Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
spinalen
Anschlüsse, Chef! Nur Dinger wie Saugnäpfe das Rückgrat abwärts. Oder wie
Lippen ...« Tzeentchs Lippen, die sich überall am Körper dieses Dämons öffneten
und widersprüchliche Erklärungen abgaben ...
»Dämonentum!«, rief Jaq in
schrecklicher Freude. Sein Gebet war erhört worden. »Die Rüstung ist durch
Zauberei mit ihrem Träger synchronisiert. Sie ist psionisch synchronisiert
...!« Die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus.
Der Körper des toten
Chaoskriegers war größtenteils in schillernde Schuppen gehüllt, halb
durchsichtig wie die eines Fischs. Er schien sich in einem Zustand der
Metamorphose befunden zu haben. Man konnte sich ihn vorstellen, wie er sich in
einem marmornen Schwimmbecken getummelt hatte, bevor er seine Rüstung angelegt
hatte — in welcher Zitadelle des Chaos er auch gelebt haben mochte. Nun
verblasste das unheimlich schöne Schillern rasch von den Schuppen.
Mit Grimms und Rakels Hilfe
begann Jaq die ungewohnte Rüstung anzulegen.
Als Jaq fertig gerüstet und mit
geöffnetem Helmvisier dastand, hatte sich der Staub so weit abgesetzt, dass das
Chaosschiff klarer zu erkennen war. Jaq trug noch die zugeklappte Linse von
Azul Petrows Auge.
Als wollte es seine zunehmende
Sichtbarkeit kompensieren, begann das Schiff in undeutlichen Konturen zu verschwimmen,
als wären zwischen ihm und dem Betrachter aufsteigende Hitzewellen. Es begann
seine Form zu verändern, jedenfalls für den Betrachter. Kleine Holoprojektoren,
die über den Rumpf verteilt waren, mussten ein falsches Bild erzeugen, eine
facettierte Tarnung; es sei denn, die dämonische Macht der Veränderung konnte
sogar das Material dieses Schiffs zu neuen Konturen und Konfigurationen formen.
Das Schiff schien jetzt nicht
mehr ein Raumfahrzeug von eckiger, kastenförmiger Gestalt zu sein, sondern ein
Gebäude. Es imitierte die Villa, aus der Jaq, Grimm und Rakel den
Umformungsprozess beobachteten. Ein flüchtiger Beobachter hätte sich vielleicht
täuschen lassen, umso mehr, als feiner Staub noch wie Dunst in der Luft schwebte;
sah er aber genauer hin, musste ihm auffallen, dass die Schwindelvilla auf
einer zermalmten Mauer stand.
Blickten die Bewohner des
echten Nachbargrundstücks aus ihren Fenstern über ihren Garten auf dieses
Phänomen, dieses Trugbild, das sich aus dem Dunst erhob? Mochten sie denken,
dass Tod Zapasnik ein Zauberer sei, der seine eigene Villa im Schutz des Sturms
näher an sie herangeschoben habe, ohne die Grundstücksgrenzen zu beachten?
Würden sie gar auf die Idee kommen, dass die Gewalt des Sturms Zapasniks Villa
entwurzelt und verschoben habe? Diese Nachbarn würden jedenfalls gut beraten
sein, die Köpfe einzuziehen und sich diesem unheimlichen Gebäude nicht zu
nähern.
Die ungewöhnliche Wärme und
seine besorgte Anspannung ließen Jaq stark schwitzen. Er betete um Einheit mit
dieser unnatürlichen energieverstärkten Rüstung, dass sie auf seine Psyche
hören und seinem Willen gehorchen möge.
»Oh, meine Ahnen ...!« Der
Anblick, der Grimm diesen stöhnenden Ausruf entlockte, war Jaqs Rüstung, die
einen ähnlichen Veränderungsprozess durchmachte wie zuvor das Schiff.
Sie hüllte sich in
holographische oder auch dämonische Sinnestäuschung. Kurze Zeit fluktuierten
ihre Farben von Hellgrün über Dunkelgelb zu grellem Blau. Dann, wie von einer
Art Glorie gesegnet, ging die Rüstung in Rot und Gold über und blieb so. Die
axtartigen Flügel des Helms schienen sich verlängert und ausgeweitet zu haben,
so dass sie nun blutroten Fledermausflügeln aus Metall glichen. Vergoldete
Kreuze schmückten die Schulterschalen. Die Knieschützer waren mit geprägten
Schädeln verziert, der Unterleibsschutz mit einem goldenen Skarabäus. Dies war
eine unzweifelhaft fromme imperiale Rüstung, die von einer längst verlorenen
Reinheit der Sinngebung zeugte.
Jaqs graubärtiges Gesicht im
offenen Helm war von einer Vision entstellt. Stand sie mit Rakel in Verbindung?
Grimmig kniff er die Augen zusammen und trat einen Schritt auf sie zu.
»Dreh dich um!«, befahl er.
»Komm nicht näher!« Vor seinem geistigen Auge sah Jaq Meh'lindi in jener Sackgasse
des Wegenetzes schlafen. Grimm lag in der Nähe, ein paar Marinesoldaten und sein
eigenes schlafendes Selbst — und auch der todgeweihte betrügerische Navigator.
Wenn Meh'lindi vorwärtsging,
wäre es ihr Tod, vom Speer einer Phönixkriegerin durchbohrt. War dies der Augenblick,
da er sie vor ihrem Schicksal zurückreißen konnte? War dies der
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