hingehen können? Ich überlegte, dass es einen Zugang von draußen zu diesen verborgenen Gängen geben musste. Wie etwa war mein Verfolger hierher gelangt?
Eine Tür!, betete ich. Dort muss eine Tür sein!
Aber als ich an das Ende des Ganges kam, fand ich keine Tür, und die Schritte kamen immer näher.
Meine Schuhsohle war es, die auf sie stieß: keine aufrechte Tür, auch keine Klappe,
Weitere Kostenlose Bücher