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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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was die Dinger in Wirklichkeit getan haben, war, die Mischlinge als Sklaven zu verwenden. Denn selbst nachdem die sich verändert hatten, waren sie noch teilweise menschlich und behielten ihre menschlichen Schwächen. Süchte, Unehrlichkeit, Verrat. Es kam an den Punkt, dass die teilmenschlichen Mischlinge begannen, ihre Gesellschaft zu verderben. Und was haben sie getan? Dasselbe, was wir nach Herbert Hoover gemacht haben und die Russen nach den korrupten Zaren. Sie haben ihre Machtstruktur geändert; sie haben ihre eigene Gesellschaft gereinigt, indem sie das verderbliche Element – das menschliche Blut – beseitigt haben. Es gab keine Bundesagenten, die hierher kamen und alle Mischlinge ausgerottet haben. Das haben die Dinger selbst gemacht – es war ein richtiges Gemetzel, so um 1930, schätze ich. Sie kamen eines Nachts aus dem Wasser und haben jeden in der Stadt ermordet, der auch nur einen Tropfen ihres Blutes in sich hatte.« Zalen machte eine Pause und dachte nach. »Lovecraft hätte es sehr gefallen. Sie taten genau das, was er geglaubt hatte: die lebendigen Resultate des Geschlechtsverkehrs zwischen den Rassen – oder in diesem Fall Spezies – auslöschen.«
    Als ich meine rasenden Gedanken in Worte fasste, schienen sie nur unwillig aus meiner Kehle zu kommen. »Die erste Höhle, auf die ich im Tunnelnetzwerk gestoßen bin, von dem Sie mir erzählt haben, war voller verwesender, verstümmelter Leichen. Sie verwesten, sage ich Ihnen; sie verbreiteten Krankheitserreger. Die Luft war nahezu toxisch. «
    »Die Höhle ist für die verstorbenen Erzeuger.«
    »Erzeuger?«
    »Die Kerle, die sie verstümmeln und im ersten Stock einsperren. Alle Frauen aus dem Kollektiv kommen jeden Abend dorthin, bis sie schwanger sind, aber das haben Sie ja selbst schon herausgefunden. Nun, die Männer leben nicht ewig, und manchmal wird ein Erzeuger auch impotent. Sie dann zu nichts mehr nütze, daher bringen die Stadtältesten sie um und lassen deren Leichen zusammen mit all den anderen verrotten.«
    Die Dinge ergaben zunehmend einen, wenngleich widerlichen Sinn. »Und die größte Grotte, in der Unmengen an Leichen liegen, das sind die Mischlinge, die 1930 Opfer des Genozids geworden sind?«
    »Genau. Die verwesen nicht, weil ihr Fleisch mehr oder weniger unsterblich ist. Selbst wenn sie durch Gewaltanwendung umkommen, zerfallen sie nicht. Was glauben Sie, wo dieser verrückte Onderdonk und sein Kind das ganze Frischfleisch herbekommen?« Dann lachte er leise auf. »Na los«, flüsterte er, »lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Ich hatte keine Ahnung, warum mir dieser Mann – dieser Babymörder – auf einmal wie ein Verbündeter erschien. Vermutlich lag es an den Umständen. Entlang Flecken von Mondlicht folgte ich ihm ein gutes Stück weg von der Rückseite der Apartmentreihe, bis er an einen kaum erkennbaren Pfad kam. Ich hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Dabei dachte ich darüber nach, dass Zalens primitive Interpretation einige der neuesten wissenschaftlichen Durchbrüche nur zu abschreckend widerspiegelte. Die letzte Dekade war durch die Werke des darwinistischen Engländers William Bateson dominiert, der diese neue und bemerkenswerte Wissenschaft namens Genetik begründet und benannt hatte: Die Idee, dass mikroskopische Zellbestandteile das Erbgut innerhalb einer Spezies weitergeben und dass andere, als Mutagene bekannte Komponenten, sei es per Zufall oder absichtlich, besagtes Erbgut verändern können. Überdies hatte die berühmte, preisgekrönte Mikrobiologin Hattie Alexander gerade erst diesen Monat die Funktionsfähigkeit eines wundersamen Impfstoffes gegen die Lungenentzündung bewiesen, bei dem sie den von ihr so genannten genetischen Code, der innerhalb der Virenzellen zu finden ist, manipuliert hatte. Wenn das menschliche Wissen nun erst derartige Entdeckungen machte, wie viel überlegener mochten Zalens Dinger hinsichtlich ähnlicher Wissenschaften sein?
    Ich hatte zu große Angst, um länger über diesen Gedanken nachzusinnen.
    Wir schienen jetzt in Richtung Nordwesten abzubiegen, und zum ersten Mal fühlte ich mich im Wald sicher. Doch in Lovecrafts Geschichte, da gab es so etwas wie Sicherheit nicht, und seine eigene Version der Wächter konnte sich überall verbergen, dazu bereit, verbotenes Gerede zu belauschen …
    Und es dann zu melden …
    »Wie viele wurden insgesamt umgebracht?«, ließ mich ein morbides Interesse fragen.
    »Von den Mischlingen? Etwa eintausend, denke ich«,

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