Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
Augenblick, da
ihre Seele in Sicherheit gebracht werden konnte? Er vermochte nicht klar zu denken.
Seine Gedanken waren in Aufruhr, als ob das Chaos im Begriff wäre, ihn zu
verschlingen.
Aus dem Tumult wuchs das Bild
eines ovalen Frauengesichts, undeutlich wie ein Gespenst. Ihr Name kam ihm in
den Sinn: Olvia.
Jaq war mit Olvia intim
gewesen, vor langer Zeit an Bord des furchtbaren Schwarzen Schiffs, das sie
beide und Hunderte anderer junger Psioniker zur Erde befördert hatte, wo ihre
telepathischen Talente von Ihm auf Erden aufgesaugt und einige wenige von ihnen
als Astropathen oder Inquisitoren ausgebildet wurden. Nicht Olvia.
Sie war bereits für ihr Leben
verloren. Genauso wie Meh'lindi verloren war.
Ach, qualvoller Verlust. Damnum
detrimentum! Worte brachen ihm von den Lippen: »Dreh dich um! Komm nicht
näher! Du darfst nicht. Ich schwöre dies bei Olvia! Geh zurück.« Sein anderes
Selbst, dort draußen im Wegenetz, brüllte in tiefstem Abscheu: »Ego te
exorcizo!« Eine heftige, abstoßende Kraft warf Jaq überwältigend zurück.
Die Sackgasse im Wegenetz schrumpfte zu einem Punkt in der Ferne, der gleich
darauf verschwand.
Doch er starrte noch immer in
Meh'lindis Gesicht! Ach nein, in Rakels.
In seiner Frustration hätte er
dieses quälend verlockende Gesicht verletzen können, aber es war geheiligt, in
einem privaten, profanen Tabernakel seiner Seele.
»Chef? Bist du wieder bei uns?«
»Was soll das heißen?«, fragte
Jaq.
»Du stehst da wie eine Statue,
ganz benommen und verzaubert.«
Ja, richtig, gefangen in der Vision
des Wegenetzes, wo die Zeit anders verstrich ...
»Wie lange war ich so?« Grimm
sagte es ihm, und Jaq . ächzte. »So lang!« Der kleine Mann fügte
hinzu: »Wenn ich nicht eine treue Seele wäre, hätte ich inzwischen allein das
Weite gesucht!«
»Und wenn die Plasmakanone
nicht wäre«, erinnerte ihn Rakel.
»Was ist los mit dir, Chef?«
»Das hat nichts zu bedeuten!« Jaq
konnte schwerlich Meh'lindis Seele aus ihrem dem Untergang geweihten Körper
gepflückt haben, solange sie noch lebte. Seine Vision, erzeugt von der
Chaosrüstung, war unnütz und vergeblich.
»Er sah in seiner Rüstung so
edel aus«, murmelte Rakel.
»Prachtvoll in Rot und Gold«,
stimmte Grimm zu.
»Sieht man nicht alle Tage.« Jetzt
war Jaqs Rüstung wieder eckig und hart und schmucklos, von stumpf bläulicher
Farbe ...
Sie hatten ihn genauso gesehen,
wie er sich selbst bei jenem früheren Anlass im Wegenetz gesehen hatte.
»Konnte nicht umhin, dich zu
bewundern, Chef. Bis auf deine Lähmung. Natürlich hättest du, wie du eben aussahst,
keinen Chaoskrieger zu der Annahme verleiten können, du seiest einer von ihnen.
Da war es vielleicht gut, dass du hiergeblieben bist.«
War dies die Bedeutung der
Illusion gewesen, die seine Rüstung projiziert hatte? Dass wahre Ehre und Reinheit
trotz einer Tändelei mit dem Dämonentum in ihm waren, trotz einer
pathologischen Abhängigkeit von Meh'lindi? Dass diese Besessenheiten der Weg
zur Tugend waren? Hatte der leuchtende Pfad ihn eben nach so langer Zeit berührt,
als er die Chaosrüstung angelegt hatte? Hatte das Numen ihn verklärt? Er
betete, dass es ihn jetzt in dieses Chaosschiff geleite, wie es ihn einst durch
den imperialen Palast und in den Thronsaal geführt hatte. Dass es ihn ungesehen
und sicher durch alle Gefahren führe.
War er ohne sein Wissen bereits
erleuchtet, ohne Zuflucht zu Dämonen nehmen zu müssen? Ohne zuerst seine Seele
aufgeben zu müssen? Hatte er sich nicht bereits diesem stählernen Anzug des
Chaos ausgeliefert und sich selbst exorziert? »Ich gehe zum Chaosschiff«,
grollte er. »Gib mir den Verstärkerstab, Grimm.« Er war im Begriff, das Visier
zu schließen, um sein Gesicht zu verbergen.
»O meine Ahnen!«, rief Grimm.
»Du kommst zu spät!« Aus der Richtung des Chaosschiffs kam Lex gewankt.
Sein Gesicht war von
psychopathischer Wut entstellt.
11
TZEENTCH
F ür Lex war der schlimmste Alptraum Wirklichkeit
geworden.
Das Schicksal, als Opfer
Tzeentchs zu enden, hatte in jener Höhle auf Antro kurz bevorgestanden, aber
Terminator-Skriptoren hatten Lex, Biff und Yeri gerettet. Nichts konnte Lex
jetzt retten.
Schlimmer noch, seine
gegenwärtigen Gefängniswärter waren korrumpierte Space Marines, die vor
zehntausend Jahren gegen den Gott-Imperator rebelliert hatten.
Wenn Lex durch Chirurgie und
die Gensaat Rogal Dorns zu einem übermenschlichen Zustand erhöht worden war, waren
diese früheren Marines
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