Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
missbraucht werden, bevor ihr die Droge injiziert und sie zu qualvoller
Auflösung verurteilt würde? Während Grimm ihr den Catsuit abzog, verlagerte Lex
seinen Griff, ohne sie auch nur einen Moment lang loszulassen. Jaq musterte
aufmerksam die Anatomie der Gefangenen, die kleinen Brüste, die geschmeidigen
Flanken, die sehnig-muskulösen Gliedmaßen.
»Wascht ihr den Ruß von Gesicht
und Händen«, befahl er. Ihre zur Tarnung geschwärzten Züge kontrastierten jetzt
bizarr mit der elfenbeinfarbenen Haut ihres Körpers.
In einem Winkel dieses Kellers
stand ein Eimer mit Scheuerlappen, von Grimm dort abgestellt, nachdem er das
Lesepult nach ihrer Ankunft abgewaschen hatte. Das Wasser war abgestanden und
unsauber, aber es erfüllte seinen Zweck.
Schließlich blieb Rakel im
Dunkeln zurück, und Jaq führte seine Gefährten aus dem Keller die Treppe
hinauf.
»Ich bedaure unsere
Unhöflichkeit«, bemerkte er. (Hätte Meh'lindi bei solcher Behandlung auch nur
mit der Wimper gezuckt?)
»Es wird noch schlimmer, wenn
sie überleben soll. Ich darf mich nicht allzu viel um sie kümmern.«
»Du willst ihr Polymorphin
injizieren?«, fragte Grimm.
»Du willst sie zu einer
Doppelgängerin Meh'lindis machen? Aber wie?« Jaq zog die Assassinenkarte aus
seinem Gewand, die eine genaue Wiedergabe Meh'lindis zeigte.
»Mit dieser Karte als
psionischem Brennpunkt.«
»Ich dachte, du hättest alle
bis auf die Dämonenkarte verbrannt! Also hast du ihre doch aufbewahrt ...«
»Wir können sie gebrauchen, um
ein Leben zu retten, wenigstens für eine Weile. Wir können eine erstklassige
Diebin gebrauchen. Wenn ich das Buch jemals verstehen will, müssen wir ein
Eldar-Sprachprogramm für einen Hypnohelm beschaffen. Sollte es auf dieser Welt
so etwas geben, würde ich sagen, dass es sich im Gerichtsgebäude befindet.« Richter
waren hauptsächlich mit innerer Sicherheit befasst, doch kam es immer wieder
vor, dass sich Eldar in menschliche Angelegenheiten einmischten. Irgendwo in den
Datenspeichern des Gerichtsgebäudes sollte es die Mittel geben, Botschaften in
fremden Sprachen zu entschlüsseln.
Allerdings würde es auch für
eine erstklassige Diebin schwierig sein, sich in diese Zitadelle
einzuschleichen und den Arbitratoren zu entgehen ...
»Diese Frau ist unzuverlässig.
Sie wird sich bei der ersten Gelegenheit aus dem Staub machen«, sagte Grimm.
»Darum müssen wir sie so an uns
binden, dass sie es niemals wagen wird, mich zu verlassen. Deshalb werden wir
sie in die genaue Form Meh'lindis zwingen.« Jaqs Stimme klang gequält. »Sie
muss glauben, dass sie nur durch regelmäßige psionische Verstärkung ihrer neuen
Erscheinung mit Hilfe der Tarotkarte in meinem Besitz dem Schicksal quälender
Auflösung entgehen kann.«
»Ist es wahr, dass sie sich
auflösen würde?«, fragte Grimm leise.
»Ich bestehe darauf, dass es
wahr ist.«
»Ich verstehe ...«
»Vergiss nicht«, ergänzte Jaq,
»dass manche verbrecherischen Elemente sehr wohl Informationsquellen innerhalb
des Gerichtsgebäudes haben können, mögen die Richter und Arbitratoren selbst
noch so untadelig sein. Ich muss um Anleitung beten. Ich muss meditieren. Dann
werden wir handeln.« Jaq ging durch einen dunklen Nebenkorridor zu einer kleinen
Hauskapelle.
»Was meinst du, Lex?«,
flüsterte Grimm. »Wird es gut für den Geisteszustand des Chefs sein, wenn wir
eine lebendige Replik von Meh'lindi im Haus haben?« Lex dachte darüber nach.
»Ich meine«, antwortete er dann, »dass dies Jaq von unnützer Besessenheit
ablenken kann. Aber ganz gleich, wie genau das Duplikat ausfallen wird, der
Geist in dem Körper kann niemals Meh'lindis sein.«
»Ja, es könnte ihn entwöhnen.
Das dachte ich mir auch ...«
Jaq kniete mit geschlossenen Augen
im stygischen Gewölbe.
Sollte er Meh'lindis Bild
jemals aus seinem Bewusstsein verdrängen, so würde er einen Inbegriff von
Pflichterfüllung und Hingabe, von Tapferkeit und Vollkommenheit verlieren.
Und wie verhielt es sich mit
dem Verlangen, das einen in Raserei versetzen konnte, besonders wenn er
frustriert war? Sicherlich musste er Raserei riskieren, wenn er durch das
Delirium zu erleuchteter Reinheit gelangen wollte.
Würde ihm diese Rakel in ihrem
umgewandelten Körper nicht durch ihre bloße körperliche Gegenwart um den Verstand
bringen — und ihn gleichzeitig durch ihr wesensmäßiges Anderssein als Meh'lindi
zutiefst enttäuschen? Verlangen! Verschwistert mit der Lust, der Leidenschaft Slaaneshs!
Ein Inquisitor sollte
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