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Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch]. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Watson
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Umrisse ausmachen. Es war
so gut wie nutzlos, und trotz des dunklen Nachthimmels sollte er seine
Silhouette nicht unnötig in der Öffnung zeigen. Es gab sowieso nichts zu sehen;
nicht mehr, als wenn er in einen Schornstein hinabspähen würde. Grimm
unterdrückte einen Hustenreiz.
    In der Basilika brannten
Tausende Kerzen. Licht führte seinen für immer zum Scheitern verurteilten Krieg
gegen die Dunkelheit. Das Licht musste schließlich versagen, denn Dunkelheit
war ein fundamentaler Zustand.
    Inmitten einer solchen Anzahl
Kerzen gab es unvermeidlich viele, die verloschen. Ihre Flammen sprangen hoch
und fielen in sich zusammen, Schatten zitterten wie substanzlose Nachtgeister,
welche die Seitenkapellen bevölkerten. In ihrer anliegenden schwarzen Kleidung
war Rakel eine solche Schattengestalt.
    Über der Seitenkapelle war eine
verwitterte Inschrift: FEMUR SINISTR** BENEDIC**.
    Leise hob Rakel eine
kristallene Monstranz vom Altar, die dem Ausbruch einer Supernova ähnelte, und
als Nächstes ein paar Altarglöckchen. Schließlich einen eisernen Kandelaber.
Dann zog sie das Altartuch aus Brokat herunter.
    Dieser Altar war erst seit
einigen Jahrzehnten verschlossen. Der Schlossmechanismus war noch nicht
festgerostet und gab ihren Dietrichen nach. Sie hob den schweren Deckel.
    Welch eine Last war das
zerschlagene Reliquiar! Um es zu bewegen, hatte sie in den Altar steigen und es
dann mit aller Kraft hochheben müssen, wobei sie den Rand der Öffnung als
Stütze gebrauchte. Zuvor hatte sie einen übelriechenden Leichensack vor den
Altar geschleift, wo er als Polster dienen und den Aufprall des Reliquiars dämpfen
sollte. Andernfalls hätte das metallische Aufschlagen auf die Steinplatten
durch die ganze Basilika gehallt.
    Nun, da das Reliquiar am Boden
lag, besah sie den Kopf der toten Frau näher. Sie prägte sich für den Morgen
die eingesunkenen Augen und die starr gebleckten Zähne ein, knotete den
Leichensack auf und schälte die Kamelopardenhaut vom Körper. Obwohl bereits vor
zehn Tagen gestorben, schien der Leichnam noch leidlich zusammenzuhalten; es
war nicht anzunehmen, dass er schon auseinanderfallen würde.
    Mit einer monomolekularen
Klinge trennte sie den Kopf der Toten ab. Grimm hatte eine hakenartige
Vorrichtung angefertigt. Ein Haken wurde in einer Öffnung des Reliquiars
verankert, der andere im abgelösten Kopf der Toten. So konnten beide aneinander
befestigt werden.
    Rakel hatte kaum angefangen,
eine Krümmung des Hakens durch die Öffnung in der Schädelbasis zu stoßen, als
eine Stimme rief: »Wer ist da?« Sie erstarrte.
    Kirchendiener? Diakon?
Priester? Schritte kamen näher.
    »Bist du's, Jagan der
Wachsame?« Rakel hatte eine Laserpistole.
    Das Abfeuern selbst würde geräuschlos
sein, aber ein Treffer würde zu einer hellen Explosion führen. Wenn die Nacht
nur gewittrig wäre; aber sie war es nicht.
    Sie sah keine andere Wahl, als
die winzige digitale Nadelwaffe einzusetzen. Der feine Pfeil war in ein starkes,
sofort wirkendes Gift getaucht. Der Körper der Zielperson würde in Krämpfen
zucken, ersticken und gleichzeitig einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt
erleiden.
    Es war nur zu hoffen, dass er
ohne lautes Geräusch fallen würde.
    Nun, jetzt war sie wirklich
eine Assassine! Als der Schnüffler die Seitenkapelle betrat, krümmte sie einen
Finger gegen seinen dunklen Umriss.
    Statt einer geräuschlosen
Mininadel sprühte ein Strahl Chemikalien aus dem barocken Ring. Er zündete in
der Luft und hüllte die Brust des Eindringlings in Flammen.
    Er schrie. Und wie er schrie! Sie
hatte ihre Digitalwaffen verwechselt. Wenn sie höher gezielt hätte, hätte ihr
Opfer vielleicht Flammen in die Lunge gesaugt und wäre unfähig gewesen, so zu schreien
...
    Er warf den Kopf zurück und
heulte in Qualen, als er mit versengten Händen versuchte, sich die brennende Soutane
vom Körper zu reißen. Er war eine kreischende Fackel, eine gellende, leuchtende
Alarmanlage, die von ihr fortsprang.
    Die Zeit schien stillzustehen.
Jeder Augenblick schien unendlich in die Länge gezogen. Adrenalin schoss in
Rakels Blut. Der Plan mit dem Leichensack war nicht mehr durchführbar. Sie
musste die Reliquie von der Masse des Reliquiars trennen! Aus drei Sekunden
wurden vier.
    Schon zerrte sie mit Grimms
Haken an der einst prachtvollen Goldschmiedearbeit, hebelte und riss. Noch
reagierte niemand auf das Geschrei. Vier Sekunden wurden fünf. Wie lange noch,
wie lange noch?
    »O meine Vorfahren, wie konnte
ich so

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