Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Navigators. Nun liegt es irgendwo in der Kiste, und
ich werde mit geschlossenen Augen darin herumtasten müssen.«
»Was seid ihr für Leute?«
»Wer bist du, wenn du über
Assassinengifte Bescheid weißt?«
»Ich bin eine Diebin«, sagte
sie. »Ich kam nach Sabulorb, weil die Enthüllung und die vielen Pilger reiche Ausbeute
versprachen. Ich stand beim Tempel und beobachtete die Besucher, um zu sehen,
wer wohlhabend schien. Dann folgte ich euch. Ich beobachtete dieses Haus und
ging den Leuten von der Bürgerwehr aus dem Weg. Das ist alles.« Grimm leckte
Affengewebe von seinem Schnurrbart und spuckte auf den Boden.
»Was ist hier los?« Jaq war in
seinem beigen Gewand heruntergekommen, die Laserpistole in der Hand. Als er die
schwarzgekleidete Frau sah, wankte er und stöhnte. »Meine Assassine!«, keuchte
er.
»Nein, ist sie nicht, Chef«,
sagte Grimm. »Sie ist eine Diebin, die uns berauben wollte. Mein armer Affe
bekam statt ihrer die Wirkung der Falle zu spüren. Azuls Auge arbeitete
tadellos. Sie muss eine Meisterdiebin sein, um hier hereinzukommen! Sie weiß etwas
über Assassinen irgendwie!« Jaqs Blick ging zu dem kopflosen Tier mit dem
blutigen Halsstumpf.
»Ich muss einen Steinschneider
finden«, sagte er, »der mir aus dem Schlierenauge ein Monokel schneidet, damit
ich es mit einer schützenden Augenklappe tragen kann ...«
Die Gefangene starrte den
Neuankömmling furchtsam an. Was für Leute waren das? Jaq wandte sich ihr zu.
»Wie bist du zu der Assassinenkleidung gekommen?«, fragte er streng.
»Warum trägst du sie?«
»Zur Tarnung im Dunkeln«,
protestierte die Frau.
»Um nicht aufzufallen. Warum
sonst?«
»Du bist wirklich ganz wie
sie«, sagte er sinnend. »Und doch nicht genau genug ... Eine Karikatur von
ihr!« Jaq zeigte mit der Laserpistole auf sie. Er würde nicht feuern, solange
Lex sie festhielt.
»Du hättest das Buch nur um
seiner Juwelen willen gestohlen. Jetzt weißt du, dass es hier ist.« Sie wand
sich im eisenharten Griff des Marines. »Ich weiß nicht, was es ist!«, rief sie
aus. »Ich weiß nur etwas über Assassinen!« Und die Diebin redete, um ihre Haut
zu retten.
Ihr Name war Rakel
binth-Katzintzkis. Binth bedeutete, dass sie die Tochter eines Vaters namens Katzintzk
war. Rakels wilde Heimatwelt war der Ort, wo schwarzgekleidete Assassinen das
Rohmaterial für die Droge beschafften, die ausgebildete Assassinen befähigte,
ihre Erscheinung durch Willenskraft zu verändern. Auf Rakels Welt übten
Postulanten und Initiaten der Assassinen das Handwerk ihres Ordens unter der
primitiven Bevölkerung: Gestaltveränderung, unbemerktes Anpirschen, lautloses
Töten. Auf Rakels Welt waren Assassinen wohlbekannt, aber nicht als Freunde.
Die betreffende Droge wurde aus
einer Flechte gewonnen. Auf ihrer Welt kochten Schamanen die Flechte und
tranken den Saft.
Dann veränderte sich ihre
Erscheinung, und sie konnten die Gestalt von Geistern der Verstorbenen
annehmen.
Grimm grunzte beifällig über
diese Form der Ahnenverehrung.
Die Geister der Verstorbenen
waren weise und harmonische Führer, doch hatte Rakel angefangen, an ihrer Wirksamkeit
zu zweifeln, nachdem ihr Bruder von einem schwarzgekleideten
Assassinen-Praktikanten ermordet und verkörpert worden war.
Für Jaq hörte es sich so an, als
ob diese lokalen Schamanen Gefahr liefen, Dämonen statt wohlwollender Kräfte anzuziehen.
Hatten die Assassinen — die offensichtlich dem Callidus-Schrein angehörten,
Meh'lindis eigenem Orden! — aus diesem Grund Rakels Welt als ihre geheime Domäne
erwählt, ihre Quelle von Polymorphin und ihr Übungsgelände? Die Einwohner von
Rakels Welt konnten nicht umhin, die Sporen der Flechten einzuatmen, wenn diese
ihre Samen ausstreuten. Eine schwache Form der Droge war in ihren und den
Körpern der einheimischen Tiere ständig vorhanden. Alle konnten ihr Aussehen
bis zu einem gewissen Grade vorübergehend verändern. Aber nicht in dem Maße,
wie es den Assassinen gelang.
Was diese mit der Droge taten,
war rücksichtslos und gefährlich.
Sie erstellten eine Essenz aus
den Flechten und destillierten das Produkt in ihren Laboratorien wieder und
immer wieder zu einem reinen Wirkstoff von enormem Potenzial.
Eine weibliche Assassine konnte
männlich werden und umgekehrt. Viel Training gehörte dazu, tiefe Konzentration
und die Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, bis die Assassinen beinahe immun
gegen Qualen schienen.
Es kam vor, dass Assassinen
einheimische Bewohner für qualvolle und
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