Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
den Affen
losgelassen, um den Eindringling zu packen.
Dieser kämpfte und wand sich,
suchte sich mit Kniestößen zu befreien, aber alles war vergeblich.
Niemand konnte sich aus solch
einer keramisch verstärkten Umarmung befreien. Auch nicht die schwarze
Schattengestalt.
»Ich hab ihn! Mach Licht,
Grimm!« Aber es war kein Er. Es war eine Sie. Das geschwärzte Gesicht gehörte
einer Frau. Einer menschlichen Frau, keiner Eldar. Es sah aus wie Meh'lindis
Gesicht, wenn sie synthetische, schützende Tarnhaut über ihre Züge gesprüht
hatte. Aber sie hatte keine Filterstopfen in den Nasenlöchern ... Auch ihre
Kleidung ähnelte der einer Assassine.
Allerdings trug sie keine rote
Schärpe um die Mitte, in der sich eine Garrotte oder Gifte verbargen ...
Grimm dämmerte es. »Du bist
es!«, beschuldigte er sie.
»Du warst in der Menge vor dem
Tempel. Du gafftest unseren Smaragd an.« Natürlich war sie es. Die große, schlanke
Frau hatte ihren grauen Umhang gegen einen schwarzen Catsuit vertauscht,
beinahe identisch mit der anliegenden Kleidung, die Meh'lindi früher getragen
hatte. Wie passend für eine Diebin, die ungesehen durch die Nacht schlich, um
einen Schatz zu stehlen.
Jaqs zerrissenes altes Gewand
war um das Schicksalsbuch gewickelt. Die Diebin hatte diese Umhüllung bereits
geöffnet und die Pracht der Juwelen freigelegt, die den Einbanddeckel schmückten.
Auf dem Buch ruhte ein kleines schwarzes Bündel.
Anscheinend hatte die Frau gerade
begonnen, dieses Bündel zu öffnen, als sie unterbrochen worden war.
Die Frau rührte sich nicht,
nachdem sie gemerkt hatte, dass sie Lex nicht entkommen konnte. Und er beging nicht
den Fehler, seinen Griff zu lockern.
»Eine ganz ungewöhnliche
Diebin«, sagte Lex zu Grimm. »Sie umging die Alarmanlage und fand den Weg hier
herunter. Dabei muss sie mehrere Schlösser geöffnet haben.«
»Einen Augenblick lang«, sagte
Grimm, »hielt ich sie für eine Eldar oder eine Assassine!« Die Augen der Frau weiteten
sich. Lex knurrte missbilligend über Grimms Indiskretion.
Die Frau fragte: »Warum sollte
es eine Eldar oder Assassine in eurem Keller geben?« Sie sprach das gleiche Imperiale
Gotisch wie sie.
»Du bist nicht von Sabulorb,
Mädchen. Wer hat dich geschickt?«
Lex schüttelte sie.
Die Frau schürzte die Lippen
und überdachte Grimms Frage.
»Du überlegst, wie nahe du dem
Tod bist«, grollte Lex.
»Wenn du sagst, dass niemand
dich schickte, dann weiß niemand, was mit dir geschehen ist.« Ihr Blick ging
sehnsüchtig zum juwelenbesetzten Bucheinband.
In diesem Augenblick sprang der
Affe auf den Rand der Eisenkiste. Er starrte die Juwelen an, die im
Lampenschein funkelten, streckte die Hand aus, aber die Juwelen steckten fest
in ihren Fassungen. Man benötigte ein Messer, um einen herauszuhebeln, nicht
die winzigen Fingernägel eines Affen. Mit schnellen, sicheren Bewegungen
wickelten die kleinen Hände des Affen den schwarzen Stoff auf, der zum Beutel
gefaltet war. Leise schnatternd grub er darin herum und hob einen runden, schwarzglänzenden
Gegenstand heraus. »Nicht hinsehen!« Lex wandte den Blick ab und hielt der Frau
mit einer Hand die Augen zu.
Die schwarze Kugel fiel neben
dem Buch in die Kiste und rollte außer Sicht. Lex packte die Frau wieder beim Arm.
Der Affe kreischte
durchdringend. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Einen Augenblick
später besprühten Fetzen von Fell, Schädel und Gehirn das Gewölbe und die
gemauerten Wände.
Der Kopf des Tiers hatte nur
die Größe eines mittleren Apfels gehabt, aber dennoch wurden Grimm, Lex und die
Frau von Spritzern getroffen.
Grimm wischte sich über die
Stirn. »Gut, dass ich ihm keinen Namen gab! Jetzt wissen wir wenigstens, dass Azuls
Auge funktioniert. Ich dachte, der Sinn der Sache sei der, mögliche Diebe
selbst daraufkommen zu lassen, was es mit dem Auge auf sich hat, nicht wahr?«
»Wir können sie nicht verhören,
wenn sie tot ist«, versetzte Lex.
Er zog die Frau tiefer in den
Keller, als könnte die Nähe dessen, was den Affen getötet hatte, als
Überredungsmittel nützlich sein.
Zögernd sagte die Frau: »Wenn
ich die schwarze Umwicklung geöffnet hätte, wäre mein Kopf explodiert?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte
Grimm. »Du hättest auch deine eigene Zunge schlucken und daran ersticken
können. Vielleicht wären dir auch bloß die Augen aus dem Kopf gesprungen.«
»Gift?«, fragte sie.
»Assassinengift?«
»Nein«, höhnte Grimm. »Das
Schlierenauge eines toten
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