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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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erzählt haben, muss da noch mehr sein …«
    »Natürlich ist da noch mehr«, erwiderte der dürre Strolch. »Aber der ganze Scheiß da draußen am See?« Er wirkte amüsiert. »Das ist nur Tradition, Morley; es ist nur ein Ritual; es bedeutet gar nichts. Es beweist lediglich, wie viel armseliger die Mentalität der Menschheit ist; der einzige Weg, auf dem wir jemals wirklich eine Verbindung zu den Vollblütigen aufbauen konnten – selbst schon zu Zeiten von Obed Larsh –, ist ignorante Rituale wie dieses ausführen …«
    »Nichts als Fassade«, spekulierte ich, denn der Okkultismus im Werk des Meisters war ebenso gestaltet. »Wollen Sie mir das damit sagen?«
    »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Was wie eine Teufelsanbetung und schlichtes Heidentum aussieht, ist nur der Zuckerguss auf einem ganz anderen Kuchen.«
    Diese Analogie, so banal sie auch gewesen war, bestätigte meine Vermutungen. Ich folgte Zalen eine Zeit lang unbewusst, da mein Kopf mit einer Überfülle an Spekulationen beschäftigt war. »Doch alle gesellschaftlichen Systeme haben letzten Endes einen bestimmten Zweck«, insistierte ich. »Wenn dieser Okkultismus nur Fassade ist – oder ›Zuckerguss‹ –, dazu da, um etwas anderes zu verbergen … was ist dann dieses andere?«
    »Sie stellen zu viele Fragen. Ich habe Sie diesbezüglich doch gewarnt«, sagte er. »Wir müssen hier weg, das ist alles. Sie haben Geld und eine Waffe, und ich habe den Weg hier raus. Wenn wir Glück haben, können wir es schaffen.«
    »Jetzt erzählen Sie mir nicht, Sie haben einen Personenkraftwagen«, rief ich schon beinahe.
    »Natürlich habe ich den – besser gesagt, ich weiß, wo wir einen bekommen können«, fügte er kichernd hinzu. »Die Onderdonks haben einen Lieferwagen. Da kommt dann Ihre Waffe ins Spiel.«
    Aus irgendeinem Grund verringerte diese ausgesprochen vielversprechende Neuigkeit nicht die Wichtigkeit weiterer meiner Fragen. »Sie hätten den Wagen jederzeit stehlen können. Warum wollen Sie ausgerechnet jetzt fliehen?«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt«, grinste er im Mondlicht. »Weil sie uns jetzt auf den Fersen sind. Jemand hat unsere Unterhaltung von vorhin mit angehört …«
    »Das ist es also, ein Bruch der Verschwiegenheit, die hier jeder einzuhalten hat«, vermutete ich. »Mehr, Weiteres aus der Geschichte.«
    »Weil Lovecrafts Geschichte eigentlich gar keine ist. Das habe ich Ihnen ebenfalls gesagt. Der Großteil ist wahr. Und jetzt werden wir damit leben müssen – oder sterben.«
    Ich folgte ihm weiterhin, immer noch verwirrt und – weshalb, da bin ich nicht sicher – eher wütend als ängstlich. Der Geruch von langsam geräuchertem Fleisch wurde dominant; er kam uns auf dem schmalen Weg entgegen, sodass ich wusste, dass Onderdonks Haus in der Nähe sein musste. Bestürzt stellte ich fest, dass ich diesen Duft – obwohl ich jetzt den Ursprung des Fleisches kannte – köstlich fand. Ebenso entsetzte mich, dass Zalen, ein unverbesserlicher Dieb, Verbrecher und – schlimmer – jemand, der sich bereitwillig an Kindstötung beteiligte, meine größte Chance darstellte, mit Mary fliehen zu können.
    »Mary«, sagte ich daraufhin. »Sie muss mit uns kommen.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein!«, fuhr er mich an.
    »Ich bestehe darauf. Ich besitze sehr viel Geld, Zalen. Es wäre klug von Ihnen, meine Interessen zu unterstützen. Mary, ihr Sohn, ihr Bruder und ihr Stiefvater werden uns auf unserer Flucht begleiten.«
    Daraufhin lachte er sogar. »Sie und ihr Kind vielleicht. Aber Paul ist eine Last; er ist ein Erzeuger, der impotent geworden ist. Der einzige Grund dafür, dass er nicht getötet und in die Tunnel gebracht wurde, ist, dass sie den Hierarchen um sein Leben angefleht hat.«
    »Und der Stiefvater? Haben Sie mir nicht zugehört?«
    Sein folgendes Kichern hätte als Todesröcheln durchgehen können.
    »Ich kann Sie nicht begreifen, Zalen. Marys Stiefvater ist alt und von Gebrechen geplagt. Es wäre unchristlich von uns, den alten Mann zurückzulassen.«
    »Der Stiefvater ist ein Mischling!«
    Ich gaffte bei diesen Worten, als seien sie Schrapnellsplitter. »Aber … aber … ich dachte …«
    »Die Vermischung der beiden Spezies wurde von den neuen Hierarchen verboten, daher …«
    »Daher wurden alle existierenden Mischlinge bei besagtem Genozid ausgelöscht.« So viel hatte ich inzwischen begriffen. »Was nicht erklärt, warum Marys Stiefvater noch am Leben ist.«
    Zalen blieb stehen und drehte sich mit dem

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