Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
radikal nichtmenschlich geworden. Das Dämonentum hatte
ihr unwürdiges Leben erhalten und sie mit schrecklicher Macht ausgestattet.
Ihre Existenz war die übelste
Blasphemie im Kosmos.
Und das Schlimmste von allem
war, dass sie nicht die Absicht hatten, ihn einfach zu opfern oder zu Tode zu quälen.
Sie beabsichtigten, ihn zu einem der Ihren zu machen, zu einem von Dämonen
besessenen Kadetten des Chaos ...
Die Konturen im Innern des
Chaosschiffs waren absichtlich abweichend, schief und schräg und krumm. Die Ornamente
waren verwickelt und teuflisch, sie zu betrachten, erzeugte Übelkeit. Sie
schienen am Verstand zu zupfen. Schwefliges Räucherwerk brannte allenthalben, vielleicht
um schlimmeren Gestank zu überdecken.
Die energieverstärkten Panzerhandschuhe
seiner Bewacher hielten Lex mühelos an Handgelenken und Knöcheln auf einem mit
Rinnen versehenen eisernen Tisch nieder. Sie verschmähten die eisernen Hand-
und Fußschellen, die an beide Enden des Tischs geschweißt waren.
Mit ihren Handschuhen konnten
sie ihn zu zweit wie ein großes Kind umdrehen, seine spinalen Anschlüsse
untersuchen und einen Kameraden in der Korruption eine kalte Sonde in diese
Anschlüsse stecken lassen. Die bloße Berührung dieser Sonde bewirkte, dass sich
Lex qualvoll wand.
Wie viele Gefangene — wie viele
verwundbare Psioniker — waren auf diesem Tisch mit den Blutrinnen untersucht
worden, bis sie den Verstand verloren hatten oder dienstbare Sklaven dieser
abtrünnigen Zauberer geworden waren? Nun war ihnen ein Imperial Fist in die
Hände gefallen. Er musste sich bemühen, die wahre Identität seines Ordens zu
verbergen, damit er nicht entehrt werde. Würden sie seine Wangentätowierung
erkennen, seine persönliche Heraldik als Imperial Fist? Er hörte ein trockenes
Glucksen von einem der Peiniger, die ihre Helmvisiere aufgeklappt hatten.
Elektrotätowierungen der Gesichter veränderten sich ständig in Form und
Farbtönung.
Was dem Körper eines Marines
fehlte, war eine Selbstmorddrüse, die Fähigkeit, allein durch Willenskraft dem
eigenen Leben ein Ende zu machen.
Aber wie konnte eine solche
Einrichtung überhaupt in Erwägung gezogen werden? Selbst wenn er tödlich
verwundet war, musste ein Space Marine versuchen auszuhalten, wenigstens bis
seine Progenoiddrüsen geborgen werden konnten. Wie sonst könnte ein neuer Space
Marine ausgerüstet werden, um ihn zu ersetzen?
Reinen Schmerz konnte Lex
begrüßen und in Anbetung Rogal Dorns umwandeln — aber nicht dieses unheilige
neugierige Stochern, dieses intime Sondieren ...
Ein Finger mit schwarzen Nägeln
fuhr die Narben auf seiner Stirn nach, aus der er die für lange Dienstzeit
verliehenen Stahlknöpfe herausgerissen hatte.
»Du scheinst ein Deserteur zu
sein«, sagte sein Peiniger, dessen dämonische Tätowierungen pulsierten. »Ein davongelaufener
Verräter. Du hast eine neue Familie gefunden, Deserteur! Bei uns bist du
richtig. Aber deine Hormone stinken nach Abscheu gegen uns. Sie stinken nach
Loyalität zu deinem elenden Primarchen und zu diesem Ding auf Erden. Wie kann
das sein? Lasst uns sehen.«
Die Stimme ging in einen
hypnotischen Singsang über.
»Alles ist Veränderung, alles
ist Wandel. Wir werden dich mutieren und initiieren, so dass deine Seele mit dem
Anschein des Abtrünnigen konform sein wird. Du sollst einer von uns werden — ein
Geringerer während der nächsten Jahrzehnte, aber dennoch einer der Unsrigen. Fähig,
unserem Meister Tzeentch zu dienen, mit Attributen belohnt zu werden und nach
mächtiger Zauberei zu streben. O ja.«
Im Laufe der verschiedenen
Stufen seines Noviziats als zukünftiger Space Marine war Lex abschreckend genug
initiiert worden — durch einen Festschmaus verdorbener, exkrementaler
Nichtnahrung und andere fürchterliche Zeremonien.
Der erzwungene
Initiationsritus, der wie eine Schändung in diesem Chaosschiff stattfand, war
abscheulich und beinahe unaussprechlich. Wie konnte Lex jemals den Kuss der
Verderbtheit, die Gemeinschaft mit dem Chaos, das Gebet der Perfidie, die
Zauber und Anrufungen aus der Erinnerung verbannen?
Und all das geschah, während er
die tastenden Fühler in seinen spinalen Anschlüssen fühlte. Sie drangen in sein
Nervensystem ein, erzeugten Übelkeit erregende Visionen von der
Zerbrechlichkeit des Kosmos, von der Schwächlichkeit der Realität, die von
dämonischen Fingern auseinandergezupft und neu verknüpft werden sollte — mit
verwerflichem Erfolg.
In seiner Qual sah Lex den
ganzen
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