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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ich genug Vorsprung erlangt hatte, dass er ihre Jagd sinnlos machte.
    Ich eilte an der Felswand entlang und hoffte, dass mich die düsteren Brocken und das unregelmäßige Licht verbergen würden. Schließlich überquerte ich die Anliegerstraße, rannte zwischen zwei Fischfabriken hindurch und entkam diesem unheimlichen Hafengebiet in den Wald.
    Gott schütze mich, Gott schütze mich, spann mir das vergebliche Gebet im Kopf herum. Nur vereinzelt drang das Mondlicht in die Randzone des Waldes; ich wagte es nicht, tiefer einzudringen, da ich sonst gar nichts sehen würde – und ich wollte meine Position nicht möglicherweise dadurch verraten, dass ich auf meine Taschenlampe angewiesen war, deren Batterien bereits schwächer wurden. Doch so desorientiert ich nach meinen Erlebnissen auch war, war ich halbwegs sicher, dass ich mich in nördlicher Richtung voranbewegte – in die Richtung, die mich zwangsläufig zuerst zu Marys Haus und dann letzten Endes aus der Stadt heraus führen würde. Ich wusste, dass Kilometer angestrengten Gehens vor mir lagen, bis ich die nächste, sichere Stadt erreicht hätte. Wenn ich doch nur ein Telegrafenbüro finden konnte – von einigen wusste man, dass sie vierundzwanzig Stunden am Tag besetzt waren – oder gar eines der seltenen Telefone. Doch als ich mich zwischen den stämmigen Bäumen hindurchschlängelte, wusste ich, dass es einen Ort gab, den ich vor allen anderen aufsuchen musste …
    Es müsste ganz in der Nähe sein, überlegte ich nach einer halben Stunde, und als ich zwischen zwei schäbigen Gebäuden hindurchblinzelte, glaubte ich, den Kopfsteinpflasterweg vor der Feuerwehr zu erkennen. Ja! Da stand sie mit geöffnetem Tor, aber merkwürdigerweise war in der Nähe keine Menschenseele zu sehen. Nur noch zwanzig Meter, wusste ich, dann würde ich an der unbeleuchteten Rückwand des Gebäudes stehen, in dem Cyrus Zalen und seine armen Nachbarn hausten. Tatsächlich konnte ich jetzt dieses Appartment komprimierter Verzweiflung vom Wald aus sogar riechen.
    Sollte ich es wagen, zur Vordertür zu gehen, oder wäre es besser, hinten an eines der Fenster zu klopfen? Beides gefiel mir nicht besonders, aber ich wusste, dass ich mit diesem Mann sprechen musste. Zalens Wohnung lag an einem Ende des altersfleckigen Gebäudes; ich schlich ganz langsam an der Seite entlang, erstarrte dann jedoch, als wäre ich in eine Salzsäule verwandelt wie Lots Frau Edith …
    Hinter mehreren gewundenen, Jahrhunderte alten Bäumen auf der Vorderseite konnte ich die schattigen Umrisse von Menschen erkennen.
    Mein Herz wäre beinahe zersprungen, als sich von hinten eine Hand, rau wie Schmirgelpapier, auf meinen Mund legte und ich zurück in den Wald gezogen wurde. Zweifellos hatte einer ihrer »Wächter« mein Vordringen bemerkt. Erstickend und vergeblich rang ich mit dem drahtigen, doch grausam starken Schatten. Alle Luft wich mir aus der Brust, als ich zu Boden gerammt wurde.
    »Seien Sie doch leise, Sie Narr!«, flüsterte eine Stimme verzweifelt. Es gelang mir, meine Pistole hervorzuholen und sie nach oben zu richten, doch der gesichtslose Schatten sprach weiter: »Wenn Sie den Abzug drücken, sind wir beide tot.«
    Auf einmal erkannte ich an der Stimme, dass ich Zalen vor mir hatte.
    »Pst!«
    Die Gestalt in dem schäbigen Regenmantel hatte überhaupt keine Angst vor meiner Waffe. Stattdessen ließ Zalen mich auf dem Boden liegen, um heimlich an dem Baum vorbeizugucken, hinter dem wir uns beide versteckten. Als er zurückkehrte, wirkte sein Flüstern ruhiger.
    »Sie haben Glück, dass die Sie nicht gesehen haben. Verdammt, wir hatten beide Glück.«
    »Was wollen Sie …«
    Er wirkte zornig. »Die überwachen meine Wohnung, Mann! Die warten auf mich, und die sind auch hinter Ihnen her, Sie Idiot! Sie hätten uns beinahe verraten, und inzwischen muss ich Ihnen wohl nicht mehr erklären, was die mit uns machen würden. Sie würden sich nicht im Wald verstecken, wenn sie es nicht wüssten.«
    Mein rasender Herzschlag begann sich zu beruhigen. »Wächter. So hat Onderdonk sie genannt.«
    »Jeder, der zum Stadtkollektiv gehört, weiß Bescheid«, flüsterte Zalen. »Sie dienen ihnen. «
    »Ich habe Sie gesehen!«, flüsterte ich ebenso heftig zurück. »Sie erzählen mir, dass Lovecrafts Geschichte der Wahrheit entspricht! Und jetzt glaube ich Ihnen sogar!«
    »Wie könnten Sie nicht?« Kicherte die hagere Gestalt etwa? »Sie müssen von der Küste kommen, obwohl ich Ihnen gesagt habe, dass Sie da nach

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